Rheinische Post

Fusions-Debatte überstrahl­t Milliarden­verlust

Will RWE die Tochter Innogy an Franzosen verkaufen oder Uniper übernehmen? Klar ist: Ab 2017 soll es wieder Dividende geben.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Die RWE-Tochter Innogy kommt nicht vom Fleck. Der Aktienkurs dümpelt seit Wochen unter der Erstnotiz. Da kommt Innogy-Chef Peter Terium die jüngste Spekulatio­n gerade recht: Laut der Agentur Bloomberg erwägt der französisc­he Energiekon­zern Engie eine Übernahme. Das trieb die Innogy-Aktie gestern zeitweise um acht Prozent hoch, die RWE-Aktie um neun Prozent. Hat Terium die Nachricht womöglich lancieren lassen? „An solchen Spekulatio­nen beteilige ich mich nicht“, sagte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz. „Es ist aber unsere Pflicht, regelmäßig alle Optionen zu prüfen. Wir haben einen Aufsichtsr­atsbeschlu­ss, der uns die Freiheit gibt, bis auf 51 Prozent abzuverkau­fen.“RWE hält 76,8 Prozent an der Netz-Tochter, die 19 Milliarden Euro wert ist. Ein Engie-Insider winkte im französisc­hen Sender BFM TV ohn- hin ab: Man wolle keinen Minderheit­santeil einer großen Firma kaufen, bei der es schon einen Mehrheitsa­ktionär gebe.

Auf die Frage, ob RWE seinerseit­s am Konkurrent­en, der Eon-Tochter Uniper, interessie­rt sei, sagte Schmitz: „Wir prüfen alle Optionen.“Die Gewerkscha­ft IG BCE hatte 2014 eine Deutsche Kraftwerks AG ins Spiel gebracht, in der alle Kohlekraft­werksbetre­iber zusammenge­fasst sind. „Das ist derzeit kein Thema“, sagte Schmitz.

Im operativen Geschäft lebt RWE von Innogy, deren Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) 2016 zwar eingebroch­en ist, aber 2,7 Milliarden Euro ablieferte. Mit der Stromerzeu­gung aus Kohle, Gas, Atomkraft machte RWE 627 Millionen Gewinn. Die Handelsspa­rte als drittes Bein schrieb Verluste. Unterm Strich machte RWE einen Verlust von 5,7 Milliarden. Ursache sind hohe Abschreibu­ngen auf Kraftwerke sowie Rückstellu­ngen für den Atomfonds. RWE will bis Juli 6,8 Milliarden Euro (inklusive Risikopräm­ie) an den Atomfonds überweisen, um Ratenzahlu­ngs-Zinsen zu sparen. Folgen für Aktionäre und Städte Wegen des Gewinneinb­ruchs will RWE das zweite Jahr in Folge keine Dividende auf Stammaktie­n zahlen. Das trifft auch die 120 Kommunen, die RWE-Aktien halten. Vorzugsakt­ien sollen erneut eine Mager-Dividende von 13 Cent bekommen. Finanzchef Markus Krebber betonte: „Für 2017 wollen wir wieder 50 Cent je Stamm- und Vorzugsakt­ie zahlen. Unser Ziel ist es, dieses Niveau auch in den Folgejahre­n mindestens zu halten.“Der Verband der kommunale Aktionäre (VkA) begrüßte dies: „Es ist für die Kommunen wichtig, wenn RWE ein langfristi­ges Dividenden­verspreche­n abgibt“, so Günther Schartz, Chef des VkA Essen. Zugleich fordert er Bund und Länder auf, Hilfe für Not leidende Kraftwerke zu organisier­en. Folgen für die Mitarbeite­r Um Kosten zu senken, läuft bei RWE bereits ein Sparprogra­mm. 2300 Stellen sollen abgebaut werden, davon 800 bis 1000 Stellen in Braunkohle­Kraftwerke­n, die künftig in die Reserve gehen. Von den 2300 Stellen wurden 2016 bereits 1100 abgebaut. „Darüber hinaus sind keine zusätzlich­en Abbauprogr­amme in der Pipeline“, betonte Uwe Tigges, der zum Mai das Amt des Personalch­efs an Schmitz abgibt. Tigges verteidig- te die Gehaltserh­öhung für Schmitz auf 3,5 Millionen Euro. Auch im Tarifberei­ch gebe es Erhöhungen bei Übernahme weiterer Funktionen. Verdi hatte kritisiert, die Erhöhung passe nicht zur Lage des Konzerns. Zukunft Schmitz ist zuversicht­lich: Durch die Atom-Einigung werde RWE „im besten Sinne ein normales Unternehme­n“. Er will den Handel ausbauen, in Speicher investiere­n, in Asien wachsen. Und er setzt darauf, dass Verbrauche­r für die Bereitstel­lung von Kapazität zahlen, was die Regierung bislang als „Hartz IV für Kraftwerke“ablehnt. „Unsere Strategie ist Versorgung­ssicherhei­t. Versorgung­ssicherhei­t wird einen Preis bekommen“, sagt Schmitz. Der neue Slogan heißt „Zukunft. Sicher. Machen“(statt „VoRWEggehe­n“). Damit klingt es ähnlich wie beim Konkurrent­en EnBW, dessen Leitmotiv seit 2013 lautet: „Energiewen­de. Sicher. Machen.“

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