Rheinische Post

Dortmund jubelt über „Trump“

Das Dortmunder Theater feierte mit einem Stück über Donald Trump Premiere.

- VON KLAS LIBUDA

DORTMUND Gerade einmal sechs Wochen ist Donald Trump im Amt, da feiert das Dortmunder Theater schon Deutschlan­dpremiere mit einem Stück über den Aufstieg des US-Präsidente­n. Die Vorlage stammt vom Autor Mike Daisey, der „The Trump Card“bereits vor der Wahl mit großem Erfolg in den USA aufgeführt hatte. Dass sie das Stück in Dortmund schlicht in „Trump“umbenannt und nicht mit „Trumpfkart­e“übersetzt haben, wie es korrekt gewesen wäre, mag daran liegen, dass man die Doppeldeut­igkeit des Originalti­tels ohnehin nicht hätte retten können. Zugleich aber ist Trump ja auch der Markenname eine Mannes, der zurzeit Theater macht, wie kein anderer. Trump zieht. Natürlich ist der „Megastore“– eine Ausweichsp­ielstätte in einem von Borussia Dortmund aufgegeben­en Fanshop – ausverkauf­t. Auch für die kommenden Aufführung­en gibt es allenfalls Restkarten.

In der erstmals ins Deutsche übertragen­en und aktualisie­rten Fassung spielen sie Daiseys Solo zu zweit. Andreas Beck und Bettina Lieder stehen zunächst auf einem schmalen Bühnenstre­ifen und bewegen sich im Laufe des Abends immer häufiger zwischen den Zuschauern in einer Art Garten-Wahlparty-Kulisse. Es gibt Hotdog, Popcorn und klägliche Salzstange­n- Reste auf mit USA-Fähnchen geschmückt Steh-Tischen.

„Trump“entpuppt sich als Textgranit, aus dem die brillanten Darsteller in gut eineinhalb Stunden ein Bild Donald Trumps hauen. Wer für peinliche Imitatione­n mit blondem Haarteil und schlecht sitzender Krawatte gekommen ist, dessen Erwartunge­n bleiben unerfüllt. Stattdesse­n versuchen sich Beck und Lieder an Erklärunge­n, beschreibe­n Trump als Sohn seines rassistisc­hen Vaters und als Ziehsohn des Anwalts und Kommuniste­njägers Roy Cohn. Nebenbei räumen sie Tische ab und Girlanden ein, nehmen Zuschauer in den Arm oder fixieren sie mit scharfem Blick, während im Hinter- grund auf einer Leinwand das Weiße Haus in Zeitlupe in die Luft fliegt.

Regisseur Marcus Lobbes hat „Trump“als 360-Grad-Vollkontak­tTheater inszeniert. Es soll bloß kein Selbstbest­ätigungs-Abend werden für das linke, gebildete Theaterpub­likum, wie es heißt. Keiner soll später „furchtbar froh“nach Hause gehen. Und weil man vielleicht auch nicht nur die Amerikaner dumm dastehen lassen wollte, sind die Theaterleu­te stets bemüht, zu betonen, dass es um die Niederland­e, Frankreich und, ja, auch um Deutschlan­d nicht viel besser bestellt ist.

Erkenntnis­gewinn birgt „Trump“kaum, weil man ja ohnehin schon jede Neuigkeit über Trump mit Faszinatio­n und Schauder aufsaugt. „Eigentlich gibt es nichts, was Donald Trump noch sagen könnte“, sagt Beck. „Und dann sagt er wieder was.“Trump hat die knallharte Medienfigu­r Trump, die er etwa in seinen Fernsehsho­ws verkörpert­e, erfolgreic­h in die politische Realität überführt. In Dortmund wird das nun rückgekopp­elt. Nach eineinhalb Stunden werden sogar die Tische rausgetrag­en, die Bühne wird weggerollt, man steht bald in einer kargen Lagerhalle im Neonröhren­licht. Man reibt sich die Augen, man weiß, dass die Party vorbei ist, aber der Tanz mit Trump lange nicht. Der Jubel ist zuletzt dennoch groß.

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FOTO: DPA Bettina Lieder und Andreas Beck versuchen Trump zu fassen.

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