3000 neue Wohnungen pro Jahr
Bereits im Wahlkampf hatte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) den Wohnungsmangel zu seinem Hauptthema gemacht. Ein Aktionsplan zeigt nun Möglichkeiten: Baulücken, vergessene Ränder und ungenutzte Gewerbeflächen.
Ein Aktionsplan zum Thema Wohnungsmangel zeigt neue Möglichkeiten, Baulücken, vergessene Ränder und Gewerbeflächen zu nutzen.
Kein Thema bewegt die Düsseldorf so sehr wie Wohnen. Kaum eine Region in Westdeutschland leidet so unter Wohnungsknappheit und sprunghaft steigenden Immobilienpreisen und Mieten. Das zu bekämpfen hatte sich der damalige Oberbürgermeisterkandidat Thomas Geisel (SPD) auf die Fahnen geschrieben. Jetzt präsentierte der OB seinen „Aktionsplan Wohnen“, grade vor dem Start der Mipim, der großen Immobilienmesse in Cannes. „Wir müssen bauen, bauen, bauen. Bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum müssen wir Tempo machen. Angesichts des Bevölkerungswachstums unserer Stadt wurde das Thema Wohnungsbau in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt“, sagte Geisel gestern bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Rathaus.
Ziel seien nun 3000 zusätzliche Wohneinheiten pro Jahr. 2015 wurde Baurecht für 2.060 Wohneinheiten geschaffen, 2016 für 1418. Laut Baudezernentin Cornelia Zuschke wurden in den Jahren 2008 bis 2014 nur Baurecht für durchschnittlich 837 zusätzliche Wohneinheiten pro Jahr geschaffen – im Jahr 2013 lag die Zahl sogar bei Null. In diesem Jahr soll die Zahl durch geschaffenes Baurecht ermöglichte Wohneinheiten auf 2874 steigen – davon 580 Wohneinheiten öffentlich gefördert und 590 preisgedämpft. Im Jahr 2018 ist Baurecht für 3452 Wohneinheiten (1040 öffentlich gefördert, 690 preisgedämpft) und im Jahr 2019 für 3660 Wohneinheiten (1100 öffentlich gefördert, 730 preisgedämpft) vorgesehen.
Um das angesichts eines sehr knappen Flächenangebots zu schaffen, wurden im Zuge des „Aktionsplans Wohnen“alle städtischen und privaten Flächen auf eine „unmittelbar, mittel- oder langfristig mög- liche Wohnbebauung“hin sondiert. „Dazu gehört neben der Weiterentwicklung von Flächen auch die Nachverdichtung, Ergänzung, Umstrukturierung und Umnutzung von Grundstücken zur Wohnbebauung, wobei Innenverdichtung vor Außenverdichtung kommt“, sagte Zuschke. Die Analyse offenbarte 15 Flächen mit vorhandenem Baurecht für Wohnen, wo aber aus diversen Gründen noch nicht gebaut wird, 17 Flächen mit laufenden Verfahren und acht Flächen mit eingeschränkten Baurechten. Außerdem wurden elf Grundstücke mit tendenzieller Eignung für Wohnungen aufgespürt. Zuschke sprach dabei von „Randlagen“. Bei 95 Flächen wurde festgestellt, dass sie sich aus diversen Gründen nicht für den Wohnungsbau eignen. Auch Umwidmungen bestimmter heutiger Gewerbeflächen schlossen Geisel und Zuschke nicht aus. „Es darf keinen Vorrang für Gewerbe einerseits, oder Wohnen andererseits geben. Aber flächenintensive und job-extensive Gewerbe werden in Düsseldorf nicht blühen“, sagte der Oberbürgermeister.
Die CDU-Ratsfraktion reagiert kritisch auf den gestern von OB Geisel vorgestellten „Aktionsplan Wohnen“. Bauen um jeden Preis sei noch kein Konzept für die Zukunft Düsseldorfs. Dagegen fordert die CDU eine ernsthafte Debatte über Lebensqualität, Zielgrößen und den Erhalt dörflicher Strukturen.
„Geisels Aktionsplan ist reiner Aktionismus“, bemängelt CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt. „Der OB wiederholt nur stur seine Parole, jährlich mindestens 3000 Wohnungen aus dem Boden stampfen zu wollen. Über Folgen und Probleme sagt er nichts.“
Besonders in den ländlichen Bezirken wie Hamm und Flehe besteht die Sorge, neben Gewerbe- könnten auch grüne Landwirtschaftsflächen für Wohnbebauung und Verdichtung freigegeben werden.