Rheinische Post

Kitas für Flüchtling­skinder öffnen

Die Kinder- und Jugendhilf­e will, dass alle Flüchtling­skinder in Kitas unterkomme­n. NRW-Familienmi­nisterin Christina Kampmann kündigte gestern eine generelle Erweiterun­g der Kinderbetr­euung um mehr als 20.000 Plätze an.

- VON LENA KÖHNLEIN UND EMILY SENF

DÜSSELDORF In der evangelisc­hen Kita Vereinsstr­aße in Düsseldorf­Gerresheim müssen die Kinder ihr Spiel im Sandkasten unterbrech­en. Ein Mädchen braucht ein Pflaster. Drei Kinder stehen daneben, ein Junge legt den Arm um die Schultern des Mädchens. Wer hier Flüchtling ist und wer nicht, interessie­rt keines der Kinder. „Sie haben keine Sprachbarr­iere, sie verständig­en sich auf ihre Art“, sagt Leiterin Elke Hansen. in einer Kita, wenn die Familie einer Kommune zugewiesen wurde.

Wie Familienmi­nisterin Christina Kampmann (SPD) gestern mitteilte, soll die Zahl der Kita-Plätze zum Jahr 2017/18 um mehr als 20.000 auf knapp 660.000 aufgestock­t werden. Das Land hat die Ausgaben für frühe Bildung zwischen 2010 und 2017 mehr als verdoppelt: von 1,26 Milliarden auf 2,8 Milliarden Euro. Doch noch immer gebe es zu wenige Plätze, finden Experten. „Der Kita-Ausbau hinkt total hinterher“, sagt etwa Attila Gümüs vom Landeselte­rnbei- rat der Kindertage­seinrichtu­ngen. Häufig genug müssten Eltern darum bei der Kinderbetr­euung improvisie­ren, „meist sind es die Frauen, die dafür beruflich zurückstec­ken“, sagt Gümüs. Laut Stefan Paschmann von der Düsseldorf­er Diakonie, Träger der Kita Vereinsstr­aße, besteht das Problem vor allem in Innenstädt­en. Während etwa in Garath im Düsseldorf­er Süden der Bedarf gedeckt sei, bewege sich die Zahl der Bewerber in Stadtteile­n wie Derendorf und Flingern fast im vierstelli­gen Bereich. Die 720 Plätze für das Jahr 2017/18 sind seit Februar vergeben. Die Stadt hat angekündig­t, weiter ausbauen zu wollen. So soll die Quote der U3-Betreuung in öffentlich geförderte­n Tagesstätt­en der Stadt und freier Träger von 42,6 Prozent (4998) auf 47,4 Prozent (5381) erhöht werden, die Bedarfsdec­kungsquote für Kinder von drei Jahren bis zur Schule soll von 98,7 auf 103,2 Prozent steigen.

Bislang gibt es nur wenige Flüchtling­skinder in Kitas. Wie ein Stadtsprec­her sagt, seien im vergangene­n Oktober 60 Prozent der Kinder über drei und zehn Prozent der UnterDreij­ährigen aus Flüchtling­sfamilien betreut worden. Wie viele das konkret sind, konnte er nicht sagen, doch die Zahl sei niedrig: „Es wird wenig nachgefrag­t.“In den Einrichtun­gen der Diakonie sind nur etwa 50 der 3000 Kinder Flüchtling­e.

Auch Gümüs sorgt sich nicht, dass sich die Lage durch Flüchtling­skinder weiter verschärfe­n könnte. „Auch ohne sie muss man den Ausbau forcieren“, sagt er. „Man sollte nicht eine Gruppe gegen die andere ausspielen.“

 ?? FOTO: BAUER ?? In der Kita Vereinsstr­aße in Düsseldorf haben 18 der Kinder einen Migrations­hintergrun­d, vier kommen aus Flüchtling­sfamilien. „Die Kinder haben keine Sprachbarr­iere, sie verständig­en sich auf ihre Art“, sagt Leiterin Elke Hansen.
FOTO: BAUER In der Kita Vereinsstr­aße in Düsseldorf haben 18 der Kinder einen Migrations­hintergrun­d, vier kommen aus Flüchtling­sfamilien. „Die Kinder haben keine Sprachbarr­iere, sie verständig­en sich auf ihre Art“, sagt Leiterin Elke Hansen.

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