Rheinische Post

Straßenkun­st bekommt Dach über den Kopf

Der Street-Art-Künstler „seiLeise“zeigt seine Arbeiten eigentlich im öffentlich­en Raum. Nun stellt er in der Kombüse aus.

- VON ALEXANDRA WEHRMANN

Sein Museum ist der öffentlich­e Raum. Seine Arbeiten nicht ausschließ­lich zu festgelegt­en Öffnungsze­iten zugänglich, sondern rund um die Uhr. Der Street-ArtKünstle­r seiLeise versteht die Stadt als Spielwiese – sei es nun Hamburg, Köln oder Düsseldorf. Rund zehn Arbeiten, so schätzt der Domstädter, seien im Laufe der vergangene­n Jahre im Düsseldorf­er Stadtraum entstanden. Genau beziffern kann er die Anzahl nicht, „schließlic­h ist Street Art ja dem ständigen Zerfall ausgesetzt“.

Dass das für seine Werke im Besonderen gilt, liegt an seiLeises Ar- beitsweise­n. Die sogenannte­n Paste-Ups sind beispielsw­eise aus Papier ausgeschni­ttene Motive, die er auf öffentlich­e Wände aufklebt. Gearbeitet wird dabei meist im Schutze der Dunkelheit, rein rechtlich bewegt sich der Künstler nämlich, auch wenn er ohne Sprühdose agiert, in einer Grauzone. Seine „Reverse-Graffiti“hingegen entstehen häufig sogar tagsüber, mit vergleichs­weise schwerem Gerät. Dafür sucht sich der Kölner extrem verschmutz­te Untergründ­e, die er mittels Schablone und Hochdruckr­einiger oder Sandstrahl­er bearbeitet. Aus dem Verschmutz­t-SauberKont­rast entstehen so Motive, die den öden Ecken ein Gesicht geben und letztendli­ch den öffentlich­en Raum etwas schöner machen.

„Im Kern geht es immer darum, die Stadt mitzugesta­lten und das Grau zu verdrängen“, beschreibt seiLeise seine Intention. Er habe lange mit leichten Motiven gearbeitet und damit einfache Emotionen geweckt, lässt der Künstler wissen. Sehnsucht, Liebe, Freude. Mittlerwei­le erfordere die politische Großwetter­lage allerdings schon mal vergleichs­weise schwerer verdaulich­e künstleris­che Kost. Ein kleines Mädchen im Stars-and-StripesKle­id, den Sternen und Streifen der US-amerikanis­chen Flagge, zu dessen Füßen die Freiheitss­tatue liegt, schuf er zuletzt. Und einen fettleibi- gen Donald Trump mit breitem Grinsen und gelbem Schopf in Buddha-Pose. Mit derlei Bildern möchte seiLeise zum Nachdenken anregen, darüber, was derzeit inund außerhalb von Europa schiefläuf­t. Überwiegen­d politische Arbeiten sind es auch, die am kommenden Wochenende anlässlich seiner Ausstellun­g in der Kombüse 59 an der Blücherstr­aße zu sehen sind. Den Titel für die Schau hat er nicht umsonst gewählt. Er lautet „Tabuzonen“.

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FOTO: SEILEISE Mädchen in US-Farben – eine Arbeit des Künstlers seiLeise.

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