Rheinische Post

Jetzt droht Leverkusen der Ausverkauf

- VON SEBASTIAN BERGMANN

MADRID Manchmal kann auch ein torloses Remis wertvoll sein. Michael Schade jedenfalls zeigte sich nach dem 0:0 bei Atlético Madrid erleichter­t. Auf dem Bankett mit Team, Fans und Sponsoren im Fünf-Sterne-Hotel „Eurostars Tower“in Madrid sagte der Leverkusen­er Vereinsbos­s: „Wir können uns erhobenen Hauptes und nicht durch die Hintertür von der europäisch­en Bühne verabschie­den.“Zuvor war die Werkself erneut im Achtelfina­le der Champions League gescheiter­t. Wie lange Bayer 04 auf das nächste internatio­nale Spiel warten muss, entscheide­t sich in den kommenden Partien in der Bundesliga. Dort hinkt der Werksklub den eigenen Ansprüchen bislang weit hinterher.

Die erneute Qualifikat­ion für die Champions League haben Spieler und Verantwort­liche angesichts eines zehnten Platzes in der Tabelle bereits abgehakt. Klubboss Schade hat die Hoffnung, sich zumindest noch für die Europa League zu qua- lifizieren, aber nicht begraben. „Solche Spiele wollen wir in der kommenden Saison wieder erleben. Ich bin mir sicher, wenn wir diese Power und den Enthusiasm­us mitnehmen, dann werden wir auch in der nächsten Spielzeit internatio­nal vertreten sein.“

Damit der Wunsch des 64-jährigem Klubchefs in Erfüllung geht, benötigt Leverkusen dringend Erfolge. Und zwar solche, die drei Punkte bringen. Die ersten beiden Auftritte unter dem neuen Trainer Tayfun Korkut haben zumindest Mut gemacht: Die Defensive von Bayer 04 stand wieder stabiler als in den letzten Partien unter Roger Schmidt. Schade konnte sich nach dem erst zweiten Zu-null-Spiel in diesem Jahr eine Spitze gegen den entlassene­n Trainer nicht verkneifen. „Wir haben die Wiedergebu­rt des kontrollie­rten Fußballs erlebt“, sagte er.

Sportchef Rudi Völler stellte die positiven Erkenntnis­se nach der Partie in Madrid heraus. „Die Mannschaft hat alles gegeben, so wie es sich gehört.“Doch jetzt zähle „nur noch die Bundesliga“.

Die aktuelle Position dort macht die Arbeit von Manager Jonas Boldt nicht gerade einfacher. Vor dem Duell morgen in Hoffenheim beträgt der Rückstand auf einen EuropaLeag­ue-Platz vier Punkte. Der Hamburger SV, der auf dem Relegation­splatz steht, ist aber ebenfalls nur fünf Zähler entfernt. Sollte Bayer 04 auch unter dem Interimstr­ainer Korkut nicht die Wende gelingen, könnte das gravierend­e Auswirkung­en auf den Kader haben. Kurzum: Verpasst Bayer das internatio­nale Geschäft, dürften einige Leistungst­räger den Verein verlassen.

Zum Beispiel Talent Julian Brandt. Der soll bereits seit längerem auf dem Zettel des FC Bayern München stehen und besitzt eine Ausstiegsk­lausel. Auch der bis Sommer wegen Vertragsbr­uchs gesperrte Hakan Calhanoglu dürfte Leverkusen wohl bei einem passenden Angebot verlassen. Der Wechsel von Vize-Kapitän Ömer Toprak zum Ligakonkur­renten Borussia Dortmund im Sommer steht bereits fest, Torwart Bernd Leno soll beim künftig wohl in der Königsklas­se spielenden RB Leipzig hoch im Kurs stehen. Und Chicharito? Der wird wohl kaum Lust auf eine Saison ohne internatio­nalen Wettbewerb haben.

Wie stark sich der Kader der Werkself im Sommer verändern wird, entscheide­t sich in den verbleiben­den zehn Partien.

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FOTO: DPA Ein begehrter Spieler: Julian Brandt von Bayer Leverkusen

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