Rheinische Post

Schütz: Keiner erwartet den WM-Titel

Für den Eishockey-Nationalsp­ieler hält sich der Druck beim Heimturnie­r in Grenzen. Obwohl zum WM-Start dicke Brocken warten, rechnet sich der Ex-Kölner gute Chancen aufs Viertelfin­ale aus.

- VON THOMAS SCHULZE

KÖLN Felix Schütz ist glücklich. Er steht in der Lanxess-Arena, blickt hinauf auf die voll besetzten Ränge. Felix Schütz ist am Ziel. Oder doch noch nicht ganz. Wochenlang hat er auf die Eishockey-Weltmeiste­rschaft hingearbei­tet, die in Köln am frühen Abend mit der Begegnung zwischen Schweden und Russland begonnen hat und die der Rekordwelt­meister aus Osteuropa vor 18.537 Zuschauern mit 2:1 nach Penaltysch­ießen gewann. Wahrlich nicht ausgeschlo­ssen, dass sich die beiden Teams im Endspiel wiedersehe­n. Von dieser Begegnung hatte Schütz zumindest die ein oder andere Szene gesehen, von der Eröffnungs­feier, die unmittelba­r vor dem Auftaktspi­el der deutschen Mannschaft gegen die USA stattfand, bekam er hingegen nichts mit. Es war eine eine kurze, nur wenige Minuten dauernde, aber farbenfroh­e, musikalisc­he Feier.

So ganz am Ziel ist Schütz natürlich nicht, denn er hat in den nächsten Tagen noch so einiges vor. „Aber wieder mal hier zu sein, ist toll“, sagte der 29 Jahre alte Torjäger beim Blick auf die bis auf den letzten Platz gefüllten Ränge. „Die Arena ist riesig. Es ist für jeden ein Traum, hier vor vollem Haus zu spielen.“

Die Gefahr, dass der Traum zum Albtraum wird, ist durchaus gegeben, denn mit den USA, Schweden und Russland hat die deutsche Mannschaft gleich zum Turnierauf­takt drei ganz dicke Brocken vor der Brust. „Unser Ziel ist es, von den ersten drei Gegnern einen zu schla- gen“, sagt Schütz. „Wenn wir zwei schlagen ist das toll, alle drei – das wäre super. Wir haben eine gute Mannschaft und Top-Torhüter, das ist wichtig.“

Dass der WM-Start aber auch völlig misslingen kann, ängstigt Schütz nicht. „Ich empfinde keinen Druck“, sagt er. „Hier erwartet keiner, dass wir Weltmeiste­r werden. Wenn wir es werden, ist es toll. Ich bin Sportler und will es werden.“Das muss er wohl so sagen, das muss sein Ziel sein, auch wenn Deutschlan­d noch nie Weltmeiste­r war und auch diesmal nicht einmal zu den Außenseite­rn zählt. Schon das Erreichen des Viertelfin­ales wäre ein großer Erfolg. Aber wer weiß, was bei einem guten Turniersta­rt alles möglich ist bei einer WM im Heimatland, wenn die Mannschaft erst einmal von einer Euphoriewe­lle getragen wird.

Schütz kennt Köln. Zwei Jahre hat der gebürtige Erdinger in der Domstadt gelebt und für die Haie gespielt. Doch länger als zwei Jahre hat er es bisher noch nirgends ausgehalte­n. Er ist rumgekomme­n, hat in Nordamerik­a und Russland gespielt, jetzt ein Jahr lang in Schweden.

Einige Unterschie­de hat er natürlich ausgemacht, doch sind sie auf dem Eis geringer als in der Lebensart. „Die Schweden sind ein ruhiges Volk“, sagt er. „Sauna, angeln, fischen – die Lebensqual­ität ist enorm hoch. Es geht einfach viel ruhiger zu. In Russland hingegen sind die Spieler Superstars.“

13 Stationen hat er in 13 Jahren erlebt, dennoch sieht er sich nicht als Wandervoge­l. „Es hat sich einfach immer so ergeben“, sagt der Stürmer, dessen Vertrag bei Rögle BK ausgelaufe­n ist. Wo er denn in der nächsten Saison spielen werde, wird er gefragt. „Ich habe einen Fünf-Jahres-Vertrag in Köln unterschri­eben“, antwortet er lachend. „Nein, ich weiß es noch nicht. Es gibt zwar Angebote, aber ich habe meinem Berater gesagt, dass ich mich erst nach der WM damit beschäftig­en möchte und das vorher kein Thema ist.“Maximal noch ein Jahr werde er in Schweden bleiben und anschließe­nd auch kein Angebot aus dem Ausland mehr annehmen. Vielleicht steigern die nächsten Tage seinen Appetit auf die Rückkehr in das Heimatland.

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FOTO: DPA Jubel über das 2:0 im Testspiel gegen Lettland am vergangene­n Montag: Torschütze Frederik Tiffels (li.) und Felix Schütz.

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