Rashford, die Rakete
Der 19-Jährige schießt Manchester United Richtung Europa-League-Finale.
MANCHESTER/KÖLN (sid) Marcus Rashford wollte nur noch ins Bett. Mit Kopfhörern im Ohr rauschte der 19-Jährige nach der Landung in Manchester an den wartenden Fans vorbei, die großen Worte überließ der Held des Halbfinal-Hinspiels bei Celta Vigo (1:0) lieber anderen. Rashfords Freistoß öffnete für United das Tor zum Europa-League-Finale in Stockholm. „In bester Beckham-Tradition schlenzte er den Ball ins Tor“, schrieb die Times über den Geniestreich aus 23 Metern. Vergleiche mit United-Stars wie David Beckham muss sich Rashford derzeit häufiger anhören. Das Sturmjuwel sei besser als Wayne Rooney, meinte etwa TV-Experte Rio Ferdinand. Wohl wahr: Der 31 Jahre alte Rooney saß am Donnerstag 90 Minuten lang auf der Bank.
Und dann ist da noch Zlatan Ibrahimovic. Durch Rashfords Topform ist der Ausfall des Superstars in den Hintergrund gerückt. Schon im Viertelfinale hatte Rashford nach der Verletzung des Schweden Verantwortung übernommen und das entscheidende Tor gegen den RSC Anderlecht erzielt. Derzeit steht er bei 19 Saisontreffern. Teammanager José Mourinho hält große Stücke auf Rashford. „Marcus ist noch ein Junge, aber er ist ein Junge, der Fußball liebt. Er bleibt häufig nach dem Training noch da, um Freistöße zu üben. Er arbeitet und arbeitet und arbeitet“, sagte er: „Nicht sein Alter ist wichtig, sondern seine Qualität.“
Rashfords Aufstieg gleicht dem einer Rakete. Seit seinem siebten Lebensjahr spielt er für United, im Februar 2016 gab er in der Europa League gegen Midtjylland sein ProfiDebüt – und traf doppelt. Drei Tage später folgte gegen Arsenal der erste Einsatz in der Premier League – und Rashfords nächster Doppelpack. Im Mai traf er auch bei seinem England-Debüt. Vergleichbares hatte die Premier League zuletzt 2002 erlebt, als ein 16-Jähriger namens Wayne Rooney die Bildfläche betrat.
Wie Rooney sieht sich auch Rashford als Straßenfußballer. „Meine Brüder und ich haben überall gespielt: auf Parkplätzen, auf dem Schulhof, im Garten, sogar im Haus – bis irgendwann unsere Mutter eingeschritten ist“, sagte er dem Telegraph. Nun könnte dieser Straßenfußballer United zu einem historischen Titel schießen. Sollte Manchester nach den Triumphen in der Champions League (1968, 1999, 2008) und dem Europapokal der Pokalsieger (1991) erstmals die Europa League gewinnen, steigt der Traditionsklub in einen elitären Kreis auf. Alle drei europäischen Pokale haben bislang nur Bayern München, Juventus Turin, der FC Chelsea und Ajax Amsterdam in der Vitrine stehen. Marcus Rashford hätte sicher nichts dagegen.