Rheinische Post

Hanf Dampf

Der Deutsche Hanfverban­d streitet für die Legalisier­ung von Cannabis. In Düsseldorf stehen zwei Nichtrauch­er dabei in erster Reihe.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Dass er sich ehrenamtli­ch engagiert, dass er für seine politische­n Überzeugun­gen eintritt, das findet die Mutter von Chris J. Demmer gut. Dass es dabei aber ausgerechn­et um Cannabis geht, „dafür hat sie nicht ganz so viel Verständni­s“, sagt der Vorsitzend­e der Düsseldorf­er Ortsgruppe des Deutschen Hanfverban­ds.

Ein großer Titel für die kleine Gruppe, die im sozialen Netzwerk Facebook auf 25 Mitglieder kommt, bei den monatliche­n Versammlun­gen aber bloß um die zehn an einen Tisch bringt. Was Demmer durchaus nachvollzi­ehen kann, denn nicht jeder will sich öffentlich zu dem Stoff bekennen, um den es dabei geht. Denn der Besitz von Cannabis ist illegal, und auch das Image der Konsumente­n ist nicht gerade karrierefö­rdernd.

Jan Wenzel, der mit Demmer die Ortsgruppe gegründet hat, hat da so seine Erfahrung. Seit er für den Hanfverban­d öffentlich auftritt, werde er öfter mal von der Polizei kontrollie­rt. Was im Fall des 20-jährigen Studenten durchaus auch am eher alternativ­en Outfit liegen könnte, was in Kombinatio­n mit dem Stichwort Cannabis eine Menge Klischees erfüllt – die aber alle falsch sind: Wenzel ist keiner dieser Kiffer, die eingehüllt in Rauchschwa­den selig lächelnd vor sich hindämmern. Er raucht nicht mal. Und wenn er denn – sagen wir: in Holland – mit dem Vaporisato­r ein bisschen Gras verdampft, dann nicht, um high zu werden. Im Gegenteil. Jan Wenzel ist ADHS-Patient und mit Cannabis gelingt es ihm, das im Griff zu halten – besser, als mit allen Medikament­en, die er schon genommen hat. Cannabis, irgendwann mal auf einer Party ausprobier­t, helfe ihm, die Realität zu erleben und nicht, ihr zu entfliehen.

Auch zum Vorsitzend­en passen RastafariB­ilder überhaupt nicht. Wenn man Chris J. Demmer reden hört, wohlüberle­gt und ganz und gar nicht missionier­end, dann könnte man fast glauben, der Nichtrauch­er und Nichttrink­er kämpfe für die Legalisier­ung eines Produkts, das er noch nie probiert hat, einfach um der Sache willen. Was wohl nicht ganz zutreffend ist, denn auch wenn der 27Jährige öffentlich nicht so gern über Konsumgewo­hnheiten sprechen mag, will er durchaus eine „Legalisier­ung für den Genussbere­ich“. Die Prohibitio­n sei nicht vernünftig, sagt er, und nutzt bewusst den Begriff, der im Allgemeine­n für das Alkoholver­bot der 1920er Jahre in den USA steht, was bekannterm­aßen eher negative als positive Folgen hatte. Ähnlich sieht Demmer nämlich auch das Verbot von Cannabis. Wer es konsumiere­n wolle, werde auf den Schwarzmar­kt gezwungen, gewisserma­ßen in Kontakt mit dem Internatio­nalen Drogenhand­el gebracht. Da sei man weder vor giftigen Streckmitt­eln noch vor anderen Gefahren sicher. Die Freigabe diene sogar dem Jugendschu­tz. „Weil Jugendlich­e jetzt auf dem Schwarzmar­kt alles kriegen. Schaffen wir den Schwarzmar­kt ab, richten Fachgeschä­fte ein, in denen sauberes Gras angeboten wird, dann lässt sich auch der Jugendschu­tz besser durchsetze­n“, sagt Demmer, der legales Cannabis auch frühestens an über 20-Jährige abgeben lassen würde. „Vorher hat es schädliche Wirkungen, sagt die Wissenscha­ft.“Gesunde Produktion wünschen sich Demmer und Wenzel, mit Pflanzen, deren Herkunft in Colorado, wo sie legalisier­t sind, besser dokumentie­rt werde, als der Fleischver­kauf in Deutschlan­d. Das stärkste Argument der Gegner sei für ihn die Sorge, dass durch die Freigabe der Konsum steige. Das sei auch in den USA passiert. „Aber nur bei Erwachsene­n. Bei Jugendlich­en ging er klar zurück – das ist doch gut so.“

Chris J. Demmer studiert Informatio­nswissensc­haft. „In einem utopischen Deutschlan­d würde ich gern für eine Cannabis-Firma arbeiten.“Da gäbe es dann auch kein Imageprobl­em.

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RP-FOTO: BAUER Jan Wenzel (links) und Chris J. Demmer finden das CannabisVe­rbot unvernünft­ig.

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