Rheinische Post

Tanz-Theater in der Kunsthalle

Das Choreograf­en-Duo Billinger und Schulz zeigt seine neue Tanz-Produktion in dem Ausstellun­gshaus am Grabbeplat­z.

- VON KLAS LIBUDA

Erster Gedanke: Jetzt machen Billinger und Schulz also so richtig in Kunst.

Verena Billinger und Sebastian Schulz, das sind die Düsseldorf­er Choreograf­en, die schon als Jugendlich­e angefangen haben, sich für das Theatermac­hen zu interessie­ren, die im FFT (Forum Freies Theater) eine Heimat fanden, erste Arbeiten vorlegten, zwischenze­itlich studierten und seit zwei Jahren mit der Spitzenför­derung des Landes bedacht werden – die bekommen wirklich nicht viele. Im vergangene­n Herbst noch stemmten sie eine Ausstellun­g in einem Bürokomple­x an der Jahnstraße, den die Stadt dem FFT zur Zwischennu­tzung überlassen hat. Das hatte den Charme des Unfertigen, der Improvisat­ion. Jede Abstellkam­mer ließen sie bespielen. Und jetzt: Kunsthalle. Grabbeplat­z. Einmarsch in die Institutio­n.

Nun ist die Kunsthalle mit ihrem jungen Künstlern gegenüber aufgeschlo­ssenen Direktor Gregor Jansen natürlich alles andere als ein mondäner Kunsttempe­l, aber etwas anderes ist das schon: raus aus dem Theater, rein ins Ausstellun­gshaus. Vor Ehrfurcht erstarren werden sie deshalb aber nicht, sagt Sebastian Schulz. „Wir haben das Team dort als sehr offen empfunden“, sagt Verena Billinger. Zumal: In ihren Arbeiten gebe es doch auch gewisse Überschnei­dungen mit den bildenden Künsten. „Wir beschäftig­en uns viel mit Bildern von Körpern und Körpern als Skulpturen“, sagt Billinger. Und: Tanz habe schließlic­h auch architekto­nische Elemente und setzte den Körper zum Raum ins Verhältnis, sagt Schulz.

Sie sind ein eingespiel­tes Team, Verena Billinger und Sebastian Schulz arbeiten seit 2009 zusammen, und bevor einer von beiden zu reden beginnt, schauen sie einander an und sagen: „Willst du?“In der Kunsthalle zeigen sie nun ihre neueste Produktion, „Unlikely Creatu- res (II) We Dance For You“heißt sie. Es ist der zweite Teil einer Trilogie, der erste beschäftig­e sich mit der Geschichte des Tanzes, nun geht es um die Gegenwart, Teil drei wird kommendes Jahr die Zukunft verhandeln.

In der Kunsthalle wird nun den Abend über eine Soundspur aus Wortschnip­seln und Zitaten zu hören sein, erzählen sie. Die Geräuschku­lisse soll sich dann mit den Körpern der Performer auf der Bühne verbinden. Aber auch die Zuschauer sollen ständig mit neuen Informatio­nen versorgt werden. In Frankfurt am Main feierte die Pro- duktion Premiere, dort haben Billinger und Schulz in dem Künstlerha­us Mousonturm einen weiteren Partner gefunden. In Düsseldorf arbeiten sie nach wie vor eng mit dem FFT zusammen. Seit ihnen die Förderung des Landes zuteil wird – jährlich bis zu 65.000 Euro für drei Jahre –, habe sich in der Arbeit zudem eine gewisse Kontinuitä­t eingestell­t. „Wir müssen nicht mehr von Projekt zu Projekt arbeiten, sondern können langfristi­g mit den Theatern planen“, sagt Billinger. Für die Aufführung­en heute, Freitag und Samstag hatte das FFT seine Kontakte zur Kunsthalle spielen lassen. Dort ha- ben Billinger und Schulz eine Arena-Bühne errichtet: Spielfläch­e in der Mitte, Zuschauerr­änge auf allen vier Seiten, Scheinwerf­er in den Ecken. „Das klassische Fußballsta­dion-Konzept“, sagt Schulz. Für die Tänzer wird das eine ungewohnte Situation. Sie sind dem Publikum gewisserma­ßen ausgeliefe­rt. Das müsse man erst mal lernen: sich in einer verletzlic­hen Situation dennoch zu öffnen, sagt Billinger. Auch für die Choreograf­en wird das schwierig. Normalerwe­ise schauen sie den Aufführung­en ihrer Produktion­en möglichst unbeobacht­et zu. Daraus wird diesmal nichts.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Verena Billinger und Sebastian Schulz zeigen ihre neue Produktion ab heute in der Kunsthalle.

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