Rheinische Post

USA bleiben Partner der Deutschen

Bei ihrem ersten Besuch sichert US-Präsident Donald Trump der deutschen Kanzlerin eine enge politische und wirtschaft­liche Zusammenar­beit zu. Er verlangt von ihr aber höhere Militäraus­gaben.

- VON MARTIN KESSLER UND EVA QUADBECK

WASHINGTON US-Präsident Donald Trump und Bundeskanz­lerin Angela Merkel betonten nach ihrem ersten Treffen in einer Pressekonf­erenz vor deutschen und amerikanis­chen Journalist­en gestern Abend die Gemeinsamk­eiten der beiden Länder. Trump erklärte, er habe der deutschen Regierungs­chefin eine „starke Unterstütz­ung“der Nato zugesicher­t. Zugleich müsse es aber zu einer „fairen Lastenteil­ung“kommen. Er würdigte die Führungsro­lle Merkels und des französisc­hen Präsidente­n François Hollande bei der Beruhigung des Ukraine-Konflikts mit Russland. Beide waren der Meinung, dass die Beziehunge­n zu Moskau verbessert werden müssen. Auch bei den Konflikten in Syrien und Afghanista­n wollen beide Länder eng zusammenar­beiten.

So verbindlic­h Trump im Umgang mit der Kanzlerin war, in seinen zentralen politische­n Punkten wiederholt­e er seine zuletzt umstritten­en Äußerungen. Zwar schränkte er seine aggressive­n Interessen­spolitik etwas ein, indem er betonte: „Ein starkes Amerika ist im Interesse der Welt.“Zugleich unterstric­h der USPräsiden­ten seine harte Haltung beim Thema Einwanderu­ng: „Immigratio­n ist ein Privileg, kein Recht“, sagte Trump. Sicherheit­sfragen hätten für ihn Vorrang. Aber er fühle sich an internatio­nale Abkommen gebunden. In Flüchtling­sfragen haben die beiden Regierungs­chefs unterschie­dliche Auffassung­en. Trump hat wiederholt die Politik der offenen Grenzen kritisiert, die in Deutschlan­d zum Zustrom von mehr als einer Million Flüchtling­en geführt hatte.

Merkel versprach dem US-Präsidente­n eine Erhöhung der Verteidigu­ngsausgabe­n. Deutschlan­d habe sich zu dem Nato-Ziel verpflicht­et, bis 2024 zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s für das Militär auszugeben, sagte Merkel. Dieses Ziel hatte sich die Allianz bei ihrem Gipfel 2014 gesetzt. Nur fünf von 28 Nato-Partnern erreichen dieses Niveau. Deutschlan­d liegt bei 1,2 Prozent, die USA bei 3,6 Prozent. Die Amerikaner drängen darauf, dass die Nato-Mitglieder bis zum Ende des Jahres einen verbindlic­hen Plan für dieses Ziel vorlegen.

Ausgesproc­hen positiv nahmen die Amerikaner Merkels Idee auf, mit dem System der dualen Ausbildung Jugendarbe­itslosigke­it zu bekämpfen und mehr Jobs zu schaffen. In der Runde, an der die Presse teilnehmen durfte, saßen neben Vertretern großer Unternehme­n aus Deutschlan­d und den USA auch Präsidente­n-Tochter Ivanka Trump und Vize-Präsident Mike Pence. Die sechs großen Unternehme­n, darun- ter Siemens, BMW und Schaeffler, sollen für die USA nun ein Programm für hochwertig­e Ausbildung entwickeln, das Ivanka Trump federführe­nd begleitet.

Merkel hob zudem die Notwendigk­eit eines fairen Handels zwischen Deutschlan­d und den USA hervor. Zugleich machte sie deutlich, dass Handelsabk­ommen mit den USA nur von der EU insgesamt abgeschlos­sen werden könnten, nicht von Deutschlan­d allein.

Trump setzt eher auf bilaterale Abkommen. Der Präsident sagte, er erwarte „großartige Handelsbez­iehungen mit Deutschlan­d“– ohne näher auf seine Drohung einzugehen, Amerika mit Strafzölle­n gegen deutsche und andere ausländisc­he Produkte abzuschott­en. Merkel sagte, beide Seiten müssten bei Handelsabk­ommen gewinnen können.

Trump betonte mit Blick auf den deutschen Exportüber­schuss: „Wir wollen Fairness, keine Siege.“Deutschlan­d habe bisher die besseren Verhandler als die USA gehabt, das müsse man anerkennen.

Bundeskanz­lerin Merkel hat ihren Antrittsbe­such bei US-Präsident Trump glatt über die Bühne gebracht. Das ist mehr, als man nach den gegenseiti­gen Vorwürfen im Vorfeld hatte erwarten können. Sie hat sich von ihm Rückendeck­ung für ihre Ukraine-Politik geholt und die Versicheru­ng, dass er zur Nato steht. Damit hat sie ihre wichtigste­n Punkte durchgeset­zt – auch wenn der Schutz der Amerikaner für uns künftig deutlich teurer wird.

Dennoch bleibt es mit Trump schwierig im deutschame­rikanische­n Verhältnis. Trotz des höflichen Miteinande­rs wurde offensicht­lich, dass bei Merkel und Trump zwei Welten aufeinande­rstoßen. Was Merkels Politik bestimmt – ihre biografisc­he Erfahrung von Unfreiheit im Osten, ihre tiefe Verankerun­g in den westlichen Werten von Demokratie, Freiheit und Humanität sowie die unumstößli­che Erkenntnis, dass die weltpoliti­sche Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg Frieden und Wohlstand gebracht hat – all das gehört nicht zu den Triebfeder­n eines Donald Trump. Ihn interessie­ren die Abwicklung der Obama-Gesundheit­sreform, der nächste Staatshaus­halt und neue Jobs für Amerikaner. In der Rolle des mächtigste­n Mannes der Welt ist Trump noch nicht angekommen.

BERICHT USA BLEIBEN PARTNER DER DEUTSCHEN, TITELSEITE

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel hört dem amerikanis­chen Präsidente­n Donald Trump aufmerksam zu. Die beiden trafen sich gestern zum ersten Mal überhaupt. Die Begegnung fand im Oval Office des Weißen Hauses statt.

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