Rheinische Post

Geschichts­stunde in der St.-Josephs-Kapelle

Schwester Gisela Maria führte Interessie­rte bei einer „Spiegelfüh­rung“durch den Kirchenrau­m.

- VON NICOLE ESCH

ALTSTADT Besucher der St.-JosephsKap­elle dürften am Samstag mächtig gestaunt haben. Wieso schaut eine Gruppe von Menschen gemeinsam in kleine Handspiege­l? Es sind die Teilnehmer der „Spiegelfüh­rung“von Schwester Gisela Maria Amian (87). Gebannt lauschen sie den Ausführung­en der Nonne über die 300-jährige Geschichte der Kapelle. Mit den Spiegeln schauen sich die Zuhörer die Deckengemä­lde an, ohne einen steifen Nacken zu bekommen.

Auch wenn es nicht so scheint, die Ausstattun­g der Kapelle ist relativ neu. 1943 wurde die Barock-Kapelle durch eine Brandbombe zerstört. Nur das Kreuz, das die Schwestern vom Orden „Töchter vom heiligen Kreuz“retteten, und das Gitter am Eingang, sind noch original.

Besonders spannend sind die Illusionen, die der Künstler Wolfram Köberl in den 1990er Jahren geschaffen hat. Die Pilaster scheinen aus Marmor, sind aber bemalt. Die Decken sind eine optische Täuschung. Durch die Fresken wirken sie höher und gewölbter. Die Figuren in den Gemälden scheinen herauszutr­eten, was durch den Blick in die Spiegel verstärkt wird. „Das ist Illusionsm­alerei. Darin zeigt sich die Einzigarti­gkeit des Künstlers“, erklärt die Schwester.

Die „Spiegelfüh­rung“ist einer der Programmpu­nkte des Kapellenfe­stes zum 300-jährigen Bestehen des Gotteshaus­es. Beeindruck­end ist auch das Orgelkonze­rt. Die Orgel aus dem Jahr 1795 erfüllt den Raum mit ihrem vollen Klang. „Die Josephs-Kapelle kennt im Grunde kein Mensch“, sagt Klaus Schulgen von der St.-Josephs-Stiftung. Zu Unrecht, meint Kirsten Breitenfel­dt vom Vorstand. „Das ist ein Kleinod in der Altstadt, ein Rückzugsor­t. Das findet man nicht so häufig.“Dem kann Elisabeth Gerche nur zustimmen. Sie kommt oft zur Kapelle. Von der Führung ist sie begeistert. „Da müsste man ein Buch draus machen. Das soll nicht für die Nachwelt verloren gehen.“

Die St-Josephs-Kapelle ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Aus Sicherheit­sgründen kann sie nur bis zum Gitter betreten werden. Wer sich die Malereien und die Ausstattun­g ansehen möchte, sollte eine Messe oder Veranstalt­ung besuchen.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Eine Kapelle mit tollen Deckenmale­reien.

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