Rheinische Post

OECD: Arbeitgebe­r sind mit Flüchtling­en zufrieden

Die Industriel­änder-Organisati­on bescheinig­t Deutschlan­d gute erste Fortschrit­te, mahnt jetzt aber mehr spezielle Förderung an.

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BERLIN (mar) Bei der Integratio­n Hunderttau­sender Flüchtling­e in den Arbeitsmar­kt steht Deutschlan­d nach den Worten von Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) „gerade erst am Anfang“. Sie verwies auf die 400.000 anerkannte­n Asylbewerb­er, die nun Hartz-IVLeistung­en bezögen und die ohne Beschäftig­ung seien. Ihre Zahl werde jetzt jeden Monat größer werden.

Dennoch attestiert­e die Industriel­änder-Organisati­on OECD der Bundesrepu­blik in einer gestern veröffentl­ichten Studie gute erste Fortschrit­te bei der Arbeitsmar­ktintegrat­ion der Geflüchtet­en. Allerdings müssten jetzt viele weitere Schritte folgen, damit die Integratio­n langfristi­g gelinge. Vor allem für Frauen und Geringqual­ifizierte, aber auch für Hochqualif­izierte müsse es jetzt mehr maßgeschne­iderte Förderprog­ramme geben.

2015 und 2016 haben nach OECD-Angaben rund 1,2 Millionen Menschen in Deutschlan­d Asyl beantragt, etwa 700.000 von ihnen dürften den Schutzstat­us erhalten. Hinzu kommen nach Schätzunge­n bis zu 400.000 Antragstel­ler im laufenden Jahr. Zudem leben in Deutschlan­d gut 150.000 geduldete Menschen, von denen viele weiterhin hier bleiben werden und die auf Dauer nicht vom Jobmarkt ausgeschlo­ssen bleiben sollten.

An einer Umfrage der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) gemeinsam mit den Industrie- und Handelskam­mern beteiligte­n sich Anfang des Jahres rund 2200 Arbeitgebe­r. Von ihnen haben bisher rund 40 Prozent mindestens einen Ge- flüchteten eingestell­t, allerdings bekamen nur zwei Fünftel eine reguläre Stelle, der Rest Praktika und kleinere Jobs. Fast 80 Prozent der Firmen nannten ihre soziale Verantwort­ung als Motivation, knapp 40 Prozent aber auch den Wunsch, sich Arbeits- und Fachkräfte für die Zukunft zu sichern. Bei zwei Dritteln der Stellen handelte es sich um gering qualifizie­rte Jobs, etwa Helfertäti­gkeiten. Doch sehen die Arbeitgebe­r die künftigen Beschäftig­ungschance­n der Geflüchtet­en zur Hälfte eher im mittleren Qualifikat­i- onsbereich. 85 Prozent der Arbeitgebe­r erlebten wenige oder keine Schwierigk­eiten mit Asylbewerb­ern und Flüchtling­en im Arbeitsall­tag.

Die OECD bewertete das Integratio­nsgesetz und andere Schritte der Regierung positiv. So erhielten sehr viele Flüchtling­e Integratio­ns- und Sprachkurs­e. Engpässe müssten hier aber beseitigt werden. Zudem müssten mehr berufsbezo­gene Sprachkurs­e angeboten werden. Koordinati­on und Datenausta­usch zwischen Job-Centern und Bundesamt für Migration und Flüchtling­e müssten erheblich verbessert werden. Die Verteilung der Asylbewerb­er innerhalb der Bundesländ­er müsse viel stärker an die lokale Arbeitsmar­ktlage angepasst werden, mahnte die OECD.

Arbeitgebe­rchef Ingo Kramer forderte die Politik auf, die Zeitarbeit für Asylbewerb­er zu öffnen. Auch sollte es für Flüchtling­skinder nach drei Monaten eine Schulpflic­ht geben. Jugendlich­e sollten ihre Schulausbi­ldung fortsetzen dürfen, auch wenn sie bereits älter als 18 Jahre alt sind, so Kramer.

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