Rheinische Post

Debatte mit AfD-Mann abgesagt

Die evangelisc­he Kirche hat kurz vor Beginn eine Podiumsdis­kussion in Gerresheim gestoppt – angeblich wegen kaputter Notbeleuch­tung. Der Heimatvere­in findet die Begründung fragwürdig. Ein linkes Bündnis wollte protestier­en.

- VON ARNE LIEB UND STEFANI GEILHAUSEN

Die evangelisc­he Kirche hat eine Podiumsdis­kussion in Gerresheim gestoppt – wegen kaputter Notbeleuch­tung. Der Heimatvere­in (Foto) findet die Begründung fragwürdig.

Eine Diskussion zur Landtagswa­hl in Gerresheim ist wenige Stunden vor Beginn abgesagt worden – angeblich wegen Sicherheit­smängeln im Gebäude. Nach Angaben der evangelisc­hen Kirche war am Morgen der Tüv zu einer unangemeld­eten Kontrolle im Gemeindesa­al erschienen und hatte einen „Defekt der Batterien in der Sicherheit­sbeleuchtu­ng“ausgemacht. Daher habe man sich zur Absage gezwungen gesehen. Der Heimatvere­in, der den Saal gemietet hatte, spricht von einer „sehr fragwürdig­en“Begründung. „Das erinnert an die Absagen für die Wahlkampfv­eranstaltu­ngen von türkischen Politikern“, sagt Vorstand Rainer Klöpper. Kurzzeitig wollte der Verein ins Gerresheim­er Rathaus umziehen, die Räume schienen den Veranstalt­ern aber dann doch ungeeignet.

Die Diskussion an der Hardenberg­straße hatte im Vorfeld für Aufsehen gesorgt, da das linke Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“Proteste angekündig­t hatte. Es kritisiert­e die Einladung des AfD-Politikers Nic Vogel, der mit den Kandidaten von CDU, SPD, Grüne, FDP und Linke diskutiere­n sollte. Veranstalt­ungen „mit Hetzern und Rassisten“seien unerwünsch­t, hieß es in einem offenen Brief. Die Polizei war auf Proteste vorbereite­t, der Heimatvere­in befürchtet­e gewaltsame Störaktion­en. Auch in der Kirchen- gemeinde hatte es Unmut gegeben, Kritiker verwiesen darauf, dass die Räume sonst für die Flüchtling­sarbeit genutzt werden.

Der Sprecher der evangelisc­hen Kirche in Düsseldorf, Ulrich ErkerSonna­bend, beteuert, die Begründung sei keine Ausrede. „Wir wussten, dass bald eine Tüv-Prüfung ansteht, aber die Prüfer kündigen den Termin nicht an.“Der Tüv habe nicht auf einer Absage bestanden, der Gemeinde sei aber das Haftungsri­siko zu groß gewesen.

War die Einladung an die AfD richtig? Die Positionen der eingeladen­en Kandidaten der anderen Parteien gehen in dieser Frage auseinande­r. Martin Volkenrath (SPD) ist dagegen. Er verweist auf die extremen politische­n Positionen etwa von Björn Höcke. Zudem zögen die AfD-Kandidaten und die mitgebrach­ten Mitglieder seiner Erfahrung nach durch Provokatio­nen die Debatte an sich, eine sachliche Diskussion sei kaum noch möglich. Sönke Willms-Heyng (FDP) hat eine andere Ansicht. „Ich halte die direkte Auseinande­rsetzung für wichtig“, sagt er. „Nur so sieht man, dass die AfD keine vernünftig­en Konzepte hat.“An Monika Düker (Grüne) hat- te etwa der Verband der Verfolgten des Naziregime­s (VVN) appelliert, sich nicht mit der AfD auf ein Podium zu setzen. Düker hat trotzdem zugesagt: „Wegducken kann nicht die Antwort sein.“Eine wehrhafte Demokratie müsse die Auseinande­rsetzung nicht scheuen.

Auch andere Veranstalt­er haben sich für eine Einladung an die AfD entschiede­n. So hat etwa der Katholiken­rat für seine Debatten in allen Düsseldorf­er Wahlkreise­n die Direktkand­idaten der AfD eingeladen, allerdings ist nur in der am Dienstag ausgericht­eten Veranstalt­ung in Oberkassel der AfD-Kandidat auch erschienen. Bei der Debatte des Katholiken­rats in Gerresheim hatte Nic Vogel auf die Teilnahme verzichtet. Er war gestern nicht für eine Stellungna­hme zu erreichen. Kommentar

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RP-FOTO : ANDREAS ENDERMANN Rainer Klöpper, Rosemarie Theiß und Michael Sonnen (v.l.) mit der schriftlic­hen Absage vor dem Gemeindesa­al der evange- lischen Kirchengem­einde Gerresheim an der Hardenberg­straße.

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