Dieselloks halten Anwohner wach
Seit Weihnachten laufen die Motoren und Lüfter der Bahnen, manchmal tage- und vor allem nächtelang. Für die Anwohner des Abstellbahnhofs eine Qual, der Stadt aber sind die Hände gebunden.
Anstrengend sind die Tage, unerträglich die Nächte. Eine Woche am Stück sollen sie schon gerattert haben vor Petra und Gerd Krügers Wohnung, die Bahnen, die dort abgestellt werden. Schlafen kann Petra Krüger kaum noch, inzwischen hat sie sich ein Mittel von einem Arzt verschreiben lassen. Die beiden Kinder ihrer Nachbarin Katrin Reh, Isabel (7) und Marie (5), sind völlig übermüdet. Die Mutter denkt inzwischen über einen Umzug nach. Kurz vor Weihnachten hat es angefangen mit dem Krach, „seitdem stellt die Deutsche Bahn die Loks genau vor unser Schlafzimmerfenster“, sagt Petra Krüger. Mit ihrem Handy hat sie die das Brummen der Bahnen aufgenommen, am 30. März um 22.30 Uhr, einen Tag später um die gleiche Zeit.
Seit 35 Jahren wohnen Petra und Gerd Krüger am Grüner Weg neben dem Abstellbahnhof Wersten. Einund ausfahrende Züge, quietschende Gleise nehmen die beiden schon gar nicht mehr wahr. „Die Geräusche gehören einfach dazu“, sagt sie. Aber der dauerhafte Krach macht das Paar krank. Petra Krüger hat beim Ordnungsamt nachgefragt, bei der Deutschen Bahn, beim Eisenbahnbundesamt, sogar an die Bundespolizei ist sie verwiesen worden. „Aber niemand fühlt sich so richtig zuständig“, klagt die Anwohnerin.
Man sagte ihr nur, dass die Loks nicht ausgestellt werden könnten, weil sich empfindliche Batterien darin befänden, die bei einer Temperatur unter fünf Grad litten, sogar kaputt gingen. „Angeblich gibt es eine Verordnung, dass die Züge laufen sollen“, sagt Petra Krüger, aber daran glaubt sie nicht. Im Sommer dann, so wurde es ihr prophezeit, gehe es dann weiter mit dem DauerLärm, dann nämlich müssten die Dieselmotoren laufen, um die Waggons zu klimatisieren. Volker Paulat von der Stadt kennt das Problem. Der Abstellbahnhof hat die Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren immer wieder beschäftigt. „War früher insbesondere die Nachbarschaft im Bereich des Speyerwegs durch den Lärm und Dieselgeruch der abgestellten Lokomotiven betroffen, so gehen in diesem Jahr vermehrt Beschwerden aus dem südli- cher gelegenen Bereich Grüner Weg ein“, sagt Paulat. Dem Umweltamt als Untere Immissionsschutzbehörde sind die Hände gebunden, das Eisenbahnbundesamt (EBA) sei für die Überwachung der Bahnanlagen zuständig. „In der Vergangenheit sah das EBA aber bezüglich der Bürgerbeschwerden keinen Hand- lungsbedarf“, sagt der Stadtsprecher. Beim Umweltamt könne man nur verweisen auf das EBA oder die Deutsche Bahn (DB).
Dort ist das Thema auch bekannt, man sei im Gespräch mit Anwohnern und der Stadt. „Aber wer sich dort eine Wohnung aussucht, der muss damit leben“, sagt ein DBSprecher. Lösungsmöglichkeiten gäbe es nicht, auch wenn das Unternehmen die Anliegen der Anwohner ernst nimmt, wie der Sprecher betont. Aber: „Unsere Interessen müssen auch wahrgenommen werden, und wir sind rechtlich auf der sicheren Seite“, sagt er. Dass es am Grüner Weg plötzlich laut geworden ist, das kann er sich nicht erklären. „Die Kollegen konnten nicht bestätigen, dass die Abstell-Position der Bahnen verlagert wurde.“
Bei Petra Krügers Nachbarin Katrin Reh, die im Erdgeschoss lebt, kommt zum Lärm noch die unangenehme Vibration dazu, die die Familie spürt, wenn die Züge so dicht am Wohnhaus stehen. „Alles ist in Bewegung“, sagt sie. Von der Kindergärtnerin sei die Mutter schon angesprochen worden, warum Marie immer so lange Mittagsschlaf hält. „Dabei sind auf der anderen Seite nur ein paar Firmen und Felder“, sagt Petra Krüger. „Warum können die Züge nicht dorthin?“