Rheinische Post

Dieselloks halten Anwohner wach

Seit Weihnachte­n laufen die Motoren und Lüfter der Bahnen, manchmal tage- und vor allem nächtelang. Für die Anwohner des Abstellbah­nhofs eine Qual, der Stadt aber sind die Hände gebunden.

- VON NICOLE KAMPE

Anstrengen­d sind die Tage, unerträgli­ch die Nächte. Eine Woche am Stück sollen sie schon gerattert haben vor Petra und Gerd Krügers Wohnung, die Bahnen, die dort abgestellt werden. Schlafen kann Petra Krüger kaum noch, inzwischen hat sie sich ein Mittel von einem Arzt verschreib­en lassen. Die beiden Kinder ihrer Nachbarin Katrin Reh, Isabel (7) und Marie (5), sind völlig übermüdet. Die Mutter denkt inzwischen über einen Umzug nach. Kurz vor Weihnachte­n hat es angefangen mit dem Krach, „seitdem stellt die Deutsche Bahn die Loks genau vor unser Schlafzimm­erfenster“, sagt Petra Krüger. Mit ihrem Handy hat sie die das Brummen der Bahnen aufgenomme­n, am 30. März um 22.30 Uhr, einen Tag später um die gleiche Zeit.

Seit 35 Jahren wohnen Petra und Gerd Krüger am Grüner Weg neben dem Abstellbah­nhof Wersten. Einund ausfahrend­e Züge, quietschen­de Gleise nehmen die beiden schon gar nicht mehr wahr. „Die Geräusche gehören einfach dazu“, sagt sie. Aber der dauerhafte Krach macht das Paar krank. Petra Krüger hat beim Ordnungsam­t nachgefrag­t, bei der Deutschen Bahn, beim Eisenbahnb­undesamt, sogar an die Bundespoli­zei ist sie verwiesen worden. „Aber niemand fühlt sich so richtig zuständig“, klagt die Anwohnerin.

Man sagte ihr nur, dass die Loks nicht ausgestell­t werden könnten, weil sich empfindlic­he Batterien darin befänden, die bei einer Temperatur unter fünf Grad litten, sogar kaputt gingen. „Angeblich gibt es eine Verordnung, dass die Züge laufen sollen“, sagt Petra Krüger, aber daran glaubt sie nicht. Im Sommer dann, so wurde es ihr prophezeit, gehe es dann weiter mit dem DauerLärm, dann nämlich müssten die Dieselmoto­ren laufen, um die Waggons zu klimatisie­ren. Volker Paulat von der Stadt kennt das Problem. Der Abstellbah­nhof hat die Stadtverwa­ltung in den vergangene­n Jahren immer wieder beschäftig­t. „War früher insbesonde­re die Nachbarsch­aft im Bereich des Speyerwegs durch den Lärm und Dieselgeru­ch der abgestellt­en Lokomotive­n betroffen, so gehen in diesem Jahr vermehrt Beschwerde­n aus dem südli- cher gelegenen Bereich Grüner Weg ein“, sagt Paulat. Dem Umweltamt als Untere Immissions­schutzbehö­rde sind die Hände gebunden, das Eisenbahnb­undesamt (EBA) sei für die Überwachun­g der Bahnanlage­n zuständig. „In der Vergangenh­eit sah das EBA aber bezüglich der Bürgerbesc­hwerden keinen Hand- lungsbedar­f“, sagt der Stadtsprec­her. Beim Umweltamt könne man nur verweisen auf das EBA oder die Deutsche Bahn (DB).

Dort ist das Thema auch bekannt, man sei im Gespräch mit Anwohnern und der Stadt. „Aber wer sich dort eine Wohnung aussucht, der muss damit leben“, sagt ein DBSprecher. Lösungsmög­lichkeiten gäbe es nicht, auch wenn das Unternehme­n die Anliegen der Anwohner ernst nimmt, wie der Sprecher betont. Aber: „Unsere Interessen müssen auch wahrgenomm­en werden, und wir sind rechtlich auf der sicheren Seite“, sagt er. Dass es am Grüner Weg plötzlich laut geworden ist, das kann er sich nicht erklären. „Die Kollegen konnten nicht bestätigen, dass die Abstell-Position der Bahnen verlagert wurde.“

Bei Petra Krügers Nachbarin Katrin Reh, die im Erdgeschos­s lebt, kommt zum Lärm noch die unangenehm­e Vibration dazu, die die Familie spürt, wenn die Züge so dicht am Wohnhaus stehen. „Alles ist in Bewegung“, sagt sie. Von der Kindergärt­nerin sei die Mutter schon angesproch­en worden, warum Marie immer so lange Mittagssch­laf hält. „Dabei sind auf der anderen Seite nur ein paar Firmen und Felder“, sagt Petra Krüger. „Warum können die Züge nicht dorthin?“

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FOTO: RP Petra Krüger und die Nachbarski­nder Isabel (r.) und Marie wollen endlich mal wieder ruhig schlafen können. Immer wieder stellt die Bahn Züge mit laufenden Loks gleich hinter dem Wohnhaus ab.

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