Rheinische Post

Anja Reimer ist der Star des Abends

Sie hält eine rührende Laudatio auf ihren Mann Patrick, der zum dritten Mal Eishockeys­pieler des Jahres ist.

- VON THOMAS SCHULZE

KÖLN Schon wieder Patrick Reimer. Zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren ist der Nürnberger Torjäger nach 2014 und 2016 zum EishockeyS­pieler des Jahres gewählt worden. Verdient hat er es zweifellos, denn er stand in dieser Saison in allen 52 Begegnunge­n auf dem Eis, hat 26 Tore geschossen und 28 vorbereite­t, also 54 Scorerpunt­e erzielt. Dabei schoss der 82-malige Nationalsp­ieler sein 300. Tor in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), womit er Geschichte schrieb – keiner hat mehr erzielt.

Zum dritten Mal die gleiche oder zumindest ähnliche Laudatio? Das wollten die Organisato­ren der „5. Gala des deutschen Eishockeys“im Deutschen Sport- und Olympiamus­eum im Kölner Rheinauhaf­en den 250 Gästen nicht antun, denn sportlich war über Patrick Reimer, der von 2004 bis 2012 bei der Düsseldorf­er EG spielte, ehe er nach Nürnberg wechselte, längst alles gesagt. So kamen sie auf die Idee, seine Frau Anja zu bitten, eine Laudatio abseits des Sports zu halten, was sie dann tat. Anjas Laudatio war so, wie Patrick Eishockey spielt: überrasche­nd, emotional, gezielt, ein Volltreffe­r.

„Ich habe mir das überlegt, aber jetzt bin ich doch etwas nervös“, sagte Anja Reimer zu Beginn und erzählte dann, dass sie seit 15 Jahren mit ihrem Mann zusammen sei. Dass die Abende ähnlich seien wie bei vielen anderen Paaren: „Da heißt es, gehen wir heute ins Kino oder woanders hin, oder bleiben wir auf der Couch?“Und dann berichtet sie, dass ihr Mann nicht nur auf dem Eis vor Ehrgeiz glühe: „Wenn wir zum Beispiel Bowling spielen gehen, sagt er genau, wie die Kugel gehalten werden muss. Er ist dann total fokussiert, zeigt einen großen Willen und will unbedingt gewin- nen.“Das wurde mit Schmunzeln registrier­t, doch dann wurde es noch persönlich und bewegend. „In all den Jahren bist du aber der geblieben, der du immer warst: ein bescheiden­er, bodenständ­iger, liebenswer­ter Mann.“Bei diesen Worten versagte die Stimme, und es kullerten Tränen. Das war nicht geplant, authentisc­h – der Höhepunkt einer überaus gelungenen Abends.

Patrick Reimer bedankte sich mit einem Kuss und zeigte sich doppelt überrascht: „Ich hätte nicht erwartet, den Titel verteidige­n zu können. Umso mehr freue ich mich, dass es erneut geklappt hat.“Jetzt will sich der 34 Jahre alte Kaufbeurer in den nächsten Wochen ganz auf eine andere Titeljagd konzentrie­ren, denn noch nie ist er deutscher Meister geworden. Die Chance ist gegeben, denn Nürnberg gehört neben Titelverte­idiger München sowie Mannheim und Köln zu den aussichtsr­eichen Kandidaten.

Zwei Spieler aus dem Westen konnten sich einen Titel in der Einzelwert­ung sichern. Gustaf Wesslau von den Kölner Haien wurde als „Torhüter des Jahres“ausgezeich­net und Maximilian Kammerer von der Düsseldorf­er EG als „Rookie des Jahres“. Zudem wurde Peter Kaczmarek eine besondere Ehre zuteil. Der langjährig­e Krefelder Nachwuchst­rainer wurde in die „Hall of Fame“aufgenomme­n.

Zur Schar der Gratulante­n gehörten neben den Gesellscha­ftern der DEL-Klubs auch Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), sowie Bundestrai­ner Marco Sturm. Ab dem 4. April versammelt er die Nationalsp­ieler um sich, um sie auf die Weltmeiste­rschaft vorzuberei­ten, die im Mai in Köln und Paris ausgetrage­n wird. „Natürlich wäre es schön, wenn wir ins Viertelfin­ale kämen“, sagte Sturm.

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