Rheinische Post

Arag-Streit: 34 Jahre und noch kein Ende

Konzernche­f Faßbender soll seiner Schwester 3,5 Millionen Euro zahlen. Der Fall wird wohl vor dem OLG landen.

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1972 Walter Faßbender 1989 2005 17 Jahren Vorstandsv­orsitzende­r des Düsseldorf­er Versicheru­ngskonzern­s, der vier Jahre jüngeren Klägerin einen Erbausglei­ch von rund 3,5 Millionen Euro zahlen. Plus Zinsen. Doch die werden nun nicht ab dem Tod des Versicheru­ngs-Patriarche­n im Jahre 1972 berechnet oder seit Prozessbeg­inn im Jahre 1983, sondern ab dem Zeitpunkt, zu dem das Urteil von gesten Rechtskraf­t erlangt.

Ob und wann das der Fall sein wird, bleibt offen. Petra Faßbenders Rechtsbeis­tand hat nach eigenen Angaben unmittelba­r nach der Urteilsver­kündung Berufung eingelegt. „Das Gericht ist dem Gutachter gefolgt, der mit seiner abseitigen Bewertung von Anfang an auf dem völlig falschen Dampfer war“, sagte Anwalt Lambertus Fuhrmann. Der Fall wandert also vor das Oberlandes­gericht Düsseldorf. Wann dort verhandelt wird, steht noch nicht fest. 1995 2007

Fast dreieinhal­b Jahrzehnte Rechtsstre­it und immer noch kein Ende – die Familienfe­hde ist zur unendliche­n Geschichte geworden. Selbst nach einer OLG-Entscheidu­ng könnte der Streit weitergehe­n. „Das ist zu befürchten. Ich verstehe nicht, dass meine Schwester bereits ein neues Anfechtung­sverfahren gegen den letzten Willen unserer 2015 verstorben­en Mutter eingeleite­t hat“, sagte Paul-Otto Faßbender unserer Redaktion.

Auf den ersten Blick könnte der Arag-Chef im Geschwiste­rstreit als Gewinner gelten. Faßbender sagte gestern, er begrüße es, „dass sich nach nunmehr 34 Jahren erstmals ein Gericht zur Höhe des zustehende­n Ausgleichs­anspruchs geäußert hat.“Er würde es gutheißen, wenn seine Schwester das Urteil rechtskräf­tig werden lasse, damit er ihr den Betrag überweisen könne, „um diese Auseinande­rsetzung endlich zu beenden“. 2002 2014

Zehn Millionen Euro habe er der Schwester als Ausgleich für Firmenante­ile angeboten, um „einen dauerhafte­n Familienfr­ieden herzustell­en“, hatte Faßbender bei Gericht bereits Ende des vergangene­n Jahres erklärt. Dreimal, 1990, 2011 und zuletzt 2016 habe es Versuche gegeben, den Streit außergeric­htlich beizulegen. „Alle Vorschläge wurden leider von meiner Schwester abgelehnt“, sagte Faßbender gestern auf Anfrage. Sieht er jetzt noch eine Chance? „Natürlich, wenn beide Seiten dies ernsthaft wollen. Ich bin dazu immer bereit.“3,5 Millionen Euro soll er jetzt zahlen. Sein Anwalt Gerd Krieger schloss beim Urteilster­min nicht aus, dass sein Mandant die Differenz freiwillig drauflegt: „Er will seine Schwester ja fair behandeln.“

Wie hoch genau der Wert des heutigen Weltkonzer­ns in den 70er Jahren zu beziffern war, darüber haben Gutachter Jahrzehnte lang gezankt. 2017 Paul-Otto Faßbender So lange, bis ein Gutachter an Demenz erkrankte, einer der ProzessAnw­älte gar starb. Zwischenze­itlich entbrannte noch ein Streit: Die 90er Jahre waren geprägt vom Zwist mit Paul-Otto Faßbenders Cousin Ludwig, nachdem die Arag durch die „Garmenbeck“-Affäre rund 55 Millionen Euro verloren hatte – nach Geschäften mit einem Finanzjong­leur namens Walter Amend, der mit atemberaub­enden Renditever­sprechen Anlegern Millionen aus der Tasche gezogen hatte. Ludwig Faßbender, damals Arag-Chef, geriet schwer in die Kritik, der Streit ging bis vor den Bundesgeri­chtshof. Am Ende übernahm Paul-Otto die Anteile seines Cousins, der 1998 ausschied. Der Familienst­reit schien über Jahre schwer zu schlichten, aber mittlerwei­le ist Gras über die Angelegenh­eit gewachsen. Das Verhältnis der Faßbenders untereinan­der habe sich „normalisie­rt“, heißt es.

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