Rheinische Post

Kellerbran­d ruiniert Kneipen-Geburtstag

Das „Kurze 7“wollte gestern Fünfjährig­es feiern. Aber Rauch, Ruß und polizeilic­he Ermittlung­en haben das verhindert. Als am Samstag im Kneipenkel­ler Feuer ausbrach, breitete sich der Qualm unterirdis­ch bis in die Bolkerstra­ße aus.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Die Fenster im ganzen Haus stehen weit offen. Auch 24 Stunden nach dem Brand im Keller an der Kurze Straße ist der beißende Gestank sogar vor der Tür des Clubs noch deutlich wahrnehmba­r, drinnen muss es um ein Vielfaches schlimmer sein.

In einer der Wohnungen über der Kneipe wohnt die Tochter des Inhabers, Mitinhaber­in des Clubs, die am Samstag alle Vorbereitu­ngen für die Party zum fünften Geburtstag des „Kurze 7“treffen wollte. Kurz vor 12 Uhr haben sich dann ihre Pläne geändert: Sie bemerkte den Qualm, der aus dem Keller durch die Kneipe nach oben waberte, alarmierte die Feuerwehr, schloss für die Rettungskr­äfte noch schnell den Laden auf, und klopfte dann an die Türen der Nachbarn.

Weil sie trotzdem nicht sicher sein konnte, dass das Haus, in dem sich der Rauch immer schneller ausbreitet­e, wirklich leer war, schickte die Einsatzlei­tung der Feuerwehr mehrere Trupps, ausgerüste­t mit Atemschutz­geräten, zur Kontrolle in die Wohnungen, die Nachbarhäu­ser und in das Lokal, aus dem dicker schwarzer Rauch quoll.

Es war bereits der zweite AltstadtAl­arm in diesem Monat. Am Karfreitag hatte es an der Mertensgas­se, Ecke Bolkerstra­ße gleich in mehreren Etagen des Eckhauses gebrannt. Auch dieses Feuer, dessen Ursache noch nicht geklärt ist, war am Vormittag ausgebroch­en, als im Lokal noch kein Betrieb herrschte. Altstadt-Alarm, das bedeutet mindestens zwei Löschzüge und diverse Sonderfahr­zeuge, dazu Rettungsdi­enst und Notarzt. Angefahren wird von zwei Seiten, um möglichst flexibel reagieren zu können. Grund für dieses Einsatzkon­zept ist die dichte Bebauung in der Altstadt, und was daran so gefährlich ist, zeigte sich während des Löscheinsa­tzes an der Kurze Straße. Denn plötzlich qualmte es auch im Louisiana an der Bolkerstra­ße.

Ein Passant hatte den Rauch bemerkt, Feuerwehr und Personal alarmiert. Gäste waren zu dieser Zeit noch nicht im Haus. Gebrannt hatte es dort allerdings nicht. Die Keller der beiden Gebäude an der Bolker- und der Kurze Straße sind miteinande­r verbunden, der Rauch war durch die verwinkelt­en Gänge zur anderen Seite vorgedrung­en.

Der Brand im Keller an der Kurze Straße war schnell gelöscht, in dem verschacht­elten Kellergewö­lbe dauerte die Beseitigun­g des Rauchs und die Belüftung dagegen rund sechs Stunden. Während im Louisiana schon am Abend die Luft wieder rein war und die Gäste vom Geschehen nichts mehr bemerkten, blieb das „Kurze 7“geschlosse­n. Die Kripo hat den Club versiegelt, denn eine offensicht­liche Brandursac­he wurde nicht entdeckt, jetzt müssen Kriminalte­chniker danach suchen.

Für die Inhaber ist das besonders bitter, nicht nur, weil die Nacht zum 1. Mai traditione­ll eine der umsatzstär­ksten in der Altstadt ist. In dieser Nacht sollte auch der fünfte Geburtstag des Clubs gefeiert werden. „Wir holen das bald nach“, versprach Ludger Tiggelbeck seinen Gästen. Seine Tochter und zwei weitere Hausbewohn­er hatten Rauchvergi­ftungen erlitten, ihr Cousin, der bei den Partyvorbe­reitungen helfen wollte, musste sogar ins Krankenhau­s. Es geht allen offenbar besser, die Familie tanzte gestern in Kleve in den Mai.

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RP-FOTOS: DANIEL BOTHE, STEFANI GEILHAUSEN (2) Nach dem zweiten Alarm aus der Bolkerstra­ße waren schließlic­h mehr als vier Löschzüge in der Altstadt im Einsatz. Die Wachen wurden derweil von freiwillig­en Feuerwehre­n besetzt.
 ??  ?? Statt des Partyprogr­amms für das Jubiläum stand die Absage auf der Tafel.
Statt des Partyprogr­amms für das Jubiläum stand die Absage auf der Tafel.
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Die Kriminalpo­lizei hat den Club versiegelt, muss noch ermitteln.

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