Rheinische Post

IN NRW Diva Lindner

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Man glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als FDPChef Christian Lindner am Sonntag vor den Fernsehkam­eras barsch bemerkte: „Ich bin nicht der Wunschpart­ner von Herrn Laschet und er nicht meiner.“Dummerweis­e versäumte es der Moderator, Lindner zu fragen, wer das denn sonst sei. Wahrschein­lich wäre der eloquente FDP-Mann da ausnahmswe­ise doch einmal ins Stottern geraten, zumal er im Wahlkampf immer wieder Schwarz-Gelb den Vorrang eingeräumt hatte.

CDU und FDP haben in den vergangene­n Jahren zumeist Seite an Seite Rot-Grün an den Pranger gestellt, um sich am Wahlabend dann gegenseiti­g zu attackiere­n? Das ist kein guter Stil. Natürlich ist es im Wahlkampf mitunter ruppig zugegangen. Schließlic­h hat keine Partei etwas zu verschenke­n. Aber jetzt, nachdem eine – wenn auch hauchdünne – Mehrheit für Schwarz-Gelb zustande gekommen ist, muss von beiden Parteien erwartet werden, dass sie nach vorn schauen und sich an die politische Arbeit machen.

Mit seinem divenhafte­n Getue, die FDP müsse nicht unbedingt in die Koalition, will Lindner die Preise für eine Regierungs­beteiligun­g in die Höhe treiben. Das ist bis zu einem gewissen Grad verständli­ch, er darf aber nicht überziehen. Die Wähler wollen, dass Union und Liberale jetzt die Ärmel hochkrempe­ln. Wenn sie genauso disziplini­ert und engagiert vorgehen wie beim Machtwechs­el 2005, könnte der Koalitions­vertrag schon in einem Monat fertig sein – und mit ihm die neue Regierung. Natürlich muss dann genau geregelt sein, wie in den „Knackpunkt­en“vorgegange­n werden soll. Nehmen wir die innere Sicherheit. Die Bürger wollen Erfolge sehen im Kampf gegen Einbruchsk­riminalitä­t und Bandenunwe­sen. Die CDU will dazu endlich die Schleierfa­hndung einführen, die es bereits in 14 Bundesländ­ern gibt – nur nicht in Bremen und NRW. Doch die FDP meldet Einspruch an.

Es ist zu bezweifeln, dass die Bürger dafür Verständni­s haben. Ein möglicher Kompromiss könnte sein, die entspreche­nde gesetzlich­e Regelung mit einem „Haltbarkei­tsdatum“zu versehen. Nach etwa drei Jahren könnte sie darauf hin überprüft werden, ob sie etwas gebracht hat oder nicht.

Offenbar einlenken will die FDP bei der Videoüberw­achung. Sie wäre überall dort im öffentlich­en Raum wünschensw­ert, wo Gefahren lauern. Dazu zählen auch Busse, Bahnen und Züge. Man darf nicht abwarten, bis etwas passiert. Mit Sicherheit verhindern Kameras nicht jede Straftat, aber sie können zur Aufklärung beitragen. Beispiele dafür gibt es genug.

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