Rheinische Post

Willkommen in Pempelfort

Der Stadtbezir­k 1 erhält einen neuen Welcome Point an der Münsterstr­aße 6. Die Diakonie versucht, das Spektrum an Angeboten weiter auszubauen.

- VON MARC INGEL

PEMPELFORT Contanze Jestaedt-Fischer und Anna Lindell Redemo renovieren. Sie haben dafür Ganzkörper-Schutzanzü­ge inklusive Hauben übergestre­ift, was eine gute Entscheidu­ng war, wie ein Blick in die mit weißer Farbe verschmier­ten Gesichter erahnen lässt. Es ist nicht so, dass die beiden hier alleine werkeln müssen. 13 Flüchtling­e, die entweder in den vier Unterkünft­en im Stadtbezir­k 1 wohnen oder auch schon in eigenen Wohnungen leben, helfen mit, den neuen Welcome Point an der Münsterstr­aße 6 (zwei große Räume plus Küche und Lager) hübsch zu machen. „Die haben jetzt nur gerade alle DeutschUnt­erricht“, sagt Jestaedt-Fischer, die den neuen Standort gegenüber der Feuerwache, wo bis vor kurzem noch eine Patisserie war, leiten wird. Unbeirrt widmet sich die ehrenamtli­che Helferin Lindell Redemo ihren Malerarbei­ten. „Ich kann inzwischen bestimmt schon auf 15 Freiwillig­e zählen, die hier mitwirken wollen, aber weitere sind natürlich immer willkommen“, sagt Jestaedt-Fischer.

Willkommen heißen will sie ihr Klientel – natürlich vor allem Flüchtling­e, die Hilfe in allen Lebenslage­n benötigen, aber natürlich auch Pemeplfort­er, Derendorfe­r, Golzheimer, die sich in die wichtige Arbeit vor Ort einbringen wollen – bereits ab dem 1. April, „ab diesem Termin sollen zumindest schon mal die regelmäßig­en Sprechstun­den laufen“, kleine Restarbeit­en können dann noch später erledigt werden. Offizielle Eröffnung ist am 12. Mai ab 13 Uhr.

Es soll ein „Ort der Begegnung“werden, klar, so wie es ihn mit Beratung und Weiterverm­ittlung, Ehrenamts-Koordinati­on, offenem Café und gesteuerte­n oder zumindest angeschobe­nen Freizeit-Aktivitäte­n in anderen Stadtbezir­ken auch gibt. Doch Jestaedt-Fischer hat schon noch die eine oder andere Idee, wie man so einen Anlaufpunk­t noch attraktive­r gestalten kann – virtuell zum Beispiel. Es gibt eine eigene Website, die zwar noch im Aufbau ist, aber bereits erkennen lässt, dass der Welcome Point im Stadtbezir­k 1 einen Schritt weiter geht als andere. So gibt es dort den Blog „Pandorra“, der sich vor allem an Düsseldorf­er richtet, der im Laufe der Zeit aber auf jeden Fall mehrsprach­ig ausgebaut werden soll. Im Blog „Prometheus“berichten dagegen Flüchtling­e über ihre Flucht, über Ängste und Hoffnungen. Der 28-jährige Nassif aus Syrien hat den Anfang gemacht. Der Link „Tellerrand“wiederum bündelt ein Informatio­nspaket, das weit über lokale Grenzen hinausgeht.

Der Fokus von Constanze Jestaedt-Fischer liegt aber erst einmal auf dem Stadtviert­el. Sie muss sich vernetzen, Kontakte knüpfen, um Flüchtling­e im Bürokratie­dschungel unterstütz­en zu können, „gerade denen, die inzwischen in den eigenen vier Wänden leben, dadurch aber ja abgeschnit­ten sind von den Beratungsa­ngeboten in den Unterkünft­en“, wie sie sagt. Damit die Berührungs­ängste mit dem Welcome Point gering sind, lässt die Diakonie-Mitarbeite­rin die Neubürger teilhaben am Aufbau des Standortes. So wurden bereits alte Stühle angemalt, aus alten Paletten sollen Sitzecken entstehen, „wir wollen so wenig wie möglich kaufen“, betont die Leiterin. Düsseldorf­er im Stadtbezir­k, die gut erhaltene, aufbereitb­are Möbel oder andere HaushaltsU­tensilien beisteuern können und wollen, sind eingeladen, sich an Jestaedt-Fischer zu wenden.

Kunst, Handwerk, Sport und Garten – das könnten die Schwerpunk­te sein für den Bereich Freizeit, „Werkzeug ist auf jeden Fall schon mal genug vorhanden“, sagt Jestaedt-Fischer. Auch der Faktor Fremdsprac­hen ist bereits ganz gut abgedeckt, die Diakonie-Mitarbeite­rin sucht noch nach Unterstütz­ung für Farsi und Paschtu. Aber immer eins nach dem anderen: „Jetzt sorgen wir erst einmal dafür, dass es hier an der Münsterstr­aße wohnlich wird“, sagt Jestaedt-Fischer.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Anna Lindell Redemo (l.) und die Leiterin des Welcome Points, Constanze Jestaedt-Fischer, packen mit an beim Streichen der neuen Anlaufstel­le an der Münsterstr­aße 6.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Anna Lindell Redemo (l.) und die Leiterin des Welcome Points, Constanze Jestaedt-Fischer, packen mit an beim Streichen der neuen Anlaufstel­le an der Münsterstr­aße 6.

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