Flüchtlingsschicksale im „Tatort“
Im Kriminalfall aus Bamberg geht es um einen Brandanschlag auf eine Asylunterkunft.
BAMBERG In der Küche einer Flüchtlingsunterkunft wird gekocht, gelacht, getanzt. Eine ehrenamtliche Helferin füllt mit einer jungen Frau Ravioli, als plötzlich ein Brandsatz ins Gebäude geworfen wird. Als die Feuerwehr und die Polizei anrücken, finden sie einen verletzten Mann, der lebensgefährliche Brandwunden erlitten hat, und in der Vorratskammer eine tote Frau aus Kamerun.
Jetzt könnte eine typische Betroffenheits-Geschichte über arme Flüchtlinge und böse Neonazis folgen. Doch dem Franken-„Tatort“mit dem Titel „Am Ende geht man nackt“, der diesmal überwiegend in Bamberg gedreht wurde, gelingt dank eines klugen Drehbuchs ein durchaus realistischer Blick. „Das Wichtigste war, aus vielen verschiedenen Blickwinkeln auf das Thema zu schauen. Dass man es eben nicht Schwarz und Weiß sieht – dort die Guten und da die Bösen“, sagt Schauspielerin Dagmar Manzel, die Kommissarin Paula Ringelhahn verkörpert. Und dieses Umfeld besteht auch aus Menschen – Flüchtlingen und Deutschen –, die die Orientierungs- und Hilflosigkeit der Menschen ausnutzen.
Der Fall ist zum Glück sehr unaufgeregt, das Bild, das gezeichnet wird, sehr ausgewogen, mitunter schonungslos und ohne falsche Scheu. Die Flüchtlinge sind keine Heiligen: Sie betrachten gerne Frau- en im Bikini, machen sie mit blöden Sprüchen an, trinken Bier, und einige von ihnen sind auch kriminell. Andere hingegen warten seit Jahren auf eine Anerkennung und wurden schlicht vergessen. Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) gibt sich als tschetschenischer Flüchtling aus und bekommt dadurch andere Einblicke. Besonders zu dem jungen Syrer Basem Hemidi (Mohammed Issa) baut sich eine besondere Beziehung auf, die ihn der Lösung allerdings nicht näher bringt.
Die Undercover-Geschichte ist ein wenig kurios. Aber zum Glück wurde darauf verzichtet, die Protagonisten in ihren Originalsprachen sprechen zu lassen und zu untertiteln. Dafür sprechen natürlich alle sehr gut Deutsch – sicher nicht realistisch, aber für den Zuschauer ist das eindeutig die bessere Variante.