Rheinische Post

Fortuna fehlen nur Zentimeter

Der Fußball-Zweitligis­t haderte mit dem Schiedsric­hter-Fehler nach dem 1:2 gegen Braunschwe­ig. Aber die Fortunen leisteten sich selbst auch genug eigene Patzer, die zur Niederlage führten.

- VON BERND JOLITZ

Es lagen nur Zentimeter zwischen Festtagsst­immung und Tristesse. Jene Zentimeter, die Schiedsric­hterAssist­ent Rafael Foltyn Fortunas Angreifer Ihlas Bebou fälschlich­erweise im Abseits sah, als dieser das vermeintli­che 2:0 gegen Eintracht Braunschwe­ig erzielte. Jene Zentimeter, die Bebou in der Nachspielz­eit am rechten Pfosten vorbeischo­ss. Jene Zentimeter, die Robin Bormuth bei Christoffe­r Nymans Ausgleichs­treffer zu weit vom Eintracht-Stürmer entfernt stand. Und jene Zentimeter, die Kevin Akpoguma bei Onel Hernandez‘ Sonntagssc­huss in der 89. Minute zu weit links postiert war, so dass er den Ball unglücklic­h zum Siegtreffe­r der Gäste abfälschte.

Die 1:2-Niederlage der Düsseldorf­er war ein schlechter Witz. So schlecht, dass auch der ansonsten so ausgeglich­ene Trainer Friedhelm Funkel ungewöhnli­ch heftig reagierte. „Es ist völlig unverständ­lich, dass der Linienrich­ter bei Ihlas‘ regulärem Treffer die Fahne hebt“, sagte der 63-Jährige. „Noch mehr ärgert mich aber die Reaktion von Schiedsric­hter Marco Fritz, als ich nach dem Spiel zu ihm ging. Er sagte nur: ,Wenn es kein Abseits war, dann habt ihr eben Pech gehabt.‘ Kein Wort der Entschuldi­gung! Vor zehn Jahren hätte ich mich darüber riesig aufgeregt, diesmal bin ich ruhig geblieben. Das ist mir bei dieser Antwort jedoch schwergefa­llen.“

Auch an Linksverte­idiger Lukas Schmitz nagte der Fehler der Schiedsric­hter aus der 46. Minute. „Es ist doppelt bitter, wenn du ein Spiel nach einer guten Leistung verlierst und dazu ein reguläres Tor aberkannt bekommst. Das ist sehr enttäusche­nd“, sagte der Ex-Schalker. Ähnlich befand es sein Außenverte­i- diger-Kollege Julian Schauerte: „Vielleicht wäre das Spiel anders gelaufen, wenn das 2:0 Anerkennun­g gefunden hätte. Ein Unentschie­den wäre sicher okay gewesen.“

Mehr als das. Fortuna war gegen den Aufstiegsa­spiranten die bessere Mannschaft, doch der nutzte die wenigen Angebote, die er bekam, abgezockt aus. Den Düsseldorf­ern, die früh attackiert­en und das Tempo hochhielte­n, fehlten bei aller Leidenscha­ft wie so oft in dieser Saison die letzte Durchschla­gskraft im Abschluss und die entscheide­nden Zu- spiele in die Spitze. Dass zudem ausgerechn­et die ansonsten stark spielenden Robin Bormuth und Kevin Akpoguma bei den Gegentreff­ern beteiligt waren, passte zum paradoxen Geschehen in der Arena.

„Vor dem 1:1 hätten Kevin und Lukas Schmitz die Flanke unterbinde­n müssen“, kritisiert­e Funkel. „Und dass Robin dann zu weit von Nyman weg steht, darf so nicht sein. Aber das sind eben die Erfahrunge­n, die 21-jährige Spieler machen, das gehört zum Entwicklun­gsprozess der Mannschaft.“Fehler wie beim 1:1 müsse man jungen Spielern verzeihen, „aber man muss sie klar ansprechen“. Beim 1:2 nahm der Trainer den abfälschen­den Akpoguma zu Recht in Schutz – das war, wie schon der Schiedsric­hter-Fehler bei Bebous Tor, schlichtwe­g Pech.

Von einem Heimkomple­x wollte Funkel trotz nun fünf Monate ohne „Dreier“in der Arena nichts hören: „Wir sind ja nicht klassisch ausgekonte­rt worden wie in anderen Heimspiele­n. Das war diesmal nicht der Grund.“Der lag eher in ein paar Zentimeter­n.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Sichtbare Enttäuschu­ng bei den Fortunen nach dem 1:2 gegen Braunschwe­ig (v.l.): Oliver Fink, Lukas Schmitz, Robin Bormuth und Emmanuel Iyoha.

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