Der Favorit für den Elysée heißt Macron
Der unabhängige Kandidat hat beste Chancen, nächster französischer Präsident zu werden. In der Stichwahl hat Marine Le Pen vom Front National wohl keine Chance.
PARIS Der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron ist mit rund 24 Prozent der Stimmen Sieger der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich. Der 39-Jährige bestreitet die Stichwahl in zwei Wochen gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen, die auf rund 22 Prozent kam. Auf dem dritten Platz folgte mit knapp 20 Prozent der konservative Ex-Regierungschef François Fillon praktisch gleichauf mit dem Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon. Der Sozialist Benoît Hamon, der mit 6,2 Prozent weit abgeschlagen auf dem fünften Platz landete, rief umgehend zum Votum für Macron auf. Die Wahlbeteiligung war mit rund 77 Prozent höher als erwartet, 47 Millionen Franzosen waren stimmberechtigt.
„Wir schlagen ein neues Kapitel des politischen Lebens in Frankreich auf“, sagte Macron. Der politische Senkrechtstarter dürfte allen Umfragen zufolge die zweite Runde am 7. Mai mit rund 65 zu 35 Prozent gegen Le Pen gewinnen. Der Einzug der beiden Kandidaten in die Stichwahl bedeutet eine Zeitenwende in Frankreich. Denn erstmals seit mehr als 50 Jahren sind die Kandidaten der beiden Parteien, die bisher in Frankreich den Präsidenten stellten, aus dem Rennen.
Der Sozialist Hamon sprach von einer „historischen Bestrafung“. Er lag mit seinem Resultat nah an dem historisch schlechtesten Ergebnis für seine Partei, das Gaston Defferre 1969 mit nur fünf Prozent erreicht hatte. „Die Linke ist nicht tot“, sagte Hamon, der als Erster der Kandidaten vor seinen Anhängern sprach. „Ich rufe dazu auf, den Front National zu bekämpfen mit einem Votum für Emmanuel Macron. Ich mache den Unterschied zwischen einem politischen Gegner und einem Feind der Republik.“
Auch Fillons Anhänger sprachen von einer „grausamen Niederlage“. „Wir bezahlen für die Affären“, sagte Ex-Minister Laurent Wauquiez. Fillon, dem nach seinem Sieg bei den Vorwahlen der Konservativen im November die Präsidentschaft schon sicher schien, stürzte nach der Affäre um eine mögliche Scheinbeschäftigung seiner Frau Penelope im Parlament in den Umfragen ab. Auch er rief die Wähler nun dazu auf, in der Stichwahl für Macron zu stimmen. „Wir müssen wählen, was besser für das Land ist“, sagte Fillon vor seinen Anhängern. „Der Front National ist bekannt durch die Geschichte Jean-Marie Le Pens. Ich denke, dass es meine Aufgabe ist, mit Aufrichtigkeit zu sagen, was besser für uns und unsere Kinder ist.“„Das Ziel ist, dass die Rechte nicht explodiert und bis zur Parlamentswahl geeint bleibt“, zitierte die Zeitung „Journal du Dimanche“ein hochrangiges Parteimitglied von Fillons Republikanern.
Die Parlamentswahl schließt sich im Juni an. Macron, der sich als „weder rechts noch links“versteht, dürfte Schwierigkeiten haben, eine Mehrheit in der Nationalversammlung zu gewinnen. Der frühere Wirtschaftsminister will seine Kandidaten nach der Stichwahl bekannt geben. Der Jungstar setzt darauf, dass die Franzosen ihm nach einem Wahlsieg auch eine Parlamentsmehrheit geben werden.