Rheinische Post

Trump lobt sich selbst, steht aber in Umfragen schlecht da

- VON MICHAEL BRÖCKER

WASHINGTON (rtr) Donald Trump hat seine ersten 100 Tage als US-Präsident vor jubelnden Anhängern im Staat Pennsylvan­ia gefeiert. „Wir halten ein Verspreche­n nach dem anderen, und offen gesagt sind die Menschen darüber richtig glücklich“, rief Trump der Menge in Harrisburg zu. Wiederholt griff er die Medien als unfähig und unehrlich an. Wie angekündig­t blieb Trump als erster Präsident seit 36 Jahren dem traditione­llen Korrespond­entenDinne­r in Washington fern.

Der Vorsitzend­e der Korrespond­enten für das Weiße Haus, Jeff Mason, wies Trumps Vorwürfe zurück: Es sei gefährlich für die Demokratie, wenn versucht werde, die Medien zu untergrabe­n. „Wir sind nicht ‘Fake news’, und wir sind nicht im Niedergang begriffene Nachrichte­n-Organisati­onen.“

Laut Umfragen ist Trump ungewöhnli­ch unbeliebt für einen Präsidente­n zu diesem Zeitpunkt in der ersten Amtszeit. Einer Erhebung des Instituts Gallup zufolge bewerten 43 Prozent seine Arbeit positiv und 51 Prozent negativ. Damit ist der Milliardär nach 100 Tagen mit deutlichem Abstand weniger beliebt als die vorherigen 13 Präsidente­n – bis zurück zu Harry Truman.

Spott und Häme sollten uns nicht leiten, wenn wir auf die 100-Tage-Bilanz von Donald Trump schauen. Zu wichtig sind die USA. Und: Man wünschte sich, dass man mit seinen Befürchtun­gen falsch gelegen hätte. Man wünschte sich einen Präsidente­n, der beherzt die Defizite in der Heimat anpackt und in der Welt den Einfluss der größten Demokratie für Frieden und Freiheit, Konfliktlö­sung und Deeskalati­on einsetzt.

Nur: Dem ist nicht so. Die Krisen eskalieren, Gegner der USA provoziere­n (Nordkorea) oder setzen sich ab und suchen neue Verbündete (China, Russland). Traditione­lle Partner in Europa, Kanada und Südamerika sind irritiert. Der 45. Präsident der USA ist gefangen in einer Welt aus Narzissmus, Hybris und einer beispiello­sen Selbstherr­lichkeit.

Trumps Gerede vom besten Start eines Präsidente­n aller Zeiten taugt nicht einmal als Witz. 30 Dekrete hat er unterzeich­net – na und? Sie richteten sich unter anderem gegen Freihandel und Klimapolit­ik. Immerhin konnten Richter, gemäßigte Republikan­er und Demokraten Schlimmere­s verhindern. Trump tapst wie ein stures Kind durch die Welt und ruft „Ich, Ich“und „Haben, haben.“Wann wird dieser Mann erwachsen? BERICHT TRUMP LOBT SICH SELBST . . ., TITELSEITE

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