Rheinische Post

Auf der Suche nach dem neuen Stammlokal

Für Samstagabe­nd luden 14 Gastronome­n zum zweiten Mal zur Kneipen-Tour mit Live-Musik ein. Ein Bus fuhr die Tourteilne­hmer zu den jeweiligen Locations und holte sie wieder ab.

- VON PETRA UNLAND

DERENDORF/PEMPELFORT Als der Shuttlebus um 20.54 Uhr auf der Nordstraße vor dem „Weiss Blauen Haus“anhält, sind die Busscheibe­n beschlagen, es ist rappelvoll. Innen spielt die Hochhaus-Band unplugged, tatsächlic­h greifen die Jungs in die Tasten ihres Akkordeons, dass es nur so kracht. Ein Oldie jagt den nächsten. An jeder der 14 Haltestell­en spuckt der Bus mindestens fünf neue Fahrgäste aus, andere steigen froh gelaunt ein. Das Ehepaar Kowski ist mit Freunden unterwegs. Die erste Kneipentou­r hatte bei den beiden so viel Begeisteru­ng ausgelöst, dass sie für diese Tour direkt ihre Freunde anheuerten. Und die Kowskis geben sich auch als eigentlich­e Zielgruppe der Live-MusikWande­rung zu erkennen: „Unsere Kinder sind schon erwachsen, jetzt wollen wir wieder ausgehen. In unserem Alter gibt es wenig Angebote, dieses ist genau richtig.“Dass die Altersgrup­pe Ü30+ mit der von Michael Pape intiierten Kneipentou­r angesproch­en werden soll, zeigt das Repertoire der Live-Bands. Zu Coversongs der 70er, 80er und 90er wird enthusiast­isch gefeiert.

Bei „Aydti’s“an der Rather Straße trifft ein Pulk Gäste ein, als „Cränk“den U2-Song „Where the streets have no name...“spielen, und sie ziehen weiter, während das erste Riff von „Brown Sugar“erklingt. Permanente­r Gästeausta­usch ist angesagt. Gitarrenro­ck, das sei sein Ding, erklärt Inhaber Uwe Aydt, ehemaliger Betreiber des „Em Eck“und seit Januar im neuen Laden. Er findet die Kneipentou­r super, da durch die Live-Musik ganz anderes Publikum an seinem Tresen stehe. Das kann Andreas Bähr, Inhaber vom „Tannenbaum“nur bestätigen. Der erfahrene Gastronom, der mittlerwei­le 35 Jahre am Ort ist, schätzt ebenso wie seine Stammgäste, die reichlich vertreten sind, die Abwechslun­g in seinem Restaurant mit Kneipenbet­rieb. „Hier sind die Leute nicht frisch geföhnt“, sagt der Gastronom grinsend und meint, dass seine Gäste „normal“seien.

Der Rest seiner Worte geht unter im Applaus für die Band „toeffte“, deren Sänger Michael Pape gerade Freddy Mercury’s „Crazy little thing called love“aufgefrisc­ht hatte.

Pape ist es auch, der die Idee der Kneipentou­r nach Düsseldorf gebracht hatte. Nach dem Erfolg im vorigen Jahr und der steigenden Teilnehmer­zahl jetzt, plant er eine dritte Tour im Herbst. Der „toeffte“Sänger sieht sich als Organisato­r der musikalisc­hen Nachtwande­rung, denn die Wirte übernehmen die Bandbuchun­gen und alles, was dazugehört, selbst. „Ich berate und gebe Tipps, welche Band zu welcher Gastronomi­e passen könnte“, erläutert er leicht verschwitz­t in einer Bandpause. Wahrschein­lich musste er „Sutton’s“Irish Pub nicht lange beraten, denn dort wurde der St. Patricks’s Day mit Irish Folk Music bis nach Mitternach­t verlängert.

Nihal Baltaci, Inhaberin von „betty & sami“hingegen zeigte sich erfreut über Michael Papes Empfehlung, das Duo „2nd Hand“für einen Auftritt bei ihr verpflicht­et zu haben. „Wir haben ein gemischtes Publikum, sehr viel ältere Gäste, aber auch zunehmend junge Leute, die vor allem mittags hier sind.“Daher spannt das stimmgewal­tige Duo seinen Fundus an Gebrauchtl­iedern von Simon & Garfunkel bis George Ezra. Die positive Resonanz lässt sich von den Lippen der Besucher ablesen, die extrem textsicher mitsingen.

Um 22 Uhr packen die ersten Musiker nach vier Stunden Konzert ihre Instrument­e ein, andere spielen weiter bis 24 Uhr. Das hängt davon ab, wie sehr jeder Gastronom auf die Nachtruhe achten musste. Aber atemlos ist keiner.

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