Gentleman des Pop
Der Sänger Bryan Ferry entzückte in der Mitsubishi Electric Halle mit seinem Gespür für Schönheit und alten Songs seiner Band Roxy Music und von Bob Dylan. Seine letzte Soloplatte überging der 71-Jährige galant.
Bryan Ferry ist der große Dandy und Gentleman der Popmusik. Bei einem Abend mit ihm werden Eleganz und Stilempfinden großgeschrieben. Die Bühne in der Mitsubishi Electric Halle ist von rötlichlila schimmernden, samtenen Vorhängen umrahmt und liegt in einem geheimnisvollen Halbdunkel, als die Band ihm einen opulenten Klangteppich ausrollt. Mit Backgroundsängerinnen, Streichern, einer Saxofonistin, die auch brillante Klarinetten-Soli beisteuert, ist die zehnköpfige Band opulent besetzt und kann Ferrys Solowerk genauso gut unterfüttern wie die vielen Roxy-Music-Songs, die das Konzert, das losgelöst von einer aktuellen Albumveröffentlichung stattfindet, bietet. Songs ankündigt, geht ein Raunen durch die Halle. 3000 Fans sind gekommen. Besonders ist das Intro zu „Take a Chance With Me“, ebenfalls ein Roxy-Music-Song vom Album „Avalon“, das 1982 erschien, als die Band einen zweiten Anlauf genommen hatte, die Popwelt zu erobern: Die Band schickt ihm ein verzaubertes, episches Instrumental voraus, das erst nur Klavier und Akustik-Gitarre gestalten und das die Musiker bald mit den typischen SynthesizerFlächen des 1980er-Sounds auf eine andere Ebene heben. Man hat dieser feinen Art, Klänge zu verweben, die Namen Artrock oder Glamrock gegeben – und Bryan Ferry ist wohl der größte noch lebende Verwalter dieser Kunst. Einer, der zusammen mit dem Erfinder des Ambient-Sounds Brian Eno, mit einem ganz eigenen Empfinden von Eleganz und ästhetischer Schönheit gegen die zunehmend langweiliger werdenden ClassicRock-Exzesse rebellierte. Obwohl sich Roxy Music 1983 erneut auflösten und damit eine eher kurze Phase in seiner künstlerischen Tätigkeit einnehmen, nimmt ihr Werk in Bryan Ferrys Konzert den größten Platz ein. Sein aktuelles Album „Avonmore“von 2014 lässt er links liegen, obwohl er zumindest mit dem Titelstück an frühere Großtaten anschließen konnte. Von besonderer Qualität waren bei Bryan Ferry immer auch Coverversionen. Mit „Dylanesk“hat er 2007 ein ganzes Album mit Songs des aktuellen Literaturno- belpreisträgers Bob Dylan aufgenommen. In der Mitsubishi Electric Halle spielt er schon früh dessen trauriges Liebeslied „Simple Twist of Fate“von „Blood on the Tracks“, und macht es mit den ihn eigenen Mitteln zu einem Stück glamouröser Popmusik. Eine grandiose Hommage ist sein MundharmonikaSpiel zum Abschluss, das an Dylans Qualität heranreicht und das anfangs eher zurückhaltende Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Später im Programm hat er außerdem Neil Youngs „Like A Hurricane“, das bei Young selbst einen gleichförmigen Charakter hat. Bryan Ferry macht jede Strophe zu einem Ereignis, die von beseelten Zwischenspielen seiner Gitarristen flankiert werden.
Es müssen nicht eigene Worte sein, durch die Bryan Ferry sich ausdrückt, es ist vor allem sein Konzept von schöner Popmusik. Die begeistert am Abend – und da braucht es auch keine langen Ansagen, um den Kontakt zwischen Fans und ihrem Idol herzustellen. Ein Satz genügt: „Es ist gut, wieder in Düsseldorf zu sein.“ (RP) Eigentlich sollte die Sonderausstellung mit Fotografien von Fred Stein in der Mahn- und Gedenkstätte nur noch bis Ende dieses Monats zu sehen sein, nun wird sie wegen des großen Besucherinteresses noch einmal verlängert: Noch bis 4. Juni zeigt das Haus an der Mühlenstraße 29 darum die Schau „Fred Stein: Auf dem Weg. Dresden – Paris – New York“. Versammelt sind Arbeiten, die der Fotograf nach seiner Flucht vor den Nazis 1933 im Exil gemacht hat. In Paris machte Stein damals aus seiner Hobby-Fotografie einen Beruf. Später wurde er vor allem für seine Straßenfotografien in New York bekannt. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags und sonntags 11 bis 17 Uhr, samstags 13 bis 17 Uhr.