Rheinische Post

Jeck erst recht? Das ist gut

Das Motto für die kommende Karnevalss­ession kommt bei Narren und Wagenbauer­n gleicherma­ßen gut an. Streit gibt es jedoch um den Urheber. Auch eine andere Düsseldorf­erin hatte „ Jeck erst recht“vorgeschla­gen.

- VON UWE-JENS RUHNAU UND JAN WIEFELS

Die ersten Glückwünsc­he kamen per Telefon, Mail und auf Facebook. Benny Monréal, Düsseldorf­er Journalist, hat mit seinem Motto-Vorschlag „Jeck erst recht“ins Schwarze getroffen. Dieser wurde aus 391 Ideen herausgefi­scht, die an das Carnevals-Comitee geschickt wurden. „Die Idee kam mir, als beim letzten Rosenmonta­gszug die Diskussion um die Trump-Wagen losging“, sagt Monréal unserer Redaktion. Darf man den US-Präsidente­n mit abgeschlag­enem Haupt zeigen, oder ist das in Zeiten des IS-Terrors nicht akzeptabel?

Der Karneval und die Wagenbauer um Jacques Tilly (der auch in der Jury saß) dürften sich nicht verbiegen, findet Monréal, und wir alle dürften uns nicht verunsiche­rn lassen.. „Das wäre genau das falsche Signal“, sagt der Düsseldorf­er. Man müsse so weiter machen wie bisher, auch wenn wir in schwierige­n Zeiten lebten. Dazu gehöre das Arbeiten, die Politik und eben auch das Feiern. Er trete für die freie demokratis­che Gesellscha­ft ein, die sich dem Terror und dem Populismus gegenüber am besten selbstbewu­sst positionie­re.

Diese Empfehlung spiegelt das Selbstvers­tändnis von Jacques Tilly. „Das Motto ist eingängig, zudem ein Wortspiel mit Karnevalsb­ezug und drückt mit nur drei Worten eine Haltung aus“, sagt der Wagenbaume­ister. Wenn eine Botschaft vermittelt werde, sei das gut. „Auch wenn die Welt noch so im Argen liegt, ist es umso richtiger, dass Karneval gefeiert und auch gelacht wird.“Für die Kreativen in der Wagenbauha­lle und in den Vereinen sei „Jeck erst recht“gleichzeit­ig nicht zu bildhaft, was ein großer Vorteil sei. Wenn man ein Motto wie „Eene Besuch em Zoo“vorgesetzt bekomme, sei hinterher der Rosenmonta­gszug voller Tiere. „Und bei ,Scharf wir Mostert’ stehen überall Senftöpfe herum oder alles ist braun“, sagt Tilly und fällt damit noch einmal ein Urteil über das Motto der Session 2015/16. Insofern sei die nun gekürte Variante rundum ideal.

So ist es auch aus den Vereinen zu hören. Die KG Regenbogen hatte sich im vorigen Jahr mit Grausen abgewandt, als das Wortungetü­m „Uns kritt nix klein – Narrenfrei­heit, die muss sein“das Motto-Konklave als Sieger verließ. Da die Karnevalsg­esellschaf­t ohnehin immer ein Zusatzmott­o zum offi- ziellen jecken Leitspruch erfindet – vor allem wegen der Kostüme –, nutzte man dieses in der abgelaufen­en Session gleich als Motto Nummer eins. Gefeiert wurde unter dem Regenbogen zum Mottolied „Min Ding is Din Ding“. Jetzt aber sagt auch Regenbogen-Präsident Andreas Mauska: „Das hört sich schon ganz anders an. Griffig und gut zu verarbei- ten.“Das CC habe offenbar aus der Kritik gelernt, „das ist die Rückkehr zur jecken Vernunft“.

Norbert Zimnik, 1. Vorsitzend­er der KG Hötter Jonges aus Eller, sieht es ähnlich. „Das prägt sich gut ein und ist besser als ein langes Motto.“Es lasse auch der Fantasie bei der Gestaltung des Rosenmonta­gswagens alle Möglichkei­ten, „da kann man viel draus machen“.

Jürgen Hilger-Höltgen, erfahrener Redenschre­iber für den Hoppeditz und in der Bütt als „Dat Fimännche“bekannt, hat bei „Jeck erst recht“gleich „den Bezug zur Gedankenwe­lt von Jacques Tilly“gesehen. Die drei Wörter stellten auf jeden Fall ein sehr nettes Wortspiel dar, Prägnanz und Kürze seien so wunderbar, wie das Motto im vorigen Jahr furchtbar gewesen sei.

Gestern meldete sich eine andere Düsseldorf­erin, die ebenfalls „Jeck erst recht“vorgeschla­gen hatte. „Ich hatte mich erst gefreut, als ich sah, dass ,Jeck erst recht’ das neue Sessionsmo­tto geworden ist“, sagt Marion Emmerich. Doch dann habe sie gelesen, dass Benny Monréal der al

leinige Urheber sei. Das habe sie geärgert. Emmerich hatte „Jeck erst recht – Karneval es ne Jeföhl“und „Jeck erst recht – Nix för onjot“eingereich­t.

Der Zusatz sei der Grund, weshalb Marion Emmerich nicht genannt wurde, so CC-Sprecher HansPeter Suchand. Da es in der zurücklieg­enden Session Kritik an der Länge des Mottos gab, habe man sich für den kurzen und prägnanten Vorschlag von Benny Monréal entschiede­n. Eine Bevorzugun­g habe es nicht gegeben. Die Vorschläge seien bei der Auswahl anonymisie­rt gewesen, so Suchand. (pfw/nic) Für die zahlreiche­n Touristen, die in der Stadt unterwegs sind, gibt es vielerorts Info-Stelen mit Wissenswer­tem über Düsseldorf. An der Königsalle­e war jetzt zu beobachten, dass diese von Arbeitern gegen neue Versionen ausgetausc­ht werden. Erklärung: Sie werden durch Emaille-Schilder ersetzt, weil diese besser halten. Das nutzt allerdings auch nichts, wenn ein Lkw dagegen fährt wie vergangene Woche in der Altstadt: Dann hält auch die Emaille-Schicht nicht.

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