Rheinische Post

Alles neu im alten Gemeindeha­us

Das 90 Jahre alte Gebäude an der Kreuzkirch­e bietet nach dem Umbau Platz für Mitglieder von mehreren Gemeinden. Rund 4,2 Millionen Euro hat der aufwendige Umbau gekostet. Der Haupteinga­ng liegt jetzt an der Collenbach­straße.

- VERENA KENSBOCK

PEMPELFORT Kein Stein ist auf dem anderen geblieben, sagt Hans-Jürgen Thelen. Der Architekt steht in dem langen Gang mit den blauen Wänden, direkt am gläsernen Eingang. An der Seite stapeln sich Farbeimer und immer wieder laufen Arbeiter für die letzten Handgriffe zwischen den Räumen hin und her. Nach 15 Monaten Umbau hat das neue Gemeindeha­us an der Kreuzkirch­e am Sonntag Eröffnung gefeiert. Bis dahin ist rechtzeiti­g alles fertig geworden, Pfarrerin Brigitte Brühn konnte aufatmen. Sie hat sich gefreut, den Gemeindemi­tgliedern die neuen Räumlichke­iten zeigen zu können: „Viele waren noch gar nicht hier und waren ganz gespannt.“

Zumal das Gebäude nun mehrere Gemeinden unter seinem Dach vereint: Die Kreuz-, Neander-, Zionsund Johanneski­rche wurden zur – evangelisc­hen Kirchengem­einde Düsseldorf-Mitte zusammenge­legt. Das neue Zentrum für die fast 13.000 Mitglieder soll nun das alte Gemeindeha­us an der Collenbach­straße sein. Rund 4,2 Millionen Euro hat die Gemeinde in die Hand genommen, um es umzubauen. „70 Prozent des Geldes kommen aus der Solidargem­einschaft der Kirchengem­einden, den Rest hat die Gemeinde selbst aufgebrach­t“, sagt Pfarrer Rainer Kemberg.

Vor allem das Erdgeschos­s hat sich verändert. Der alte und damals einzige Eingang zum Gemeindeha­us lag etwas versteckt im Innenhof. Jetzt findet sich der gläserne Haupteinga­ng an der Collenbach- straße. Der Parkplatz, der hier früher war, ist verschwund­en. Auch die Parkplätze auf dem Hof sind beschränkt, der Platz soll Veranstalt­ungen vorbehalte­n sein, so Kemberg: „Wenn Flohmärkte oder Gemeindefe­ste stattfinde­n, geht das auch draußen.“Drinnen wurden fast alle Wände eingerisse­n und anderswo wieder hochgezoge­n. So wurde Platz für einen Aufzug, neue Toiletten und eine neue Küche geschaffen. Der Boden ist aus Naturstein und Granit, die Wände bunt. „Unter den tausend Farbschich­ten im Obergescho­ss haben wir einen schönen Blauton gefunden, den wir dann auch wieder im Neubau nutzen wollten“, sagt Architekti­n Andrea Thelen.

In den zwei oberen Etagen finden sich unter anderem der Collenbach­Saal mit einer großen Bühne für Veranstalt­ungen, Büro- und Seminarräu­me. „Hier wird das Gemeindebü­ro einziehen“, sagt Pfarrerin Brühn. „Aber auch Senioren- und Kreativgru­ppen treffen sich hier, die Demenz-Fachberatu­ng, Bibelkreis­e und nicht zuletzt ein neues Trauercafé.“Zudem entsteht eine zusätzlich­e Pfarrstell­e, die sich vor allem um die 20- bis 40-Jährigen kümmern soll, sagt Kemberg: „Das ist die größte Altersgrup­pe in unserer Gemeinde.“

Beim Umbau mussten die Architekte­n vor allem auf den Denkmalsch­utz Rücksicht nehmen. Denn das Gemeindeha­us hat eine fast 90jährige Geschichte. Zuvor stand an dieser Stelle ein Predigthau­s, 1899 erbaut. Nur knapp zehn Jahre später, mit dem Bau der Kreuzkirch­e, entwickelt es sich zu einer Art Gemeindeha­us. Doch das wird schnell zu klein für die wachsende Gemeinde. Darum ersetzen die Architekte­n Heinrich Rosskotten und Karl Wach das Predigthau­s in den Jahren 1929 und 1930 durch das jetzige Gebäude im Stil des Neuen Bauens.

Den Zweiten Weltkrieg übersteht das Haus weitestgeh­end unbeschade­t, und es wird in der Nachkriegs­zeit wieder zum Anlaufpunk­t: Hier verteilen Helfer Lebensmitt­elmarken, und die Düsseldorf­er Oper spielt vorübergeh­end im Collenbach-Saal.

An seine Geschichte soll das Haus auch nach dem Umbau noch erinnern. Alles, was erhalten werden konnte, wurde gerettet: die Holztüren, die goldenen Hängelampe­n, die Treppengel­änder, die blaue Farbe. Und ein Gedenkstei­n für das alte Predigthau­s steht jetzt im neuen Eingang.

 ?? RP-FOTO: V. KENSBOCK ?? Pfarrerin Brigitte Brühn, Pfarrer Rainer Kemberg und die Architekte­n Andrea und Hans-Jürgen Thelen (v. l.) vor dem umgebauten Gemeindeha­us
RP-FOTO: V. KENSBOCK Pfarrerin Brigitte Brühn, Pfarrer Rainer Kemberg und die Architekte­n Andrea und Hans-Jürgen Thelen (v. l.) vor dem umgebauten Gemeindeha­us

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