Schütz: Keiner erwartet den WM-Titel
Für den Eishockey-Nationalspieler hält sich der Druck beim Heimturnier in Grenzen. Obwohl zum WM-Start dicke Brocken warten, rechnet sich der Ex-Kölner gute Chancen aufs Viertelfinale aus.
KÖLN Felix Schütz ist glücklich. Er steht in der Lanxess-Arena, blickt hinauf auf die voll besetzten Ränge. Felix Schütz ist am Ziel. Oder doch noch nicht ganz. Wochenlang hat er auf die Eishockey-Weltmeisterschaft hingearbeitet, die in Köln am frühen Abend mit der Begegnung zwischen Schweden und Russland begonnen hat und die der Rekordweltmeister aus Osteuropa vor 18.537 Zuschauern mit 2:1 nach Penaltyschießen gewann. Wahrlich nicht ausgeschlossen, dass sich die beiden Teams im Endspiel wiedersehen. Von dieser Begegnung hatte Schütz zumindest die ein oder andere Szene gesehen, von der Eröffnungsfeier, die unmittelbar vor dem Auftaktspiel der deutschen Mannschaft gegen die USA stattfand, bekam er hingegen nichts mit. Es war eine eine kurze, nur wenige Minuten dauernde, aber farbenfrohe, musikalische Feier.
So ganz am Ziel ist Schütz natürlich nicht, denn er hat in den nächsten Tagen noch so einiges vor. „Aber wieder mal hier zu sein, ist toll“, sagte der 29 Jahre alte Torjäger beim Blick auf die bis auf den letzten Platz gefüllten Ränge. „Die Arena ist riesig. Es ist für jeden ein Traum, hier vor vollem Haus zu spielen.“
Die Gefahr, dass der Traum zum Albtraum wird, ist durchaus gegeben, denn mit den USA, Schweden und Russland hat die deutsche Mannschaft gleich zum Turnierauftakt drei ganz dicke Brocken vor der Brust. „Unser Ziel ist es, von den ersten drei Gegnern einen zu schla- gen“, sagt Schütz. „Wenn wir zwei schlagen ist das toll, alle drei – das wäre super. Wir haben eine gute Mannschaft und Top-Torhüter, das ist wichtig.“
Dass der WM-Start aber auch völlig misslingen kann, ängstigt Schütz nicht. „Ich empfinde keinen Druck“, sagt er. „Hier erwartet keiner, dass wir Weltmeister werden. Wenn wir es werden, ist es toll. Ich bin Sportler und will es werden.“Das muss er wohl so sagen, das muss sein Ziel sein, auch wenn Deutschland noch nie Weltmeister war und auch diesmal nicht einmal zu den Außenseitern zählt. Schon das Erreichen des Viertelfinales wäre ein großer Erfolg. Aber wer weiß, was bei einem guten Turnierstart alles möglich ist bei einer WM im Heimatland, wenn die Mannschaft erst einmal von einer Euphoriewelle getragen wird.
Schütz kennt Köln. Zwei Jahre hat der gebürtige Erdinger in der Domstadt gelebt und für die Haie gespielt. Doch länger als zwei Jahre hat er es bisher noch nirgends ausgehalten. Er ist rumgekommen, hat in Nordamerika und Russland gespielt, jetzt ein Jahr lang in Schweden.
Einige Unterschiede hat er natürlich ausgemacht, doch sind sie auf dem Eis geringer als in der Lebensart. „Die Schweden sind ein ruhiges Volk“, sagt er. „Sauna, angeln, fischen – die Lebensqualität ist enorm hoch. Es geht einfach viel ruhiger zu. In Russland hingegen sind die Spieler Superstars.“
13 Stationen hat er in 13 Jahren erlebt, dennoch sieht er sich nicht als Wandervogel. „Es hat sich einfach immer so ergeben“, sagt der Stürmer, dessen Vertrag bei Rögle BK ausgelaufen ist. Wo er denn in der nächsten Saison spielen werde, wird er gefragt. „Ich habe einen Fünf-Jahres-Vertrag in Köln unterschrieben“, antwortet er lachend. „Nein, ich weiß es noch nicht. Es gibt zwar Angebote, aber ich habe meinem Berater gesagt, dass ich mich erst nach der WM damit beschäftigen möchte und das vorher kein Thema ist.“Maximal noch ein Jahr werde er in Schweden bleiben und anschließend auch kein Angebot aus dem Ausland mehr annehmen. Vielleicht steigern die nächsten Tage seinen Appetit auf die Rückkehr in das Heimatland.