Rheinische Post

Traum vom schönen Bahnhof

Stadt und Bahn luden die Düsseldorf­er am Samstag ein, sich bei Workshops Gedanken über den Hauptbahnh­of und seine nahe Umgebung zu machen. Die Menschen wollen weniger Hektik und mehr Aufenthalt­squalität.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Wenn in einiger Zeit eine Jury die Ideen von Architekte­n bewertet, die bei einem Wettbewerb zum Düsseldorf­er Hauptbahnh­of mitgemacht haben, dann werden auch zwei Bürger mit am Tisch sitzen. „Die Menschen sollen beteiligt werden, mal auf die eine, mal auf die andere Weise“, sagt Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke.

Am Freitagabe­nd war der Saal des Tanzhauses beinahe komplett gefüllt, als Stadt und Bahn zum Beteiligun­gsauftakt baten. Um die Ecke im Central waren dann am Samstag – draußen gab es strahlende­n Sonnensche­in zu genießen – einige Dutzend Menschen dabei, als in mehreren Workshops Vorschläge für den Bahnhof und seine Umgebung entwickelt wurden. Dass da freie Ideen gefragt waren, war klar, den kreativen Wachmacher hatten am Vorabend Oberstufen­schüler des nahen Lessing-Gymnasiums gemacht. Botschaft: Die Gerüche der Essensbude­n, die Hektik – eigentlich ist der Hauptbahnh­of ein Ort, von dem man immer nur weg will. „Viele der Belastunge­n nehmen wir als selbstvers­tändlich hin, als müsste es so sein und nicht anders“, schwärmte Zuschke später über den Elan der Schüler. Wie schön also, wenn der Bahnhof mehr sein könnte als eine bloße Transitzen­trale. Bei den Schülern kam deswegen ein Aquarium vor, ein Symbol des ganz anderen und sogar Besinnlich­en.

Oliver Hasenkamp, der für die DB Station & Service die Entwicklun­g von Bahnhöfen leitet, nahm den Wunsch einer erhöhten Aufenthalt­squalität im Hauptbahnh­of deswegen als eine der Hauptaufga­ben mit. „Ruhebereic­h“, „Wohnzim- mer“und „höhere Verweildau­er“waren die Stichworte dazu. Zudem notierte er sich den Wunsch nach einem besseren Leitsystem zwischen Hauptbahnh­of und Immermanns­traße/Innenstadt.

Die Bahn hatte ein solches Beteiligun­gsverfahre­n bislang nur in München durchgefüh­rt. Die aus Ortskenntn­is und Erfahrung gespeisten Vorschläge finden nicht allesamt Zustimmung. So gefielen vielen Menschen die Simulation­en von Mateo Skendo, Art Director der Teomedia Werbeagent­ur. Er hatte Bilder mitgebrach­t, die einen begrünten Hauptbahnh­of zeigten. Eine moderne und auch nachhaltig­e Art des Bauens, die gerade internatio­nal Karriere macht, so gibt es in Mailand ein komplett begrünten Doppel-Wohnhochha­us, und auch das Ingenhoven-Tal in Düsseldorf will grün werden. Hasenkamp glaubt nicht an die technische Machbarkei­t bei Baudenkmäl­ern. „Sie holen sich Feuchtigke­it in die Wand.“Begrünte Wände im Inneren seien etwas anderes, das habe man in einem Raum des Münchner Hauptbahnh­ofs auch gemacht.

Mehr Platz für Autos vor dem Bahnhof forderten die Bürger nicht, eher für Fahrräder. Der nahe Busbahnhof wurde nicht nur als Problemfal­l gesehen. Im Gegenteil – am Bahnhof vernetzten sich die Verkehre. Aber vielleicht könnte er unterirdis­ch liegen? Ein von der Bahn gewünschte­s Hochhaus sehen die Bürger nicht als kritisch an – es darf aber nicht zu hoch ausfallen und muss Top-Architektu­r darstellen.

Ein externes Büro destillier­t nun die Ideen und arbeitet sie in den Auslobungs­text für den Wettbewerb ein. Der Entwurf wird nach der Sommerpaus­e präsentier­t.

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