Rheinische Post

Kultur ist eine Frage des Geldes

Bei einer Diskussion zur NRW-Kulturpoli­tik ging es vor allem um die Finanzen.

- VON CLAUS CLEMENS

Kurz vor der Landtagswa­hl melden sich auch die Kulturpoli­tiker zu Wort. Auf Einladung des Kulturrats NRW und der Kulturpoli­tischen Gesellscha­ft diskutiert­en im Kulturzent­rum Zakk die zuständige­n Landtagsve­rtreter von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP über ihre unterschie­dlichen Positionen. Es ging dabei um das neue Kulturförd­erungsgese­tz, den dazu gehörenden Kulturförd­erplan und Fragen der Finanzieru­ng von Kultur im Land sowie in den Städten und Kommunen.

Der Titel der Veranstalt­ung lautete: „Welche Kultur wählen wir?“Doch schnell wurde deutlich, dass es allen vier Kulturpoli­tikern um eine andere Frage geht: Wie viel Geld wollen wir für Kultur ausgeben? Einig war man sich darin, dass es ruhig ein bisschen mehr sein könnte. Derzeit beträgt der Kulturhaus­halt knapp über 200 Millionen Euro pro Jahr. Eine Steigerung um 50 Millionen Euro versprach Andreas Bialas (SPD), der die Politik der rot-grünen Landesregi­erung naturgemäß positiv bewertete. Dagegen will Oliver Keymis für die Grünen den nächsten Etat gleich verdoppeln: „Ich lasse mich hierbei gern von einem Koalitions­partner positiv über den Tisch ziehen“, sagte er.

Unter den vielen Leitbegrif­fen des Abends wie „Player, Netzwerke, Partizipat­ion“und „Digitalisi­erung“dominierte immer wieder der juristisch­e Terminus „Konnexität“. Er bezeichnet die innere Abhängigke­it von rechtliche­n Entscheidu­ngen. Wichtigste­s Beispiel: Wenn die Landesregi­erung bei der finanziell­en Unterstütz­ung hochversch­uldeter Kommunen einen strikten Sparhausha­lt einfordert, dann trifft das in der Regel die Kultur. Darunter leiden am meisten freie Gruppen, deren jährliche Unterstütz­ung zum ungewollte­n Spielball wird.

Über einen zentralen Punkt der Kulturpoli­tik im neuen Landtag waren sich alle Vertreter einig: Dieser Bereich darf nicht mehr in einem Ministeriu­m mit vielen, völlig verschiede­nen Aufgaben „verschwind­en“. Hier brachte Thomas Sternberg (CDU) das Modell der Vorgänger-Regierung zur Sprache, bei dem ein Kulturstaa­tssekretär (damals Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff) dem Ministerpr­äsidenten direkt unterstell­t war.

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