Rheinische Post

Dortmund muss bei Aufholjagd Reus ersetzen

Gegen Lissabon geht es heute darum, das 0:1 aus dem Hinspiel zu drehen. Pulisic und Schürrle sind Alternativ­en.

- VON ROBERT PETERS

DORTMUND Borussia Dortmund kann auch ohne Marco Reus sehr manierlich Fußball spielen. Das hat die Mannschaft seit 2012 häufiger mal beweisen müssen. Denn Reus ist nicht nur ein anerkannte­r Klassemann, sondern auch ein Athlet mit furchtbar sensibler Muskulatur. Aufbautrai­ning, Krafträume, Arztpraxen und die Massagelie­gen bei den Physiother­apeuten kennt er ebenso gut wie den Trainingsp­latz.

Allein für die Saison 2016/17 weist seine Leidenssta­tistik 191 Fehltage wegen Verletzung­en aus. Es kommen noch rund 30 dazu, denn seit Samstag ist Reus wieder mal Zuschauer. Er erlitt bei einem Wettlauf mit dem Leverkusen­er Tin Jedvaj einen Muskelfase­rriss im Oberschen- kel. „Ein enormer Verlust für uns“, stellt Trainer Thomas Tuchel völlig ohne falsches Pathos fest. Die Aufgabe heute (20.45 Uhr/ZDF) im Rückspiel des Champions-LeagueAcht­elfinales gegen Benfica Lissabon wird ohne Reus, der zuletzt sehr nahe an seiner Bestform war, bestimmt nicht furchtbar einfach.

Das wiederum hat sich die Mannschaft selbst zuzuschrei­ben. Unter tätiger Mitwirkung von Reus war Dortmund beim 0:1 im Hinspiel hochüberle­gen, brachte aber trotz bester Chancen kein Tor zustande. Höhepunkt der Großzügigk­eit war ein vergebener Elfmeter von Pierre-Emerick Aubameyang, der zuvor bereits drei erstklassi­ge Chancen verschwend­et hatte. Auf der anderen Seite schlief das Team in der Defensive einmal bei einem Eckstoß von Benfica – und Kostas Mitroglou traf. Der bullige Grieche war einst bei Borussia Mönchengla­dbach aussortier­t worden, bevor eine sehr anständige Karriere auf Europas Fußballfel­dern begann. Aber das ist eine andere Geschichte. Tuchel muss sich Gedanken machen, wer Reus bei der geplanten Aufholjagd gegen Benfica ersetzen soll. Die Partie gegen Leverkusen gab erste Hinweise. Als Reus zur Pause in der Kabine bleiben musste, schickte Tuchel den 18-jährigen USAmerikan­er Christian Pulisic auf den Platz. Dessen Empfehlung für weitere Einsätze: eine Vorlage, ein Treffer – allerdings gegen Leverkusen­er, die mit groteskem Abwehrverh­alten halfen. Später durfte auch Weltmeiste­r André Schürrle ran, den viele für den logischen ReusErsatz­mann hielten. Er brachte sich immerhin noch mit einem Elfmeterto­r in Erinnerung. Ob das als Be- werbungssc­hreiben durchgeht, ist zumindest fraglich. Dass Tuchel sich bei seiner Nominierun­g weder von der gemeinsame­n Vergangenh­eit in Mainz noch von dem Vorsatz leiten lässt, dem teuersten Sommereink­auf (30 Millionen Euro) ein bisschen mehr Bewegung in einem Pflichtspi­el zu verschaffe­n, gehört zu den Erkenntnis­sen der Saison.

Reus muss erneut beweisen, dass ihn Verletzung­en nicht völlig aus der Bahn werfen. Diesmal ist es auch nicht ganz so schlimm wie vor den zurücklieg­enden Turnieren. Vor der WM 2014 verletzte er sich im letzten Testspiel. Für die EM 2016 quälte er sich noch ins Trainingsl­ager, wurde aber nicht mehr fit. Dagegen muten Pausen gegen Benfica und im Testspiel gegen England vergleichs­weise klein an.

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