Straßenkunst bekommt Dach über den Kopf
Der Street-Art-Künstler „seiLeise“zeigt seine Arbeiten eigentlich im öffentlichen Raum. Nun stellt er in der Kombüse aus.
Sein Museum ist der öffentliche Raum. Seine Arbeiten nicht ausschließlich zu festgelegten Öffnungszeiten zugänglich, sondern rund um die Uhr. Der Street-ArtKünstler seiLeise versteht die Stadt als Spielwiese – sei es nun Hamburg, Köln oder Düsseldorf. Rund zehn Arbeiten, so schätzt der Domstädter, seien im Laufe der vergangenen Jahre im Düsseldorfer Stadtraum entstanden. Genau beziffern kann er die Anzahl nicht, „schließlich ist Street Art ja dem ständigen Zerfall ausgesetzt“.
Dass das für seine Werke im Besonderen gilt, liegt an seiLeises Ar- beitsweisen. Die sogenannten Paste-Ups sind beispielsweise aus Papier ausgeschnittene Motive, die er auf öffentliche Wände aufklebt. Gearbeitet wird dabei meist im Schutze der Dunkelheit, rein rechtlich bewegt sich der Künstler nämlich, auch wenn er ohne Sprühdose agiert, in einer Grauzone. Seine „Reverse-Graffiti“hingegen entstehen häufig sogar tagsüber, mit vergleichsweise schwerem Gerät. Dafür sucht sich der Kölner extrem verschmutzte Untergründe, die er mittels Schablone und Hochdruckreiniger oder Sandstrahler bearbeitet. Aus dem Verschmutzt-SauberKontrast entstehen so Motive, die den öden Ecken ein Gesicht geben und letztendlich den öffentlichen Raum etwas schöner machen.
„Im Kern geht es immer darum, die Stadt mitzugestalten und das Grau zu verdrängen“, beschreibt seiLeise seine Intention. Er habe lange mit leichten Motiven gearbeitet und damit einfache Emotionen geweckt, lässt der Künstler wissen. Sehnsucht, Liebe, Freude. Mittlerweile erfordere die politische Großwetterlage allerdings schon mal vergleichsweise schwerer verdauliche künstlerische Kost. Ein kleines Mädchen im Stars-and-StripesKleid, den Sternen und Streifen der US-amerikanischen Flagge, zu dessen Füßen die Freiheitsstatue liegt, schuf er zuletzt. Und einen fettleibi- gen Donald Trump mit breitem Grinsen und gelbem Schopf in Buddha-Pose. Mit derlei Bildern möchte seiLeise zum Nachdenken anregen, darüber, was derzeit inund außerhalb von Europa schiefläuft. Überwiegend politische Arbeiten sind es auch, die am kommenden Wochenende anlässlich seiner Ausstellung in der Kombüse 59 an der Blücherstraße zu sehen sind. Den Titel für die Schau hat er nicht umsonst gewählt. Er lautet „Tabuzonen“.