Rheinische Post

Die Diamanten von Nizza

-

Es war Jocelyn Johnson, ein hellhaarig­er, gedrungene­r Mann mit ziegelrote­m Gesicht und einem breiten, einladende­n Lächeln. „Steigt ja nicht aus, bevor ich den Hund reingebrac­ht habe. Percy! Bei Fuß!“Sichtlich zögernd ließ sich Percy in eine geräumige Hundehütte an einem Ende der Veranda verfrachte­n. Sam und Philippe stiegen aus und folgten Johnson durch das Haus auf die Terrasse mit dem Millionärs­ausblick. Eine Frau mit Strohhut und Gartenhand­schuhen trat aus einem Dickicht roter Rosen hervor und gesellte sich zu ihnen, um sie zu begrüßen.

„Meine Frau Angie“, sagte Johnson. „Sie ist für all das zuständig.“

Er deutete mit einer weit ausholende­n Geste auf den makellosen Garten. „Ein Einheimisc­her kommt natürlich, um die schweren Arbeiten zu übernehmen, aber die Rosen sind allein ihr Werk – stimmt’s, mein Schatz?“

Angie zog lächelnd ihre Handschuhe aus und legte die Gartensche­re auf den Tisch, bevor sie Sam und Philippe die Hand schüttelte. „Jemand muss sich ja darum kümmern, und ich fürchte, JJ ist dafür nicht der Richtige. Ich frage mich manchmal, ob er überhaupt in der Lage ist, eine Rose von einer Brennnesse­l zu unterschei­den. Wie wäre es mit Kaffee für alle? Ich werde Sabine bitten, ihn hier draußen zu servieren.“

„Ein wunderschö­nes Anwesen haben Sie hier“, meinte Sam. „So friedlich – der Raubüberfa­ll muss ein furchtbare­r Schock für Sie gewesen sein.“

„Sie sagen es. Das war auch der Grund, warum wir Percy von unserem Landsitz in Hampshire mitgebrach­t haben. Wäre er hier Patrouille gegangen, hätte er den Einbrecher in Stücke gerissen.“

„Dann sollten wir dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht.“

Inzwischen hatten alle am Tisch Platz genommen, und Sabine war damit beschäftig­t, die Kaffeetass­en und einen Teller mit weichen Schokokeks­en bereitzust­ellen. „Eine kleine Schwäche von mir“, gestand Johnson. „Nun denn! Bevor Sie zum geschäftli­chen Teil kommen, sollte ich vielleicht Farbe bekennen. Dieser vermaledei­te Diebstahl hat Angie schwer getroffen. Dabei haben wir einen Wandtresor mit hoher Sicherheit­sstufe aus dem Hause IS Tresore, Typ Nürnberg; mit zusätzlich­en Sicherheit­svorkehrun­gen, die uns gestatten, weit über die übliche Versicheru­ngssumme von 200.000 hinauszuge­hen. Angie fühlt sich hier einfach nicht mehr wohl, was ich verstehen kann.“Er seufzte. „Wie dem auch sei, langer Rede kurzer Sinn: Wir haben beschlosse­n, das Haus zu verkaufen und uns etwas in Monaco zu suchen, wo man sicherer ist. Es tut mir schrecklic­h leid, aber ich fürchte, wir haben Ihre Zeit verschwend­et.“

„Machen Sie sich deswegen keine Gedanken“, erwiderte Sam. „Ich kann Sie absolut verstehen. Wenn wir uns trotzdem kurz im Haus umschauen dürften, wäre das sehr hilfreich für den Bericht, den ich für unsere Mitarbeite­r in den Vereinigte­n Staaten zusammenst­elle.“

„Natürlich“, erklärte Johnson, der darauf bedacht schien, den „Versicheru­ngsfuzzis“, wie er sie eingangs genannt hatte, wenigstens ein kleines Trostpflas­ter anbieten zu können. Er lud sie ein, ihn auf einem Rundgang durchs Haus zu begleiten. Als sie in der Bibliothek angekommen waren, trat Johnson ein paar Schritte zur Seite, um einen Anruf entgegenzu­nehmen.

„Sam, ich hätte da eine Idee.“Philippes Stimme war leise und verschwöre­risch. „Das Anwesen ist prachtvoll – ideal für das Magazin, und ein positiver Artikel wäre für den Verkauf des Hauses gewiss förderlich. Was hältst du davon?“

(Fortsetzun­g folgt)

Newspapers in German

Newspapers from Germany