IN DÜSSELDORF Düsseldorf hat „Großstädtisches Rolltreppefahren“gelernt
Rechts stehen, links gehen heißt das Grundgesetz der Rolltreppe. Anfangs ging das in Düsseldorf gar nicht. Doch ein Jahr nach Eröffnung der WehrhahnLinie ist alles besser.
Die Wehrhahn-Linie lief von Anfang an recht gut. Nur die Rolltreppen machten Sogen. Die machten Mucken, das kann man Gott sei Dank ganz einfach der Rheinbahn in die Schuhe schieben, ein leichter Reflex. Nicht aber eine andere Tatsache. In den ersten Monaten der neuen Linie zeigte sich, dass in puncto Rolltreppen die Düsseldorfer selbst der „Syntax Error“sind. Denn auch wenn die Treppen mal liefen, gab es Stau, weil die U-Bahnpassagiere einfach nicht den international gültigen Rechtsgrundsatz für U-BahnRolltreppen „Rechts stehen, links gehen“befolgen wollten.
Als selbst ernannter Hobby-Chefvolkswirt hatte ich Ihnen vor einem Jahr vorgerechnet, wie groß der ökonomische Schaden durch die Falschsteherei ist. Dadurch, dass die Düsseldorfer zu ignorant waren, links zu gehen, verlor ein Arbeitnehmer auf der neuen U-Bahn pro Jahr 14 Stunden, 50 Minuten und 24 Sekunden. Umgelegt auf die durchschnittliche Zahl der Fahrgäste und wiederum auf das Bruttoinlandsprodukt entstand also ein Schaden von 31,5 Millionen Euro pro Jahr für Düsseldorf. Untragbar!
Doch die Düsseldorfer haben dazugelernt. Heute stehen die meisten rechts, oder gehen links – und das übrigens ohne die rabiate Methode, die die Düsseldorfer Messe auf ihrem Personenförderband zwischen den Hallen einsetzt. Dort weist ein Emaille-Schild „Rechts stehen, links gehen“die Messegäste ordentlich in die Schranken.
Die Wenigen, die heute noch mutwillig oder fahrlässig falsch stehen, müssen nicht mit angedrohter Strafverfolgung oder hohen Geldbußen zum Schritt nach rechts bewegt werden. Es reicht ein Räuspern, bei besonders busy wirkenden Menschen auch ein pikierter Blick. In manchen Fällen, besonders wenn man mit Schlips und Kragen als Geschäftsmann verkleidet ist, reicht auch ein betont energisches von hinten links Heraneilen an die Falschsteher, um sie zu einem Wegtreten in die Reihe der „Steher“zu bewegen. Ein Antippen mit dem zarten Wörtchen „Tschuldigung“oder „darf ich“ist jedenfalls nach gut einem Jahr Wehrhahn-Linien-Rolltreppen nur noch in absoluten Ausnahmefällen erforderlich.
Britische Forscher haben übrigens kürzlich errechnet, dass die Regel gar nichts bringt und die Rolltreppe mehr Leute schafft, wenn man auf beiden Seiten steht. Aber das möchte ich den Düsseldorfern nach dieser exquisiten Lernleistung lieber vorenthalten.