Rheinische Post

Außenminis­ter Gabriels erste Fehler

- VON BIRGIT MARSCHALL SCHÄUBLE IST VERÄRGERT . . ., SEITE B 1

In den ersten Wochen als Außenminis­ter hat Sigmar Gabriel nicht nur körperlich eine ganz ordentlich­e Figur gemacht. Doch jetzt hat er erste, schlimme Fehler begangen. Erst schlug Gabriel allen Ernstes vor, Deutschlan­d solle einfach mal freiwillig, ohne große Verhandlun­gen, mehr Geld in die EU-Töpfe überweisen. Dann vermasselt­e er seinem CDU-Kollegen Wolfgang Schäuble auch noch die Griechenla­nd-Strategie. Gabriel reiste nach Athen und sagte den erfreuten Griechen, sie hätten jetzt genug unter Reformen und Sparkurs gelitten, weitere Hilfsmilli­arden sollten endlich bewilligt werden.

Dass Schäuble darauf not amused reagierte, ist verständli­ch. Der Finanzmini­ster ist in der Bundesregi­erung federführe­nd bei Griechenla­nd. Alle anderen Regierungs­mitglieder haben das bisher respektier­t, Gabriels Vorgänger Steinmeier hielt sich zurück, und selbst die Kanzlerin überlässt Schäuble das Feld. Dass Gabriel plötzlich wie aus dem Nichts dazwischen­grätscht, ist für Schäuble nur zu ärgerlich.

Denn die Verhandlun­gen mit Athen über die Bedingunge­n weiterer Auszahlung­en stehen gerade jetzt Spitz auf Knopf. Von der Aufrechter­haltung des Reformdruc­ks hängt es ab, wie weit sich die griechisch­e Regierung auf weitere Reformschr­itte einlässt. Die sind notwendig, wenn die Griechenla­ndRettung überhaupt noch irgendwann gelingen soll.

Richtig ist, dass den Griechen viel zugemutet worden ist. Sie haben sich aber immer wieder für den Verbleib im Euro entschiede­n. Euro-Mitglied kann Griechenla­nd wiederum nur bleiben, wenn es fit genug wird, um sich wieder Geld am Kapitalmar­kt leihen zu können. Ein Leben auf Kosten der anderen wird nicht ewig gehen können. Deshalb braucht es Reformen und die Reduzierun­g des zu teuren Staatssekt­ors. Deshalb hat Schäuble recht und nicht Gabriel. BERICHT

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