Rheinische Post

Ein Film, der an die Nieren geht

In einem Pflegeheim ermittelt Meuffels beim Münchner „Polizeiruf “. Schwer erträglich, sehr nötig.

- VON TOBIAS JOCHHEIM

MÜNCHEN Erste Szene: Ermittler steht an Kranken- oder vielleicht auch Sterbebett, schwer atmend. Öde. Bis im Hintergrun­d SEK-Männer durch den Flur rennen, und zwar rückwärts. Der Blick fällt auf das Blut, das Hanns von Meuffels’ Hemd durchtränk­t. Nach ewig langen Sekunden stolpert er aus dem Raum, in Zeitlupe und ebenfalls rückwärts, weil die ganze Szene rückwärts läuft. Blut an den Wänden, am Boden ein erschossen­er Pfleger. Ein Massaker. Und Schnitt.

Ein Gimmick, wenn auch ein sehr gutes – das es nicht gebraucht hätte für dieses Meisterwer­k. Oder eben doch, um die Zuschauer bei der Stange zu halten, denen am Sonntag wenig ferner liegt, als sich freiwillig mit den zahllosen Dramen in einem fast ganz normalen Pflegeheim zu beschäftig­en.

Es ist ein komplettes Universum, das sich einem da auftut, in fahlem Neonlicht, geprägt vom ständigen Schrillen der Notfallglo­cke. Unwillkürl­ich bildet man sich ein, Reinigungs­mittel zu riechen, zu viel und zu scharf, und dennoch zu wenig, um den Geruch nach Urin und Schweiß und Suppe zu überdecken.

Von Meuffels steigert sich hinein in seinen zwölften Fall, der vielleicht überhaupt kein Fall ist, sondern nur ein unglücklic­her Sturz. Die einzige Zeugin ist dement. „Der Frontallap­pen dieser Frau, der ist... Brokkoli“, stößt Pfleger Tscharlie

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FOTO: BR Von Meuffels (Matthias Brandt, r.) ist verstört von dem, was er in einer Nacht im Pflegeheim erlebt, Claus Grübner (Ernst Jacobi) kämpft für Besserung.

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