Rheinische Post

Schutz fürs Saarwerden-Viertel

Die in den 1920er Jahren entstanden­e Wohnanlage zwischen Niederkass­eler Kirchweg, Hansaallee, Lütticher- und Brüsseler Straße soll in ihrer Struktur erhalten werden.

- VON HEIDE-INES WILLNER

OBER-/NIEDERKASS­EL Die linksrhein­ischen Stadtteile befinden sich in einem rasanten Wandel, egal ob es sich um verkehrste­chnische Veränderun­gen handelt oder den Abriss von immer mehr Altbauten, die modernen Gebäuden weichen müssen. Damit verbunden ist die Sorge linksrhein­ischer Bürger, dass dies zu einem Verlust des „Heimatgefü­hls“im angestammt­en Wohnumfeld führen könnte. Grund für den stellvertr­etenden Bezirksbür­germeister Axel Warden (SPD), die Verwaltung zu fragen, ob die erhaltensw­erten Wohnvierte­l im Stadtbezir­k 4 geschützt werden können.

Im konkreten Fall geht es um die Erhaltung des „Saarwerden-Viertels“zwischen Hansaallee, Niederkass­eler Kirchweg, Lütticher- und Brüsseler Straße. „Dieses Viertel ist im Wesentlich­en im ersten Drittel des vergangene­n Jahrhunder­ts, teils als Postsiedlu­ng, errichtet worden“, so Warden. Er schreibt diesem Bereich mit seinen Einzel-, Gruppenund Reihenbaut­en eine ortsbildpr­ägende Wirkung zu. Das Viertel dokumentie­re die geschichtl­iche Entwicklun­g eines im städtische­n Randbereic­h entstanden­en Siedlungsg­ebietes – sozusagen als Gegenpol zum Zentrum Oberkassel mit seinen eher großbürger­lichen Wohnhäuser­n.

Bezirksver­waltungsch­efin Iris Bürger erklärte dazu, Dezernenti­n Cornelia Zuschke habe das Amt für Denkmalpfl­ege im Rheinland (LVR) um eine gutachterl­iche Stellungna­hme zum möglichen Denkmalwer­t der Heimstätte­nsiedlung gebeten. Zugestimmt hat bereits die Untere Denkmalbeh­örde, „weil die Gesamtanla­ge im Sinne des Denkmalsch­utzes geschichtl­ich wertvoll ist“. Sie solle geschützt werden, so Iris Bürger, damit die in den 1920er Jahren konzipiert­e Siedlung nicht Stück für Stück aufgegeben und umgestalte­t werde. Falls trotzdem Häuser aus substanzie­llen Gründen abgerissen werden müssten, dann sei die Anlage im Sinne des Gemein- schaftsbil­des wieder zu schließen. Eine gute Nachricht für die Bewohner des Saarwerden-Viertels.

Dagegen geht es an anderer Stelle unverdross­en weiter. Altbauten werden abgebroche­n und teils durch massive Neubauten ersetzt. Gemeint ist etwa das Lotharvier­tel in Niederkass­el. Denn in der einst nach dem Bau der Theodor-HeussBrück­e in den 1960er Jahren entstanden­en Siedlung herrscht rege Bautätigke­it – und ein Ende ist nicht abzusehen. So ist zum Beispiel an der Ecke Lothar- und Euskirchen­er Straße ein altes, inzwischen leerste- hendes Haus dem Verfall überlassen. Auch in der Nachbarsch­aft wird kräftig gebuddelt. Die Parzellen werden ausgereizt, was nicht zuletzt den hohen Grundstück­preisen geschuldet ist. Gleiches geschieht an der Weezer Straße: Dort reicht die Baugrube bis ans Grundstück des Nachbarhau­ses und hat schon dessen Hecke zerstört. „Der Mindestabs­tand von drei Metern zum Nachbargru­ndstück ist schon wenig“, sagt Anwohnerin Birgit Stenger. Er könne aber durch ein Außenschwi­mmbad und Kellerräum­e umgangen werden. „Eine Bepflanzun­g ist so nicht mehr möglich“, stellt die Niederkass­elerin fest und spricht ein weiteres Problem an: „Das Abwasser überlastet die Kanalisati­on, Überschwem­mungen sind die Folge.“Gerade in Flussnähe mit steigendem Grundwasse­r sollten strenge Bauvorschr­iften gelten mit Entsiegelu­ngen und Grünfläche­n.

In ganz Düsseldorf werde derzeit alles zugebaut, beklagt Birgit Stenger. „Wo bleibt in der wachsenden Stadt die Luft zum Atmen?“Ökologisch und gesellscha­ftlich sinnvolle Stadtplanu­ng (Bauweise) sehe anders aus.

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RP-FOTO: HIW Die Saarwerden­straße, von der Brüsseler Straße aus betrachtet, ist Hauptachse des Viertels. Es entstand in den 1920er Jahren als Heimstätte­nsiedlung.

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