Für zwei Krefelderinnen findet die EM vor der Haustür statt.
Medienberichten zufolge plant der US-Autobauer einen gewaltigen Job-Abbau. Unklar ist, ob das Kölner Werk betroffen ist.
KÖLN Das dürfte Donald Trump nicht gefallen: Im Wahlkampf hatte der US-Präsident noch getönt, er werde mehr Jobs schaffen als jeder US-Präsident zuvor, nun droht ihm ausgerechnet die heimische Auto-Industrie in den Rücken zu fallen. Das „Wall Street Journal“berichtet, der zweitgrößte Auto-Hersteller des Landes, Ford, plane einen massiven Personalabbau. Jede zehnte Stelle soll insgesamt weltweit wegfallen, um die Profitabilität zu erhöhen. Damit sind knapp 20.000 der weltweit rund 200.000 Jobs bedroht.
Ein US-Sprecher des Unternehmens bezeichnete den Bericht als eine Spekulation, die man nicht weiter kommentieren werde. Er räumte gleichzeitig aber ein, dass Kostenreduzierungen und Maßnahmen, um so schnell und effizient wie möglich zu werden, weiterhin Teil der Gesamtstrategie seien. Klarheit darüber, was sich hinter diesen ausweichenden Aussagen verbirgt, dürfte es schon bald geben. Laut dem Medienbericht soll die Entscheidung noch in dieser Woche verkündet werden.
Ob sie auch Auswirkungen auf die deutschen Standorte hat oder sich, wie spekuliert wird, nur auf die USA und Asien bezieht, ist unklar. In Köln arbeiten rund 18.600 Menschen bei Ford, deutschlandweit sind es knapp 25.000 – neben dem Standort in NRW gibt es noch einen im saarländischen Saarlouis. Die Folgen für Europa sollen in den kommenden Tagen bei einer Sitzung des europäischen Betriebsrates besprochen werden.
Ford-Deutschland-Chef Gunnar Herrmann hatte zuletzt betont, dass das Kölner Ford-Werk zu den effizientesten im Konzern gehöre. Im Gespräch mit unserer Redaktion räumte Herrmann zwar ein, dass durch die Umstellung auf Elektroautos langfristig bei Ford sicherlich Jobs wegfallen würden. Viele Mitarbeiter könne man jedoch umschulen: „Wer heute Getriebe zusammenschraubt, macht das vielleicht künftig mit Batterien. Wir werden eher eine Umverteilung sehen als viele Freisetzungen.“
Dennoch dürfte man über die Nachrichten aus den USA gestern in Deutschland wenig erfreut gewesen sein – denn eigentlich sollte dieser Tag von anderen Nachrichten geprägt werden, startete immerhin die Serienfertigung des neuen Modells des Kleinwagens Fiesta. Rund 293 Millionen Euro hat Ford dafür in den Standort im Stadtteil Niehl investiert, 1400 Fahrzeuge können hier pro Tag gefertigt werden. Eine Neuerung war der Einsatz von noch mehr Robotern in der Produktion. „Sie übernehmen beim Einbau der Stoßdämpfer die Überkopf-Arbeit und entlasten so die Mitarbeiter“, sagt Werkleiter Vic Daenen.
Zeitgleich wurden die Arbeitsabläufe jedoch angepasst: Die Montage wurde von einem Drei- auf ein Zweischichtsystem umgestellt. Die vorläufig letzte Nachtschicht fand bereits Ende des vergangenen Monats statt. Die Mitarbeiter wurden auf die anderen beiden Schichten aufgeteilt. In Deutschland soll der neue Fiesta ab 8. Juli bei den Händlern verfügbar sein und für glänzende Geschäfte sorgen.
Bis dahin dürfte sich auch abzeichnen, ob und wann es zum Jobabbau kommt. Angeblich sollen viele Mitarbeiter dazu gebracht werden, in den Vorruhestand zu wechseln. Kürzungen bei Zeitarbeitskräften seien dagegen nicht geplant, hieß es in informierten Kreisen. Das Programm sei ein Teil des bereits angekündigten Plans, Ford mit einem Drei-Milliarden-Sparprogramm profitabler zu machen und so den Aktienkurs zu stärken.
Der Plan könnte aufgehen, so zynisch es klingen mag: Allein die JobAbbau-Gerüchte ließen gestern den Ford-Kurs leicht steigen. Donald Trump stünde jedoch blamiert da, wenn sich Ford gegen die Forderung des US-Präsidenten stellte, den heimischen Arbeitsmarkt zu stärken. Im Januar war der Autobauer noch eingeknickt. Nach scharfer Kritik von Trump kassierte Ford seine Pläne, in Mexiko ein Werk zu bauen. Die Probleme änderte das jedoch nicht. Die US-Autobranche steht nach Jahren des Booms vor einer ungewissen Zukunft. Die Verkäufe dürften 2017 leicht schrumpfen.