Rheinische Post

Kinderschu­tzambulanz setzt auf Prävention

Die Einrichtun­g am Evangelisc­hen Krankenhau­s betreut jährlich mehr als 250 Kinder.

- VON NICOLE LANGE

UNTERBILK Selten wurde soviel geredet über Kindeswohl und Erziehung wie heute. Aber geht es Kindern dadurch besser? „Es gibt eine höhere Sensibilit­ät in der Gesellscha­ft; an vielen Stellen wird genauer hingeschau­t“, sagt die Leiterin der Kinderschu­tzambulanz am Evangelisc­hen Krankenhau­s, Gabriele Komesker. Jedoch würden Kinder anderen Formen von Gewalt ausgesetzt, die es früher nicht gab – wie das Leid von Kindern, deren Eltern getrennt und zerstritte­n sind: „Wenn Kinder zwischen den Stühlen sitzen, weil Eltern gar nicht mehr miteinande­r reden können.“Auch das Thema Vernachläs­sigung komme öfter vor, fügt die stellvertr­etende Leiterin Jessika Kuehn-Velten hinzu.

Am Dienstag, 28. März, ist die Arbeit der Kinderschu­tzambu- lanz Thema beim Deutschen Kinder- und Jugendhilf­etag, bei dem sich im Congress Center Hunderte Akteure der Kinder- und Jugendarbe­it aus ganz Deutschlan­d treffen. In einem Forschungs­projekt der Universitä­t Koblenz-Landau sind 5000 Fälle aus 30 Jahren Kinderschu­tz in Düsseldorf untersucht worden – zentrale Ergebnisse werden in einem Fachforum präsentier­t, um Folgerunge­n für die Arbeit mit Familien in der Zukunft abzuleiten. Das zehnköpfig­e Team der Kinderschu­tzambulanz betreut jährlich mehr als 250 Kinder, die körperlich­e, seelische oder sexuelle Gewalt erlitten haben. „Früher ging es um Diagnostik“, sagt Gabriele Komesker über die Weiterentw­icklung der Arbeit: „Inzwischen versuchen wir, möglichst früh anzusetzen, bevor bei Eltern die Überforder­ung überhaupt raumgreift.“In der Kleinkinds­prechstund­e der Ambulanz werden daher Eltern unterstütz­t, deren Kind einfach nicht durchschlä­ft, viele Stunden am Tag schreit oder nicht regelmäßig isst. Oft reichten wenige Besuche der Sprechstun­de, um die Schwierigk­eiten zu verringern und die ElternKind-Beziehung zu verbessern. Darüber hinaus gehört es zu den Aufgaben der Ambulanz, Kinder, Jugendlich­e und ihre Familien in akuten Krisen oder bei länger anhaltende­n Problemen zu begleiten. Oft werden sie von Kitas oder Schulen geschickt, manche kämen auch aus eigenem Antrieb, hätten die Probleme erkannt. „Das ist der optimale Fall, dann können wir unsere Arbeit am besten machen“, sagt Komesker. Manche Eltern sind auch zwiespälti­g, lassen sich nur zaghaft auf die Angebote der Kinderschu­tzambulanz ein, sagt Kuehn-Velten. Denen vermittle man, dass man nicht urteilen wolle: „Wir wollen Sorge teilen.“

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