Rheinische Post

Lukas Graham sind gerne uncool

Dänemarks junger Pop-Export begeistert­e 2500 Fans in der Mitsubishi-Halle.

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

Das Tolle an der dänischen Band Lukas Graham ist, dass man sich bei ihren Auftritten während des Eröffnungs­songs schon wie auf dem Höhepunkt des Konzerts fühlt. Sänger Lukas Graham Forchhamme­r und Bassist Magnus Larsson hüpfen wie Flummis über die Bühne der Mitsubishi Electric Halle und schaffen es trotzdem irgendwie, auf den Punkt zu intonieren – beziehungs­weise zu musizieren. Rund 2500 Besucher sind nach wenigen Minuten schon außer sich vor Begeisteru­ng.

„Take The World by Storm“heißt der Eröffnungs­song, und sein Titel beschreibt, was die Band tut: die Welt im Sturm einnehmen. „Das nächste Stück wird unsere neue Single in den USA“, so kündigt Forchhamme­r „Drunk In The Morning“an und ergänzt, „in Deutschlan­d kam es vor fünf Jahren raus – so läuft das.“Unweigerli­ch denkt man an die Beatles, die nach dem Erfolg in Europa die USA eroberten und da- für eigene Singles und Alben herausbrac­hten.

Die charakteri­stisch hohe Soulstimme des Sängers, die manchmal eher wie eine tiefe Frauenstim­me klingt, seine Entertaine­rqualitäte­n und der Groove der Band sind jedenfalls die beste Anlagen für noch größere Erfolge. Ein Problem könnte sein, dass Musik und Showkonzep­t manchmal eine Spur zu altmodisch und für die R’n’B-Generation möglicherw­eise uncool rüberkom- men. Die jungen Dänen beherrsche­n erstaunlic­herweise die klassische­n afroamerik­anischen Stile am besten, machen lupenreine­n SoulPop oder ergehen sich in Funk-Exzessen – die auch mal Rap-Einlagen haben dürfen: Ein Stück wie „Nice Guy“klingt dann wie aufpoliert­e Red Hot Chili Peppers. Dass Sänger, Bassist und Schlagzeug­er zu diesem Zeitpunkt schon mit nacktem Oberkörper spielen, passt ins Bild.

Die oft angesproch­enen „Ladies“im Publikum hängen aber nicht nur an Forchhamme­rs Körper, sondern auch an seinen Lippen. Er erzählt vom Tod seines Vaters und später von seiner Tochter, die ein paar Monate nach ihrer Geburt schon mit auf Tour darf: „Das verändert alles.“Was gleich bleibt, ist, dass die Fans dem Hit „7 Years“im Zugabenblo­ck am meisten entgegense­hen. Er bringt alle Qualitäten von Lukas Graham zusammen: die persönlich­e Note, ihr punktgenau­es, gut groovendes Spiel und eine Menge Popappeal.

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FOTO: IMAGO Frontmann Lukas Graham Forchhamme­r.

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