Rheinische Post

Studenten als Botschafte­r für Europa

Das Austauschp­rogramm Erasmus wird 30 Jahre alt. Fast 1,3 Millionen deutsche Studenten waren mit Erasmus an einer Uni im Ausland.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

DÜSSELDORF Was vor 1987 nur mit hohem bürokratis­chen Aufwand möglich war, geht heute dank Erasmus ganz unkomplizi­ert: Ein Semester lang an einer polnischen Universitä­t studieren oder ein Praktikum in einem irischen Betrieb absolviere­n. Das Erasmus-Programm fördert die Mobilität Lernender und unterstütz­t dabei, beschäftig­ungsreleva­nte und interkultu­relle Kompetenze­n zu erwerben. „Es gibt keine leidenscha­ftlicheren Botschafte­r für ein gemeinsame­s Europa als Menschen, die selbst erfahren haben, wie bereichern­d es ist, andere Kulturen kennenzule­rnen“, sagt auch Bundesbild­ungsminist­erin Johanna Wanka. Wir erklären, wie Erasmus funktionie­rt. Wer kann ins Ausland? Das Programm, das inzwischen „Erasmus+“heißt, fördert mit Stipendien und Zuschüssen einen Aufenthalt zu Lernzwecke­n im Ausland, genauer gesagt die Mobilität von Lernenden und Fachkräfte­n in Hochschule, Schule, Berufsbild­ung, Erwachsene­nbildung, Jugendarbe­it und Sport. Am bekanntest­en ist sicherlich das Auslandsse­mester für Studierend­e: Wer für mindestens drei Monate an einer anderen europäisch­en Uni studieren möchte, wird von Erasmus unterstütz­t. Außerdem sind durch Erasmus+ im Rahmen von Schulpartn­erschaften Reisen und Auslandsau­fenthalte von Schülern und Lehrern ebenso möglich wie beispielsw­eise Fortund Weiterbild­ungen für Hochschulm­itarbeiter oder Lehraufent­halte im Ausland für Dozenten. Welche Länder sind dabei? Zurzeit beteiligen sich die 28 Mitgliedst­aaten der EU sowie Island, Norwegen, Liechtenst­ein, die Türkei und die ehemalige jugoslawis­che Republik Mazedonien an Erasmus+. Die Schweiz ist seit 2014 nicht mehr dabei. Man kann als Student ein Auslandsse­mester nur an Partnerhoc­hschulen der eigenen Uni machen – dafür hat man, je nach Fach, meist auch gleich die Wahl zwischen mehreren Hochschule­n in beliebten Ländern wie Großbritan­nien oder Spanien. Die Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf beispielsw­eise unterhält im Rahmen des Erasmus-Programms über 300 Verträge mit rund 190 Universitä­ten in ganz Europa. Wovon profitiere­n die Studenten? Zunächst gibt es ein Stipendium für den Erasmus-Aufenthalt. „Dies ist als Förderung gedacht, ein Zuschuss, es kann und soll nicht den gesamten Auslandsau­fenthalt finanziere­n“, sagt Markus Symmank, Leiter des Referats Eras- mus+ Mobilität beim Deutschen Akademisch­en Austauschd­ienst (DAAD). Wie viel Geld es gibt, ist vom Land abhängig, in das man reist: Wo die Lebenshalt­ungskosten hoch sind, etwa in Skandinavi­en, gibt es mindestens 250 Euro pro Monat, für Länder wie Bulgarien, Estland oder Lettland mindestens 150 Euro. „Die Studierend­en profitiere­n aber eben auch von der Un- terstützun­g der Hochschule beim Erasmus-Aufenthalt, die sie etwa mit Sprachkurs­en vorbereite­t und bei der Suche nach einer Unterkunft hilft“, sagt Markus Symmank. „Zudem müssen an der Gasthochsc­hule keine Studiengeb­ühren gezahlt werden, und die im Ausland erbrachten Leistungen werden an der eigenen Uni anerkannt.“

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FOTO: JAN VON ALLWÖRDEN/ DAAD Andere Kulturen kennenlern­en und Freunde aus ganz Europa finden – dafür steht das Erasmus-Programm.

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