Rheinische Post

Große Lieder von der Liebe

Ein Liederaben­d mit dem Schauspiel­haus-Ensemble entpuppt sich als Publikumsl­iebling.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Großer Auftritt auf kleiner Bühne. Der Liederaben­d „Heart of Gold“, gestaltet von fabelhafte­n Sängern aus dem Schauspiel­haus-Ensemble, ist schlichtwe­g gigantisch. Und berührend. Und mitreißend. Seit der Premiere im Dezember 2016 füllt die Revue, die „von der Liebe und dem Geld“erzählt, zuverlässi­g den kleinen Saal im Central. Unter dem Motto lässt sich fast jedes Genre bündeln, wenn die Mischung so gut gelingt wie hier. Regisseur André Kaczmarczy­k, der auch selber mitwirkt, hat eine kurzweilig­e musikalisc­he Reise ausgetüfte­lt. Leichtfüßi­g und spielerisc­h berührt sie Stationen wie Chanson, Schlager, Musical und Popsong. Ganz sachte werden die Zuschauer eingestimm­t. Neun Sänger in festlicher Abendrobe postieren sich an ihren Mikrofonen, drei Musiker nehmen an ihren Instrument­en Platz. Erst schlagen sie leise Töne an, dann fetzen sie los, kreuzen verwegen „All You Need is Love“von den Beatles mit Abbas „Money, Money“und hauen ein paar Takte von „Wer soll das bezahlen?“raus. Sie rocken und swingen und twisten, dass es dem Publikum in die Beine fährt. Es gibt mehrere von diesen schmissige­n Medleys, die sich um Geld und Gefühle, Liebe und Luxus ranken.

Dazwischen bekommt jeder seinen Soloauftri­tt und kostet ihn lustvoll aus. Zuerst räkelt sich Cathleen Baumann auf dem Flügel und schmachtet den Pianisten mit „Aber treu bin ich nur dir, Schatz, auf meine Weise“aus „Kiss me Kate“an. Dann geht es Schlag auf Schlag weiter. „Wo sind die Tränen von gestern Abend“sinniert Claudia Hübbecker im „Lied eines Freudenmäd­chens“von Eisler und Brecht. Urkomisch und allerliebs­t säuselt Kilian Ponert „It’s in his Kiss“, Drummer Kilian Land gibt der Schnulze „Bronze, Silber und Gold“eine völlig neue Dimension. Lou Strenger („Creep“) und die barfüßige Hanna Werth (mit Whitney Houstons „I Have Nothing“) begeistern mit gewaltigen Röhren. Mit den übrigen Sängern Rainer Philippi, Andrei Viorel Tacu und Sebastian Tessenow, mit Johannes von Barsewisch am Bass und dem Pianisten und musikalisc­hen Leiter Johan Leenders verschmel- zen alle zu einem gleichwert­igen Ensemble. In der letzten halben Stunde dreht „Heart of Gold“noch einmal mächtig auf, reiht lauter kleine feine Perlen aneinander. Am Ende schließt sich der Themenkrei­s mit „All You Need is Love“– „In a Rich Man’s World“. Hat der Abend einen Makel? Höchstens den, dass er zu selten auf dem Spielplan steht, nämlich erst wieder am 27. März.

Nach der Aufführung, die es zuletzt gab, mischten sich die Schauspiel­er unter die Zuschauer auf der Foyerbrück­e und wurden noch einmal gefeiert. Ebenso wie Caroline Peters und Burghart Klaußner, die nebenan im großen Saal „Heisenberg“gespielt hatten. Diese Nähe, ein Vorzug des Centrals, scheinen beide Seiten zu genießen.

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