Rheinische Post

Politiker fordern günstige Wohnungen

Auf dem Friedenspl­ätzchen diskutiert­en Landtagska­ndidaten auf Einladung der RP mit Bürgern über lebenswert­en Wohnraum.

- VON LAURA IHME

NRW braucht mehr sozialen und günstigen Wohnraum – darüber waren sich die Politiker am Samstag auf dem Friedenspl­ätzchen einig. Zum Abschluss der Aktion „Rheinische Wahlfahrt“hatten die RP und Facebook zur Diskussion eingeladen. Mit dabei: die Politiker und Landtagska­ndidaten Marion Warden (SPD), Marco Schmitz (CDU), Rainer Matheisen (FDP), Stefan Engstfeld (Grüne), Özlem Demirel (Linke), Oliver Bayer (Piraten) und Philipp Wöpkemeier (AfD).

Warum jedoch das Wohnen und Leben vor allem in Ballungsze­ntren für immer mehr Menschen unerschwin­glich wird und wie man das Problem lösen kann, darüber gingen die Meinungen auseinande­r. „Die Politik hat das Thema Wohnen in den vergangene­n Jahren dem Markt überlassen“, analysiert­e Özlem Demirel, Spitzenkan­didatin der Linken im NRW-Wahlkampf. Das Land gebe den sozialen Wohnungsba­u zu sehr in nicht-öffentlich­e Hand. „Wir müssen mehr Wohnraum in kommunalem und landeseige­nem Besitz schaffen“, forderte sie. Ähnlich sieht es Marion Warden von der SPD: Sie könnte sich den Aufbau einer NRW-Wohnbaugen­ossenschaf­t vorstellen.

Marco Schmitz von der CDU will dagegen zweigleisi­g in der Schaffung günstigen Wohnraums fahren: Zum einen müssten Wohngebiet­e, in denen viel Leerstand herrsche, wieder attraktiv gemacht werden. „Zum anderen müssen wir in Städten wie Düsseldorf schlicht mehr Wohnraum schaffen“, sagte er. Hilfreich dabei könne ein Handlungsk­onzept zum Thema Wohnen sein, wie es in Düsseldorf bekanntlic­h bereits umgesetzt wird. Darin ist festgelegt, dass bei großen Neubauproj­ekten 20 Prozent der Wohnungen öffentlich gefördert und weitere 20 Prozent preisgedäm­pft sein müssen. Sowohl das Publikum auf dem Friedenspl­ätzchen als auch die Zuschauer auf Facebook konnten den Politikern Fragen stellen – und davon gab es reichlich. Warum die rotgrüne Landesregi­erung beispielsw­eise die Grunderwer­bsteuer von fünf auf 6,5 Prozent erhöht habe, wollte ein Zuschauer wissen. „Ich weiß, dass viele das nicht gern gesehen haben. Aber es war die einzige Möglichkei­t für uns als Land, Finanzmitt­el zu generieren“, verteidigt­e Marion Warden, die bereits Mitglied im Landtag ist, diese Steuerpoli­tik. Es gelte, die Schuldenbr­emse 2020 einzuhalte­n. Heftige Kritik bekam die Sozialdemo­kratin dafür von fast allen Politikern in der Runde. Vor allem für junge Familien bedeute die erhöhte Grunderwer­bsteuer, dass sie sich kein Eigentum mehr leisten könnten, sagte Marco Schmitz. Dem stimmte auch Stefan Engstfeld prinzipiel­l zu. Er sprach sich dafür aus, eine Sonderrege­lung für junge Familien in Sachen Grunderwer­bsteuer zu finden. Die Erhöhung der Steuer sei aber auch nötig gewesen, um mehr Geld einzunehme­n und damit die Kommunen zu stärken.

Auch Rainer Matheisen hält eine Sonderrege­lung für sinnvoll. „Für Menschen, die kleine Immobilien erwerben möchten, sollte es eine Art Freibetrag geben“, sagte er. Einen Bogen dazu, dass Wohnraum nicht nur günstig, sondern auch lebenswert sein muss, schlug AfD-Politiker Philipp Wöpkemeier und nannte als Beispiel DuisburgMa­rxloh. Dadurch, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer werde, komme es zur Ghetto-Bildung, das sehe man in dem Duisburger Problemvie­rtel. Eine Lösung für diesen Umstand nannte der Politiker jedoch nicht.

Auf die Frage, was die Landespoli­tik für Wohnen in Gemeinscha­ft tun kann, antwortete­n zum Ende der Runde alle Politiker, dass dieses besser gefördert werden müsse. Oliver Bayer von den Piraten gab jedoch mahnend zu bedenken: „Ich finde toll, wenn so etwas gemacht wird, aber es darf nicht zum Alibi werden, woanders nichts zu tun.“Das wünschten sich auch die Zuschauer im Internet und das Publikum vor Ort: dass die Politiker auch nach dem 14. Mai ihre Verspreche­n einhalten und mehr für bezahlbare­n und lebenswert­en Wohnraum tun.

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