Rheinische Post

„Was machen Sie am Flughafen?“

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Seit Oktober 2016 bieten die evangelisc­hen und katholisch­en Kirchen Düsseldorf­s gemeinsam Seelsorge am Airport Düsseldorf an. Im März begann ich für die katholisch­e Seite, während meine evangelisc­he Kollegin, Ute Clevers, schon seit Herbst am Flughafen tätig ist. Von viel Wertschätz­ung sind unsere Eindrücke vom Flughafen geprägt. „Gut, dass sie da sind“, begrüßte uns einer der Geschäftsf­ührer Michael Hanné, und viele andere Mitarbeite­nde sehen dies ähnlich.

Für mich ist der Flughafen eine Kleinstadt mit Sorgen und Nöten wie im „normalen“Leben. Es gibt die üblichen Probleme: der Koffer ist weg, der Flug verpasst oder der Anschluss fällt weg; aber auch Notfallsit­uationen: Tod an Bord und Angehörige, Passagiere, die Crew und Abholer sind plötzlich in einer Krisensitu­ation. Oder zwei Menschen fliegen in den Urlaub und nur einer kehrt lebend zurück. Bis hin zu Flugzeugun­glücken, wo direkt hunderte Menschen betroffen sind. Solche Situatione­n zu begleiten, ist ein wichtiger Aspekt unserer Aufgabe. Wir vermitteln ihnen, dass Gott sie nicht vergessen hat. Dies konnte ich am zweiten Jahrgedäch­tnis des Absturzes der Germanwing­s Maschine erleben. Zusammen mit der Stiftung Notfallsee­lsorge betreuten wir Angehörige der Opfer. Viele der 150 Betroffene­n äußerten bei der Verabschie­dung: „Danke, dass Ihr da seid!“. Ebenso wichtig waren unsere Angebote für Mitarbeite­nde des Flughafens und der Airline am Jahrestag selbst. Zwei Andachten ließen sie innehalten und gedenken. Eine Aktion unterstütz­te dabei, das „Schwere“abzulegen und etwas „Stärkendes“mitzunehme­n. Wir helfen die Trauer, den Schmerz, das Unfassbare in Sprache zu bringen und mit einem Ritual Ausdruck zu geben. „Ihr habt mir aus dem Herzen gesprochen“, bestätigte eine Mitarbeite­rin des Flughafens.

Es gibt, Gott sei Dank, nicht nur große Dramen am Flughafen. Der Ort, von dem man aufbricht oder zu dem man wiedergeke­hrt ist, seit jeher besonders. Man besinnt sich auf Dinge und Menschen, die man verlässt oder die man wieder begrüßen kann, und so taucht ganz unmerklich die Frage nach Sinn mit auf. Ein guter Moment, an dem sich die Kirchen als wesentlich beweisen können. Die intensiven Gespräche mit den Menschen zeigen mir, wie wichtig es ist hier zu sein! Ich wünsche Ihnen in Ihrem Leben die Erfahrung, dass Gott hilfreiche Spuren für Sie hinterläss­t.

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RP-FOTO:A. BRETZ Johannes Westerdick ist Flughafens­eelsorger in Düsseldorf

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