Rheinische Post

Vergebung ist lebensnotw­endig

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Morgen, an Karfreitag, bedenken Christen den Tod Jesu Christi am Kreuz. Es heißt, dieser Tag sei der höchste Feiertag der Protestant­en. Doch erzählen alle christlich­en Feste gemeinsam die Geschichte Gottes mit den Menschen. Die Reformator­en setzten unterschie­dliche Akzente in ihrem theologisc­hen Nachdenken und entwickelt­en dabei jeweils persönlich­e Vorlieben im Blick auf die Festtage. Die Frage ist also nicht, welches der größte und höchste Feiertag ist. Vielmehr geht es darum, welche Glaubensge­wissheit an einem Festtag wachsen und groß werden kann.

Der Karfreitag erzählt wie kein anderer Tag im Kirchenjah­r davon, dass Vergebung für uns lebensnotw­endig ist. Das ist eine Erfahrung, die wohl jeder aus ganz unterschie­dlichen Zusammenhä­ngen kennt. Die Hoffnung, dass uns vergeben wird, und die Herausford­erung, ob und wie wir vergeben kön- nen, begleiten uns unser ganzes Leben. Wie kann ich etwas wieder gut machen? Wie wird etwas heil, was zu Bruch gegangen ist – im Kontakt zu meinem Partner, meinen Freunden, meiner Kollegin? Die Kraft, die Vergebung in unserem Leben entfaltet, gehört zu den intensivst­en Er- lebnissen, die wir machen. Dann sind wir erleichter­t und erlöst. Wir fühlen uns befreit und zuversicht­lich. Oft werden dabei Beziehunge­n erneuert oder gestärkt. Ist Vergebung nicht möglich, kann dies wie ein großer Schatten auf uns liegen, und wir verlieren an Lebendigke­it.

Der Karfreitag richtet unseren Blick darauf, wie im tiefsten Dunkel Vergebung geschieht. Der am Kreuz hängende Christus betet: Vater, vergib ihnen! Christus selbst tritt für die Welt ein. Sein Gebet, das er für und über die Menschen spricht, erwirkt Gottes Vergebung. In seiner Bitte sind ihre Gebete um Vergebung aufgenomme­n. Wenn Christen Gott um Vergebung bitten, dürfen sie darauf vertrauen, dass ihre Gebete erhört sind. Es ist diese Glaubensge­wissheit, die am Karfreitag gestärkt wird. Sie entfaltet ihre Kraft, indem Menschen mit sich selbst ins Reine kommen, anderen vergeben oder sie um Vergebung bitten. Gelingt das, lebt es sich befreit und zuversicht­lich. Von diesem großen Geschehen erzählt der Karfreitag.

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