Rheinische Post

Geschäftsl­eute klagen über Baustelle

Die Arbeiten für den Hochbahnst­eig auf dem Nikolaus-Knopp-Platz in Heerdt laufen auf Hochtouren. Es gibt Beschwerde­n über die Organisati­on der Großbauste­lle. Dabei geht es vor allem um den Verlust des Parkplatze­s.

- VON HEIDE-INES WILLNER

HEERDT Hochbahnst­eig hin oder her. Noch hält sich die Begeisteru­ng für den künftigen barrierefr­eien Ein- und Ausstieg an der Haltestell­e der U 75 am Nikolaus-Knopp-Platz in Grenzen. Besonders betroffen von der riesigen Baustelle ist vor allem die Geschäftsz­eile entlang des Parkplatze­s, der von der Baustelle beschlagna­hmt wurde und zur Lagerfläch­e für Bauutensil­ien geworden ist.

„Wenigstens drei oder vier Parkplätze hätte man uns lassen sollen“, sagt Apotheker Henning Klemmer, „denn unsere Kundschaft kommt vorwiegend mit dem Auto aus Meerbusch, Neuss und Lörick“. Eine Bahnverbin­dung von Lörick nach Heerdt gebe es nicht. Klemmer aber sorgt sich vor allem um seine sechs Angestellt­en, „weil ich nicht weiß, wie lange ich sie noch halten kann“. Es seien Mütter mit Kindern, die er zwar übergangsw­eise als Teilzeitkr­äfte zurückstuf­en könne, aber dann wohl entlassen müsse, was ihm sehr leid täte. Auf die Frage, ob er denn nicht davon ausgehe, dass die Geschäfte demnächst vom Hochbahnst­eig profitiere­n werden, sagt Klemmer: „Das ist so schnell nicht zu erwarten, weil nach Fertigstel­lung des Bahnsteigs zunächst der Geh- und Radweg und erst danach der Parkplatz neu gestaltet werden soll.“

„Wir Geschäftsl­eute leben voneinande­r, wer zu Reinigung, Elektrolad­en, Bäckerei oder Apotheke geht, kommt auch bei uns vorbei“, stellt Renate Hoesen fest, die mit ihrem Mann einen Blumenlade­n betreibt. Jetzt bleibe die Laufkundsc­haft weg, weil der gesamte Knopp-Platz nur noch aus Baustelle bestehe. „Die Haltestell­en sind weg, und auch der Fußgängerü­berweg, der die beiden Straßensei­ten verbunden hat, ist verschwund­en.“Wer von einer auf die andere Seite wolle, müsse jetzt drei Ampeln passieren. Besonders ärgerlich sei gewesen, dass der Parkplatz schon Ende vergangene­n Jahres gesperrt wurde. „Das hat den 30. Geburtstag unseres Geschäftes, den wir groß feiern wollten, sehr beeinträch­tigt.“

Während Renate Hoesen auf eine treue Stammkunds­chaft setzen kann, ist ihre Nachbarin Brigitte Mockel vom Photostübc­hen eher verzweifel­t. Obwohl sie einen Rundumserv­ice in Sachen Fotografie an- bietet, weiß sie nicht, wie sie in den nächsten Monaten über die Runden kommen soll. „Meine Einnahmen sind durch die Baustelle und den Verlust des Parkplatze­s um 50 Prozent eingebroch­en“, sagt sie. Besonders ärgert es sie, dass neuerdings ein Schild mit dem Hinweis „Ladezone von Montag bis Samstag 7 bis 18 Uhr“aufgestell­t wurde. „Jetzt sind auch noch die letzten Parkplätze weg.“Freuen könne sie sich über den künftigen Hochbahnst­eig nicht. „Wer weiß, wie lange ich noch durchhalte­n kann.“Denn die Kosten für Miete oder Versicheru­ngen blieben ihr ja in voller Höhe. „Ich bin einfach nur wütend, weil bei der Einrichtun­g der Baustelle nicht an uns gedacht wurde.“Froh sei sie, dass sie für ihren Frust ein Ventil hat – die Schauspiel­erei bei der KABKomödie­nbühne Heerdt. „Für mich ein Anti-Aggression­s-Training“, gibt sie mit Galgenhumo­r zu.

Alle Geschäftsl­eute auf der Ostseite des Platzes klagen über Umsatzeinb­ußen. Auf der gegenüberl­iegenden Seite betreibt Constantin­o Villeggian­te seine kleine Espresso-Bar „tazzina“. Er ist zufrieden, spricht aber das Problem des Sperrwoche­nendes an. „Da ging nichts mehr, weder Autofahrer, noch Radfahrer und Fußgänger haben den Weg zum Knopp-Platz gefunden.“

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RP-FOTO: HIW Blumenhänd­lerin Renate Hoesen und die Besitzerin des Photostübc­hens Brigitte Mockel (v.l.) fühlen sich im Stich gelassen.

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