Flughafen Köln trennt sich von Sicherheitsfirma Kötter
KÖLN (maxi) Die Essener Sicherheitsfirma Kötter verliert einen wichtigen Auftrag in NRW. Der Flughafen Köln/Bonn teilte gestern mit, man habe sich mit dem Sicherheitsdienstleister darauf geeinigt, vorzeitig aus dem Vertrag über die Personal- und Warenkontrolle auszusteigen. Die Zusammenarbeit ende im Januar 2018, erklärte ein Sprecher. Für die Restlaufzeit hätten die beiden Unternehmen umfassende zusätzliche Kontroll- und Überprüfungsmaßnahmen vereinbart. Der ursprüngliche Vertrag hatte eine Laufzeit bis Januar 2021. Verdi verlangte, dass alle Beschäftigten von dem Nachfolgeunternehmen übernommen werden müssten.
Vorausgegangen waren Pannen beim Personaleinsatz mit langen Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen. Zudem kam es zu Unregelmäßigkeiten bei Schulungszertifikaten. Diese sollen ausgestellt worden sein, obwohl es keine entsprechende Schulung gegeben hatte. Das Landesverkehrsministerium und die Bezirksregierung Düsseldorf hatten daraufhin Strafanzeige gestellt. Hinzu kam ein Schreiben mehrerer Mitarbeiter, in dem diese den Vorwurf erhoben, ein Betriebsleiter habe gegen Gewährung von Gefälligkeiten Zugeständnisse bei der Urlaubs- und Schichtplanung eingeräumt. Das Schreiben liegt unserer Redaktion vor. Kötter erklärte, die anonym erhobenen Vorwürfe würden von unabhängiger Seite intensiv geprüft.
DÜSSELDORF Den Ernst der Lage dürfte das Management des Sicherheitsunternehmens Kötter allerspätestens gestern Morgen erkannt haben: Einen Tag nachdem bereits das Landesverkehrsministerium und die Bezirksregierung Düsseldorf Anzeige gegen die Essener erstattet hatten, erklärte auch Kölns Flughafenchef Michael Garvens, er werde gegen die Firma Strafanzeige wegen Betrugs stellen und Schadenersatz einfordern. Im Raum steht der Vorwurf, bei Kötter seien Schulungszertifikate für Mitarbeiter gefälscht worden. Hinzu kamen schwere Vorwürfe der Mitarbeiter gegen einen Betriebsleiter, über die unsere Redaktion zuerst berichtet hatte. Dieser soll Beschäftigte unter Druck gesetzt und von ihnen Gegenleistungen für die Erfüllung von Urlaubsund Schichtwünschen verlangt haben. Nur wenige Stunden später setzte Garvens noch eins drauf: Per Pressemitteilung verkündete er, dass der Vertrag mit Kötter Ende Januar 2018 und damit drei Jahre früher als geplant beendet werde.
Die Kötter-Tochter Airport Security ist im Auftrag des Flughafens für die Waren- und Personalkontrolle verantwortlich. Ein weiteres Unternehmen, die Kötter Aviation Security, ist zudem im Auftrag des Bundesinnenministeriums und der Bundespolizei für die Passagierkontrollen zuständig. Eine Anfrage an das Ministerium, ob auch dieser Auftrag angesichts der jüngsten Vorfälle auf den Prüfstand komme, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi übte erneut scharfe Kritik an dem Essener Unternehmen. „Die skandalösen Vorgänge am Köln/ Bonner Flughafen hat der Geschäftsführende Direktor Klaus Wedekind zu verantworten“, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim unserer Redaktion, „er sollte jetzt entsprechende Konsequenzen ziehen.“Zugleich forderte der Ge- werkschafter den Flughafen dazu auf, dieser müsse nun sicherstellen, dass alle rund 170 betroffenen Beschäftigten mit allen bisherigen Rechten und Pflichten und den erworbenen Besitzständen von dem Nachfolgeunternehmen übernommen würden.
Kötter kündigte neben der Aufklärung der Vorwürfe gegen den Betriebsleiter und der Nachschulung der Mitarbeiter auch an, eine neue Stelle für einen Niederlassungsleiter am Standort Köln zu schaffen.