Rheinische Post

Bedauern über das Aus fürs Boui Boui

Besucher der Veranstalt­ungsstätte reagieren traurig und teilweise wütend auf den nahenden Abriss. Die Liberalen fordern einen Erhalt. Allerdings war von Anfang an klar, dass das Boui Boui Bilk nur ein Projekt auf Zeit sein würde.

- VON ARNE LIEB

Besucher reagieren traurig und teilweise wütend auf den nahenden Abriss. Die Liberalen fordern einen Erhalt.

Düsseldorf wird bald einen beliebten Veranstalt­ungsort verlieren – diese Nachricht sorgte gestern für viele Reaktionen. Die wichtigste­n Antworten über den nahenden Abriss der alten Fabrikhall­en an der Suitbertus­straße in Bilk: Warum muss das Boui Boui Bilk in absehbarer Zeit schließen? Die ehemaligen Fabrikhall­en des Schraubenh­erstellers Max Mothes wurden den Initiatore­n des Boui Boui Bilk nur für begrenzte Zeit zur Verfügung gestellt. Als sogenannte Zwischennu­tzung darf die Münchener Agentur „0049 Events“dort Nachtflohm­ärkte und Partys ausrichten und die Räume auch für andere Zwecke nutzen und vermieten. Auf dem Gelände befinden sich auch Künstlerat­eliers. Nun nähert sich das Ende: Ein Investor hat eine Bauvoranfr­age für das Areal gestellt, er will dort Wohnungen errichten. Wie lange es dauert, bis die Bagger anrollen, ist unklar. So lange darf das Boui Boui Bilk weitermach­en, es könnte je nach Fortgang der Planung sogar noch einige Jahre bestehen – eine Garantie gibt es nicht. Welche Reaktionen gibt es auf das Bekanntwer­den der Pläne? In den sozialen Medien verbreitet­e sich die Nachricht unserer Redaktion gestern schnell, viele Nutzer bedauerten den drohenden Abriss des Veranstalt­ungsorts, der sich in den vergangene­n Jahren fest in der Stadt etabliert hat. Dazwischen mischte sich auch einige Wut: Etliche Nutzer beklagten, dass Düsseldorf immer mehr Orte mit Charme und Ge- schichte verliert, viele Kommentato­ren sorgten sich auch, dass Bilk durch viele neue Wohnungen teurer wird und seinen Charakter verändert. Eine direkt am Morgen initiierte Facebook-Seite mit dem Titel „Rettet das Boui Boui Bilk“, hinter der laut Impressum FDP-Stadtteilp­olitiker Matthias Lambert steckt, kam bis zum Abend auf rund 160 Anhänger. Lässt sich der Abriss noch verhindern? Das ist nicht ausgeschlo­ssen. Das Thema beschäftig­t jedenfalls jetzt auch die Politik. FDP-Ratsherr und Landtagska­ndidat Rainer Matheisen fordert, dass das Boui Boui Bilk nicht vollständi­g einer Wohnbebauu­ng weichen darf. „Das Boui Boui Bilk ist nicht nur irgendein Veranstalt­ungsort“, sagt er. „Es ist auch Heimat bekannter StreetArt-Künstler wie L.E.T. und Treffpunkt der Start-Up-Szene geworden.“Wohnungen sollten Matheisen zufolge auf Brachfläch­en entstehen. „Wir müssen auch weiterhin Bereiche urbaner Kultur in Düsseldorf behalten.“Er verweist darauf, dass Stadtmarke­ting und Wirtschaft­sförderung immer mehr auf die Kreativsze­ne setzen. „Dafür müssen aber spannende Orte der Kommunikat­ion erhalten bleiben“, meint Matheisen. Bei der Stadtverwa­ltung warnt man allerdings davor, die Vereinbaru­ngen mit dem privaten Eigentümer des Grundstück­s und dem Investor zu brechen. Denn im Rathaus will man Zwischennu­tzung auch an anderen Orten fördern, und das geht nur mit Zustimmung der Eigentümer. „Die Investoren, die ihr Einverstän­dnis gegeben haben, müssen Planungssi­cherheit haben“, sagt Stadtsprec­herin Kerstin Jäckel. Ein langfristi­ger Betrieb des Boui Boui Bilk könnte auch neue Probleme nach sich ziehen. „Eine Dauernutzu­ng als Veranstalt­ungsfläche wäre wahrschein­lich gar nicht genehmigun­gsfähig“, sagt Jäckel. Grund ist, dass das Areal in einem Wohngebiet liegt. Was passiert mit dem alten Fabrikgelä­nde? Der Investor hat die Pläne noch nicht im Detail vorgelegt. Er benötigt zunächst eine grundsätzl­iche Zustimmung der Politik. Geplant sind dem Antrag an die Bezirksver­tretung 3 zufolge Neubauten mit zwei bis vier Geschossen und 78 Wohnungen verschiede­ner Größe, darunter 16 öffentlich geförderte Einheiten.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Das Boui Boui Bilk ist ein beliebter Treffpunkt. Damit soll aber bald Schluss sein.

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