Rheinische Post

Neuer Streit um Kita-Gebühren für über Dreijährig­e

Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche hatte erklärt, Qualität und Ausbau seien wichtiger als der Verzicht auf Elternbeit­räge.

- VON OLIVER BURWIG UND JÖRG JANSSEN

Gut ein Jahr, nachdem Oberbürger­meister Thomas Geisel mit seinem Vorschlag gescheiter­t ist, ab einem bestimmten Einkommen Kita-Gebühren für Drei- bis Sechsjähri­ge wieder einzuführe­n, erlebt der Streit eine Neuauflage. Anlass ist die Aussage von Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche (SPD) im Gespräch mit unserer Redaktion, bei Kitas seien Qualität und Ausbau wichtiger als der Verzicht auf Elternbeit­räge. „Das ist nicht mein Plan“, sagt Ursula Holtmann-Schnieder (SPD). Die Vorsitzend­e des Jugendhilf­eausschuss­es sieht sich mit SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz auf einer Linie: „Bildung für alle von null bis 99, ohne Kosten für jene, die sich bilden, oder für deren Familien.“

Anders schätzt das Pfarrer Thorsten Nolting ein. Die von ihm geführte Diakonie betreibt selbst fast 50 Kitas. Wenn das geplante neue Kinderbild­ungsgesetz die Spielräume wie befürchtet verengen sollte, kämen wir gar nicht umhin, über neue Beiträge zur Sicherung der Qualität zu reden, meint Nolting. „Wir brauchen mehr Personal, kleinere Gruppen und mehr Spezialisi­erung. Haushalte mit höheren Einkommen können dazu einen Beitrag leisten.“Verständni­s für Hintzsches Haltung hat Axel Fuhrmann, Geschäftsf­ührer der Handwerksk­ammer: „Düsseldorf ist für Arbeitnehm­er eine teure Stadt. Aber es muss bei der Betreuung nicht nur um Beitragsfr­ei- heit, sondern immer auch um Qualität gehen.“Warum sollten Besserverd­iener nicht etwas beisteuern?

Auf Distanz geht dagegen CaritasGes­chäftsführ­er Henric Peeters. Im Sinne der Familien sollte Düsseldorf diesen Standort-Vorteil nicht ohne wirklich zwingende Gründe aufgeben. Gar kein Verständni­s für Hintzsches Gedanken hat die CDU. Angesichts der hygienisch­en Missstände in einigen Kitas obendrein von neuen Beiträgen zu reden, sei blanker Hohn, meint Andreas Hartnigk, Vi- zechef der Ratsfrakti­on. Mit der Beitragsfr­eiheit für über Dreijährig­e sei Düsseldorf Vorreiter. Niemand, der sozialpoli­tisch Verantwort­ung trage, dürfe daran rütteln. Kommentar

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