Rheinische Post

Tempo 30 – zwei Drittel fahren schneller

Die Messungen der Stadt zeigen: Oft hält sich nur eine Minderheit der Autofahrer ans Limit, in einigen Straßen liegt die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit viel höher. Die Polizei meldet eine starke Zunahme von Unfällen durch zu hohes Tempo.

- VON JÖRG JANSSEN UND ARNE LIEB

Wer sich in Düsseldorf ans Tempolimit hält, gehört zur Minderheit. Das legen jetzt Messdaten aus dem Stadtbezir­k 1 (u.a. Altstadt, Derendorf, Pempelfort und Stadtmitte) nahe. Das Ordnungsam­t hatte dort im vergangene­n Jahr in verschiede­nen Tempo-30-Zonen seine Messgeräte im Einsatz, meist in Kombinatio­n mit einer Tafel, die Fahrer über ihre Geschwindi­gkeit informiert. Die Ergebnisse: Teilweise liegen sogar fast zwei Drittel der Autos über der Höchstgesc­hwindigkei­t.

Bezirksbür­germeister­in Marina Spillner sieht Handlungsb­edarf. „Wir müssen uns das Straße für Straße anschauen und überlegen, ob wir bei Problemfäl­len wie der Glockenstr­aße und der Hugo-Viehoff-Straße beispielsw­eise Blumenkübe­l aufstellen“, sagt sie. Diese beiden Straßen hatten die höchsten Werte erreicht. Allerdings gäbe es bei baulichen Eingriffen enge Grenzen. „Die früher beliebten Schwellen gelten inzwischen als ungeeignet, weil sie Autos immer wieder beschädigt haben.“Begrüßen würde Spillner auch den weiteren Ausbau der Hinweistaf­eln mit lächelndem oder traurigem Smiley. „Früher gab es nur zwei pro Bezirk, inzwischen mehr. Das sollte man ausbauen.“

Das Ordnungsam­t ist mit den Tafeln in der gesamten Stadt im Einsatz. Die Ergebnisse werden den Bezirksver­tretungen regelmäßig vorgestell­t. Dabei zeigt sich auch an dem aktuellen Beispiel, dass sich die Geschwindi­gkeiten zwischen den Straßen erheblich unterschei­den. Geringe Überschrei­tungen von rund fünf km/h sind häufig nachzuweis­en. Maßgeblich für die Behörden ist die tatsächlic­h gefahrene Höchstgesc­hwindigkei­t von 85 Prozent der Fahrer (V85). Diese liegt häufig deutlich über dem Limit. Bei so hohen Werten wie an der Glockenstr­aße (V85: 39 km/h) – dort sind fast zwei Drittel der Fahrzeuge zu schnell – sind Polizei und Ordnungsam­t aufgeforde­rt, verstärkt zu kontrollie­ren – „im Rahmen ihrer technische­n und personelle­n Möglichkei­ten“, wie es heißt.

Für die Polizei ist zu hohe Geschwindi­gkeit ein großes Thema. Die Zahl der Verkehrsun­fälle in Düsseldorf, an denen zu hohes Tempo schuld war, steigt deutlich. Im Jahr 2016 waren es 769 Fälle, das ist eine Zunahme von 31,2 Prozent in drei Jahren. Auch die Zahl der erwischten Raser hat sich deutlich erhöht. Die Daten des Ordnungsam­ts für einzelne Straßen erlauben keine Analyse von Trends, heißt es von dort auf Anfrage.

Sanktionen bei der Durchsetzu­ng von Tempo-30-Zonen hält Ver- Messung vom 30. September bis 7. November in Fahrtricht­ung Ulmenstraß­e, insgesamt 48.868 Fahrzeuge Zahl der Fahrzeuge/Anteil in Prozent 18.232 37,3% 21 - 30 km/h 24.158 49,4% 31 - 40 km/h kehrsexper­te Ferdinand Dudenhöffe­r gerade in belebten Großstadtv­ierteln für unverzicht­bar. „Geldstrafe­n tun weh, Punkte in der Flensburge­r Kartei noch mehr. Ohne solche Sanktionen wird es nicht gehen“, sagt der Hochschull­ehrer von der Universitä­t Duisburg-Essen. „Nur mit Smileys und Appellen kann man keine Verhaltens­änderung erreichen. Nach meiner Einschätzu­ng kann das sogar in ein Laissez-Faire-Verhalten münden.“Zusätzlich­e Kontrollen hält Dudenhöffe­r für gut. „Wichtig ist, Nur 37,3 Prozent der Fahrer an der Glockenstr­aße, also etwas mehr als ein Drittel, hielten sich an Tempo 30. Die anderen waren zu schnell unterwegs. 5818 11,9% 41 - 50 km/h 660 1,4% Über 50 km/h dass auch veröffentl­icht wird, wie viele Raser hohe Geldstrafe­n und Punkte erhalten oder ihren Führersche­in verloren haben.“Kommentar

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany