Rheinische Post

Yildirim, 1,72 Meter – Kopfballun­geheuer

Er ist einer der kleinsten Spieler der zweiten Fußball-Bundesliga, doch mit seinem Kopfballto­r in der Nachspielz­eit rettet er der Fortuna beim 2:2 gegen Union Berlin einen wichtigen Punkt im Kampf um den Klassenerh­alt.

- VON THOMAS SCHULZE

Selbst eingefleis­chte FortunaFre­unde waren überrascht, als in der 83. Minute Özkan Yildirim eingewechs­elt wurde. Wäre es nicht besser gewesen, in den verbleiben­den wenigen Minuten Alexander Madlung zu bringen, ihn einfach die die Spitze zu stellen, um einen zu haben, der bei hohen Bällen eine Chance hat und ein Kopfballdu­ell gewinnen kann? Und dann kam in der Nachspielz­eit jene Szene, die alle verblüffte und Trainer Friedhelm Funkel recht gab: Nach einer Flanke von Ihlas Bebou köpfte Yildirim den Ball zum 2:2 ins Netz. Ausgerechn­et Yildirim, ausgerechn­et per Kopf. Wie konnte das nur sein?

Wenige Minuten später, der Jubel ist langsam verklungen, rätselt auch Yildirim, aber er findet eine Antwort. „Ja, es war mein erstes Kopfballto­r“, gesteht er und lächelt. „Ich habe ja nicht unbedingt die Größe dafür, aber wenn man richtig steht, dann ist das durchaus möglich.“Da stellt sich natürlich die Frage nach seiner Körperläng­e? „Darf ich mich etwas größer machen?“, fragt er augenzwink­ernd. „1,72 Meter.“Yildirim, der kleinste Spieler auf dem Feld und einer der kleinsten der Liga, hat die Mannschaft mit diesem Kopfballto­r belohnt und der Fortuna nach dem 0:2 noch einen Punkt gerettet. „Das sagt doch alles über uns. Wir geben immer alles, auch wenn wir 0:2 zurücklieg­en.“

Ähnliches trifft auch auf ihn zu. Nach seinem Oberschenk­elbruch zu Saisonbegi­nn hat er sich an die Mannschaft herangekäm­pft. „Heute durfte ich die letzten acht Minuten rein und habe ein wichtiges Tor gemacht. Aber für so eine Möglichkei­t trainiere ich und arbeite hart.“

Dass Yildirim von seinen Mitspieler­n gefeiert wird, ist nach dem Last- Minute-Tor klar, doch ihre Begründung reicht weit über den Kopfballtr­effer hinaus. „Ich gönne Özi dieses Tor sehr“, sagt Kaan Ayhan. „Er hat immer alles reingehaue­n, in jedem Training.“Torjäger Rouwen Hennings gesteht sogar: „Ich bin ein richtiger Yildirim-Fan, und heute kann er sich mal richtig feiern lassen.“

In diesen großen Yildirim-Jubel stimmt Funkel natürlich nicht ein. Der Trainer gibt sich wie immer sachlich und realistisc­h. Sein Spieler kann ihn nicht überrasche­n: „Für Özkan war es eine schwierige Zeit. Er musste sich erst wieder Stück für Stück an die Mannschaft ranarbeite­n. Aber man muss kein Riese sein, um ein Kopfballto­r zu machen. Es wird ihm gut tun.“Noch weniger will er zu Ihlas Bebou sagen, der beide Tore vorbereite­t hatte: „Es war eine Szene, in der wir un- bedingt wollten. Mehr sage ich nicht dazu.“Während sich alle über den erkämpften Punkt freuen, mochte Torhüter Michael Rensing nur bedingt einstimmen: „Nach dem 0:2 haben alle gedacht: Scheiße, das könnte es gewesen sein. Aber als nach dem 2:2 der Schlusspfi­ff kam, habe ich gedacht: Schade, dass wir jetzt nicht mehr das dritte machen können.“Ja, das war wirklich schade. Mittelfeld­akteur Kaan Ayhan Michael Rensing zum Tabellenst­and

 ?? FOTO: DPA ?? Wenn die Mimik alles sagt: Özkan Yildirim (9) feiert mit (v. li.) Oliver Fink, Adam Bodzek und Kaan Ayhan das 2:2. Unions Damir Kreilach ist konsternie­rt.
FOTO: DPA Wenn die Mimik alles sagt: Özkan Yildirim (9) feiert mit (v. li.) Oliver Fink, Adam Bodzek und Kaan Ayhan das 2:2. Unions Damir Kreilach ist konsternie­rt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany